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Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Bei Tränen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Lauriel
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weinerlich in meinem Kopf. Das ist dieser eine
Zwilling, die Heulsuse.
    ›Kein Pardon
für Heulsusen‹, grölt der andere, der toughe Zwilling, dagegen an.
    Ich bin
keine Heulsuse, wirklich nicht. Also tendiere ich dazu, der toughen Hälfte in mir
recht zu geben.
    ›Richtig
so. Zeig es ihnen. Wehr dich!‹
    ›Wehr dich?‹
Das ist wieder die Piepsstimme. ›Aber genau deshalb stecken wir in diesem Schlamassel!‹
    Ich sehe
mich um. Kriegt jemand mit, was gerade passiert? Nein, sie sind alle mit sich selbst
beschäftigt. Gott sei Dank, dass heute nur ein Drittel der Plätze besetzt ist. Aber
was meint meine innere Heulsuse eigentlich mit ›im Schlamassel stecken‹?
    ›Na, weil
du immer so austickst, sind sie jetzt alle tot … oder zumindest beinahe.‹
    Mein Herz
fängt an zu wummern. Wissen die beiden mehr als ich? Werden meine schlimmsten Ängste
wahr? Frank, wo bist du, rette mich!
    ›Pah, du
brauchst keinen Frank, erst recht keinen Frank, der Kriminalkommissar ist! Bist
du bescheuert?‹
    ›Doch!‹,
heult Heulsuse dagegen an. ›Genau den braucht sie jetzt, er kann ihr helfen. Außerdem
findest du ihn auch sexy.‹
    ›Klar‹,
raunt Lady Tough, ›aber den brauchen wir nicht, damit er uns hilft, sondern für
ganz andere Dinge …‹ Sie lacht neckisch, und ich muss einstimmen.
    Maurice
kommt auf mich zu. Anscheinend habe ich laut gelacht. »Geht es gut, Lucy?«
    Ach, er
ist so lieb! »Ja, Maurice, alles bestens.«
    Er sieht
mich noch eine Weile an, dann schlendert er weiter.
    Ich senke
den Kopf und flüstere meinen beiden Mädels eine Frage zu: »War ich das oder war
ich es nicht? Wenn es jemand weiß, dann ihr.«
    ›Furchtbar,
einfach schrecklich! Ich habe keine Ahnung, aber wenn du es warst, dann musst du
dich sofort stellen!‹ Klar, da hat wieder die Heulsuse ihre Meinung geäußert.
    ›Gar nichts
musst du. Das waren alles Unfälle. Außerdem ist seit vorgestern keiner mehr abgekratzt
…‹ Mir scheint, dass sie böse lacht.
    Eine Gänsehaut
überzieht meine Arme. Endlich kapiere ich, dass ich am falschen Ort bin. Ich gehöre
ins Bett. Wenn nicht gar in die Klapse!
    Ich streife
das Headset ab und stehe auf, hänge mir die Tasche über die Schulter und gebiete
meinen inneren Zwillingen, zu schweigen. Ich merke, dass meine Kollegen mir argwöhnisch
hinterherstarren, aber es ist mir egal.
    Am Fahrstuhl
holt Maurice mich ein. Abgehetzt fragt er: »Geht es gut, Lucy?«
    »Nein«,
gebe ich endlich zu, »ich habe fürchterliche Kopfschmerzen.«
    Er folgt
mir in den Fahrstuhl.
    »Ich glaube,
ich sollte mir einen Krankenschein besorgen. Das ist alles zu viel für mich.«
    Maurice’
kleines Gesicht wirkt, als müsse er angestrengt nachdenken. Dann nickt er grimmig.
»Die Crumpf-Saitenstecher ist schuld. Die ist böse.«
    »Ach was
… Ja, vielleicht auch sie … Keine Ahnung.«
     
    Zu Hause lasse ich alles fallen,
wo ich gerade stehe, hole die für besondere Anlässe gekaufte Flasche Prosecco aus
dem Kühlschrank und die fast leere Flasche Aperol. Ich brauche etwas, das mich tröstet.
Warum nicht das?
    Dann gehe
ich auf die Pirsch. Irgendwas Essbares muss doch noch da sein. Ich finde Cornflakes,
die ich mir mal in einem Anfall von Trotz gekauft habe … Ja, ja, ich weiß: Ganz
schön kindisch, mit über 30 Jahren noch innerlich gegen die Müsli-Überzeugung meiner
Mutter aufzubegehren, indem ich mir Cornflakes reinziehe. Ich seufze. Die habe ich
an einem Tag gekauft, an dem sie wieder mal auf meiner verpatzten Karriere herumgeritten
ist. »Und dann ernährst du dich auch noch völlig falsch, Kind.« Der Satz war es
gewesen, der mich das Telefon in die Ecke pfeffern, vom Sessel aufspringen und in
die Stadt fahren ließ, um etwas richtig Ungesundes zu kaufen. In Ermangelung eines
größeren Geldbetrags fiel meine Wahl dann auf die Flockenpackung anstatt auf meine
geliebten Trüffelpralinés. Für einen simplen Racheakt wären die auch wirklich zu
schade gewesen. Die Cornflakes stelle ich auf meiner winzigen Arbeitsfläche parat,
dann suche ich weiter.
    Erdnussbutter!
Gebongt.
    Eine fast
aufgegessene Packung Madeleines, erst kürzlich abgelaufen. Gebongt.
    Vielleicht
noch was im Tiefkühlfach? Ich suche und suche, und Bingo! In der hintersten Ecke
gammelt eine vergessene Packung amerikanisches Karamelleis vor sich hin. Ich räume
alles, was davor liegt, heraus, damit ich die Packung von den Wänden des Kühlfachs
loseisen kann. Die ist dort anscheinend festgewachsen. Aber ich bin stärker!
    Durch

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