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Beichte eines Verfuehrers

Beichte eines Verfuehrers

Titel: Beichte eines Verfuehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hart Megan
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„Ich bin sauer, ehrlich.“
    „Was bist du?“ Meine Gabel verharrte auf halbem Weg zu meinem Mund.
    „Ja, ich bin sauer. Hast du wirklich gedacht, ich höre dir nicht zu?“
    „Du hättest zugehört“, versicherte ich ihr. „Aber es wäre von mir nicht fair gewesen, dich damit zu belasten.“
    Erst schien sie protestieren zu wollen, doch dann nickte sie. „Du hast recht. Ich hätte nicht gut genug zugehört. Tut mir leid.“
    Unsere Schwesternschaft passte mir plötzlich wieder wie eine alte, ausgebleichte Jeans. Ich hatte Katie vermisst.
    „Ich wollte halt nicht, dass irgendwer denkt, ich liebte Adam nicht mehr. Und als er nicht mehr rausgehen wollte …“ Ich verstummte.
    „Da fühltest du dich illoyal.“ Sie nickte.
    „Ja, illoyal, genau.“
    „Niemand verweigert dir, ein eigenes Leben zu führen.“
    „Das hat Adam auch gesagt.“ Ich erinnerte mich an das Treffen einer Selbsthilfegruppe. Die Frauen hatten sich gegenseitig versichert, wie sehr sich jede von ihnen aufopferte und hatten ihr Martyrium verglichen. Als ich Katie davon erzählte, stach sie mit finsterem Blick auf ihren Kuchen ein.
    „Das ist genauso wie diese heiligen Kühe in der Krabbelgruppe. Als ich zugab, dass ich einen Babysitter engagierte, um zum Friseur zu gehen, schauten sie mich an, als beginge ich eine Todsünde.“
    „Ich versuche ja, sie zu verstehen. Ich meine, wenn man es professionell betrachtet, dann liegt es daran, dass sie mit dieser Konzentration auf die Details versuchen, ihr Trauma zu überwinden. Aber das macht es kaum leichter. Ich weiß schon, ich sollte mich nicht schuldig fühlen, wenn ich manchmal wütend bin.“
    „Schön und gut“, sagte Katie. „Ich habe kein Problem mit den Leuten, die sich für ihre Familie aufopfern, ob es nun der Mann ist oder die Kinder. Für mich fängt es an, ein Problem zu werden, wenn diese Leute von mir dasselbe verlangen. Sie können gerne jedes verrückte Detail über den ersten Zahn ihrer Kinder protokollieren und fotografieren, aber sie sollen von mir nicht dasselbe verlangen. Und ich bin dann eine schlechte Mutter, wenn ich es nicht mache?“
    Wir schauten uns einen Moment an, dann brachen wir in Gelächter aus. Es war befreiend.
    „Gott, das fühlt sich gut an, so was mal auszusprechen.“
    „Tut mir leid, dass wir so lange keine Zeit füreinander hatten, Katie.“
    „Mir auch. Aber das kommt nicht noch mal vor, verstanden? Sonst verpasse ich dir einen Tritt in den Hintern. Oder ich klaue dir den Kuchen.“
    Ich tat so, als wollte ich meinen Kuchen beschützen. „Versuch es ruhig, das will ich sehen.“
    Schokolade, Koffein und die wohltuenden Gespräche entspannten mich und machten mich träge. Ich nahm dieses Gefühl so gierig auf wie den Kuchen.
    „Verrat’ es nicht der Mütterpolizei, aber ich denke darüber nach, wieder arbeiten zu gehen. Erst ein bisschen von zu Hause, bis die Kinder älter sind. Ich habe Priscilla von der Bank getroffen, in der ich früher gearbeitet habe. Sie hat mir erzählt, dass sie nach einer Teilzeitkraft suchen.“
    Ich blinzelte. Mein Kaffee war plötzlich sehr interessant. „Ach, wirklich?“
    „Ja. Und halt dich fest, das glaubst du nicht. Erinnerst du dich, wie wir uns immer über die Leute lustig gemacht haben, die als Einladungskarten für ihre Hochzeit diese kitschigen Hummel-Figuren benutzen? Diese Karten, auf denen dann steht ’ich heirate meinen besten Freund’?“
    Ja, ich erinnerte mich daran.
    „Siehst du, und Priscilla wird heiraten und hat mir ihre Einladungskarten gezeigt. Und rate mal, was für welche sie benutzt.“
    Die Schokolade blieb mir im Hals stecken. Aber ich wusste nicht, ob es das harte Gefühl der Befriedigung war oder eine Form von morbider Faszination. „’Heute heirate ich meinen Freund’?“
    Katie klatschte in die Hände. „Richtig, große Schwester! Das sind die hässlichsten Einladungskarten, die ich je gesehen habe. Ich meine, komm schon, sie ist jenseits der dreißig!“
    „Wann wird sie heiraten?“
    „Anscheinend im Juni. Aber sie ist die reinste Checklistenkönigin, also …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich vermute, sie wird jede Millisekunde durchplanen. Ihr armer Verlobter, ich wette, er muss für sie durch brennende Reifen springen oder so einen Unsinn machen.“
    „Vielleicht macht es ihm ja nichts aus.“
    „Also, ein Mann der damit einverstanden ist, solche Einladungskarten zu verschicken, der kann es im Bett doch nicht bringen, oder?“
    Darauf antwortete ich

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