Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 2) (German Edition)
allerdings bereits wieder zurückzogen. Das Amulett war tatsächlich sehr mächtig.
David legte sich die Kette um und atmete auf. »Ich w ünschte, ich könnte so gut zaubern, um den Frauen zu helfen.«
»Wenn sie Glück haben, werden sie sich an nichts erinnern, wenn der Bann von ihnen fällt.«
Ein leichter Ruck ging durchs Schiff, den Zahars feine Sinne gleich registrierten. Ihm war schwindlig und die Wunden juckten. Sie waren infiziert. Manche Dämonenklauen sonderten ein giftiges Sekret ab. Dennoch machte er sich keine Sorgen. Sein Steinschlaf war Fluch und Segen. Er würde ihn heilen, bevor das Gift ihn umbrachte.
Zahar lehnte sich gegen den Türrahmen, um kurz auszuruhen. »Die Fähre wird langsamer. Wir sind wohl bald da.« Er hörte die Musik nicht mehr und viele Füße, die über die Planken eilten. Der Pianospieler hatte seine Vorstellung beendet.
***
Nachdem David mit Zahars Hilfe die beiden Frauen an Deck gebracht und einem Besatzungsmitglied übergeben hatte, holten sie ihr Gepäck aus dem Laderaum und drängten sich zwischen die Menschen, um in der Masse unterzutauche n. Was auch immer die Dämonen wollten – sie würden bestimmt nicht aufgeben. David zitter ten pausenlos die Knie. Ständig schaute er sich um und war heilfroh, als sie endlich im Zug saßen, in ihrem eigenen geschlossenen Abteil. Grannys magische Steine erfüllten hier ebenfalls ihren Zweck. David verteilte sie in allen Ecken. Nun war die kleine Kabine wie eine Festung gesichert. Sie hatten noch eine weite Fahrt vor sich und David wollte keine Überraschungen erleben. Ihre Reise würde sie in dieser Nacht von Calais nach Lille führen und von dort aus weiter nach Amiens, wo sie einen weiteren Tag in einem Gasthaus bleiben würden. Die Zeit war knapp bemessen, denn sie würden erst eine Stunde vor Sonnenaufgang ihr Ziel erreichen. Eine andere Verbindung hatte es nicht gegeben.
»Ich muss mich schon wieder umziehen«, sagte Zahar und legte den Mantel ab. Er sah müde aus; Schatten hingen unter seinen Augen, sein Gesicht wirkte fahl.
David starrte entsetzt auf das zerfetzte Hemd und die blutroten Flecken. Er sprang auf. »Warum hast du nicht gesagt, dass du so schwer verletzt bist?«
»Morgen ist das alles vergessen.« Zahar zerrte sich das Hemd vom Körper und warf es auf die Sitzbank. »Es hat auch Vorteile, verflucht zu sein.«
David stellte sich neben ihn. Sein Herz schmerzte bei Zahars Anblick. Die Dämonen hatten ihre Klauen in den wunderschönen Körper geschlagen und tiefe Kratzer hinterlassen. »Die Wunden nässen. Sie sind infiziert!« Ein gelbgrünes Sekret trat daraus hervor.
»Mach dir keine Sorgen, das wird heilen, wenn ich schlafe. Ist nicht mein erster Dämonenangriff.« Zahar schlüpfte aus Schuhen und Hose. Nackt stand er vor David und wankte.
»Setz dich, ich muss mir deine Wunden ansehen.«
Zahar gehorchte widerstrebend. »Morgen geht’s mir wieder gut, gl aube mir.«
David holte seinen Koffer von der Gepäckablage. Hätte er nicht im Gepäckraum der Fähre gelegen, hätte David die Kristalle zu ihrem Schutz verwenden können.
»Granny hat mir ihre Spezialsalbe mitgegeben, die hilft bei den meisten Verletzungen, sogar gegen schwarzmagische.« Er suchte den Tiegel, den er gestern darin gesehen hatte, und öffnete ihn. Sofort erfüllte ein Potpourri der Düfte den Raum. Vorsichtig tupfte David die fettige Paste auf einen Kratzer, der quer über Zahars Brust verlief. Es zischte leise, als die Creme das Sekret berührte. Das Gift wurde neutralisiert, die Wunde versiegelt. Mit dem Gift, das sich bereits im Körper befand, musste Zahar selbst fertig werden. Wären sie in London, hätte Granny bestimmt einen Tee zubereiten können, der ihm schnell geholfen hätte.
»Deine Großmutter denkt wirklich an alles.« Zahar schloss die Augen und legte den Kopf zurück. Da seine Lippen leicht geöffnet waren, erkannte David die Spitzen der Reißzähne. Die Schwingen zitterten; Schweiß stand auf seiner Stirn.
So ein starkes Wesen wie Zahar geschwächt zu sehen und ihm nicht wirklich helfen zu können, ärgerte David und machte ihn selbst schwach. Wäre er nur nicht so ein Versager, was die Zauberei betraf! Er nahm sich vor, das Üben wieder aufzunehmen, sobald sie zurück in London waren. »Granny ist der magischen Welt mehr verbunden als ich.«
Zahar zischte, als David einen besonders tiefen Kratzer auf dem Oberschenkel versorgte.
»Tut mir leid«, wisperte David. Ständig musste er auf den flachen, muskulösen
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