Beim Leben meiner Schwester
daà sie eine passende Spenderin für Kate sein würde.«
»Das ist lange her. Und sie kann sich nicht erinnern, daà wir das mit ihr gemacht haben.«
Ich warte, bis er mich anschaut. »Würdest du für Kate Blut spenden?«
»Mein Gott, Sara, was für eine Frage â«
»Ich auch. Verdammt, ich würde ihr die Hälfte meines Herzens abgeben, wenn es helfen würde. Für die Menschen, die man liebt, tut man doch, was man kann, oder?«
Brian senkt den Kopf, nickt.
»Wieso glaubst du, daà Anna das anders sehen könnte?«
Die Fahrstuhltüren öffnen sich, aber Brian und ich bleiben stehen und starren einander an. Der Obdachlose drängt sich zwischen uns durch, die Tüten in seinen Armen rascheln. »Schreien Sie nicht so«, ruft er, obwohl wir keinen Mucks von uns geben. »Merken Sie nicht, daà ich taub bin?«
Für Anna ist es ein Festtag. Ihre Mutter und ihr Vater unternehmen was mit ihr allein. Auf dem ganzen Weg über den Parkplatz hält sie uns beide an der Hand. Macht doch nichts, daà wir in ein Krankenhaus gehen.
Ich habe ihr erklärt, daà Kate sich nicht gut fühlt und daà die Ãrzte ihr, Anna, etwas wegnehmen müssen, das sie Kate geben können, damit es ihr wieder besser geht. Ich dachte, das müÃte an Informationen reichen.
Wir warten im Untersuchungsraum, malen Flugsaurierund Tyrannosaurus-Bilder aus. »Heute in der Pause hat Ethan gesagt, die Dinosaurier sind alle gestorben, weil sie Schnupfen gekriegt haben«, sagt Anna, »aber das hat ihm keiner geglaubt.«
Brian grinst. »Und was glaubst du, woran sie gestorben sind?«
»Na, weil sie eine Million Jahre alt waren.« Sie blickt zu ihm auf. »Haben die früher schon Geburtstagspartys gefeiert?«
Die Tür geht auf, und die Hämatologin kommt herein. »Hallo, ihr drei. Mom, nehmen Sie Anna mal auf den Scho�«
Also setze ich mich auf den Tisch und halte Anna in den Armen. Brian stellt sich hinter uns, damit er Annas Schulter und Ellbogen festhalten kann. »Alles klar?« fragt die Ãrztin Anna, die noch lächelt.
Und dann hält sie eine Spritze hoch.
»Es ist nur ein kleiner Piekser«, verspricht die Ãrztin, und Anna fängt an, um sich zu schlagen. Ihre Arme treffen mich im Gesicht, im Bauch. Brian kann sie nicht bändigen. Ãber ihr Gekreische hinweg schreit Brian: »Ich dachte, du hättest sie vorgewarnt!«
Die Ãrztin, die von mir unbemerkt den Raum verlassen hatte, kommt mit zwei Krankenschwestern als Verstärkung wieder. »Kinder und Hämatologie, das paÃt nie gut zusammen«, sagt sie, während die Krankenschwestern Anna von meinem Schoà ziehen und sie mit sanften Händen und noch sanfteren Worten trösten. »Keine Sorge, wir machen das oft.«
Es ist ein Déjà -vu-Erlebnis, wie an dem Tag, an dem bei Kate die Krankheit festgestellt wurde. Vorsicht mit dem, was du dir wünschst , denke ich. Anna ist wirklich genau wie ihre Schwester.
Ich sauge Staub im Zimmer der Mädchen, als ich mit dem Staubsaugergriff das Goldfischglas umstoÃe und Herkules hinausfliegt. Das Glas bleibt zwar heil, aber ich brauche eine Weile, bis ich Herkules unter Kates Schreibtisch finde, wo er sich auf dem Teppichboden trockenzappelt.
»Halt durch, mein Junge«, flüstere ich und lege ihn zurück in sein Kugelglas. Ich renne ins Bad und fülle Wasser nach.
Er treibt nach oben. Nicht , denke ich. Bitte .
Ich setze mich auf die Bettkante. Wie soll ich Kate beibringen, daà ich ihren Fisch umgebracht habe? Wird sie was merken, wenn ich schnell zum Tiergeschäft fahre und einen Ersatz kaufe?
Plötzlich steht Anna neben mir. »Mommy? Was hat Herkules? Wieso bewegt er sich nicht?«
Ich öffne den Mund, ein Geständnis schmilzt auf meiner Zunge. Doch im selben Moment zittert der Goldfisch, taucht seitlich ab und beginnt, wieder seine Kreise zu schwimmen. »Nichts«, sage ich. »Dem gehtâs gut.«
Als fünftausend Lymphozyten anscheinend nicht genügen, möchte Dr. Chance zehntausend. Annas Termin für eine zweite Blutabnahme fällt ausgerechnet auf den Nachmittag, an dem sie auf der Geburtstagsfeier einer Freundin ist, die in der Turnhalle des Kindergartens feiern darf. Ich lasse sie eine Weile auf die Party gehen und hole sie dann ab.
Das Mädchen ist eine Zuckerwatteprinzessin mit feeweiÃem Haar, eine winzige Kopie
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