Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
Yogastunde war vor rund einem Jahr und hatte tragikomische Züge, aber wer weiß, diesmal könnte es ja besser klappen.
Plötzlich kommt eines der Mädchen von vorhin zurück in den Umkleideraum.
Sie wird wohl ihr Handy vergessen haben.
Verlegen drehe ich mich zur Wand.
»Entschuldige bitte?«, sagt sie.
Ich sehe sie an, sie ist bildhübsch und auffallend unbefangen für ihr Alter. Sie muss etwa dreizehn sein, wirkt aber wie einundzwanzig.
»Ich finde ja, dass du recht hast, aber weißt du, man kann sich der Clique nicht widersetzen, sonst ist man draußen. Und wenn man draußen ist, ist man erledigt. Man wird nicht mehr zu Partys eingeladen und geschnitten, sie erzählen herum, dass du stinkst oder Unglück bringst und so. Also musst du mitspielen, auch wenn es dir nicht gefällt. Vielleicht war es zu deiner Zeit anders, aber heute läuft es nun mal so. Es gibt niemanden, der zu dir hält. Ich bin noch Jungfrau, aber ich habe ihnen erzählt, ich hätte es mit zwei verschiedenen Typen am Strand getrieben, sonst hätten sie mich nie in Frieden gelassen, und Jessica ist ein gemeines Miststück. Einmal hat sie eine von uns
gezwungen, statt ihrer zu gestehen, dass sie Ecstasy genommen hat.«
»Verstehe, aber ich will dir eines sagen: Letzten Endes ist die Gruppe gar nicht so wichtig, weil jeder im Leben sein eigenes Rennen läuft. Und wenn man keinen starken Charakter hat, verliert man sich leicht, indem man anderen gefallen will, und landet auf der Couch. Ich glaube, man sollte sich selbst möglichst treu bleiben, denn sonst tut man sein Leben lang nichts anderes, als nach dem Kind zu suchen, das man war, bevor die Wünsche und Erwartungen der anderen einen verdorben haben.«
»Ich weiß nicht, ob ich dir folgen kann.«
»Schwer zu erklären, aber in Kurzfassung: Genieße die Zeit, so wie du jetzt bist, ohne auf Teufel komm raus die Erwachsene spielen zu wollen. Pfeif auf die Jessicas dieser Welt, die gibt es immer und überall. Viel wichtiger ist, was in dir vorgeht, als wie du nach außen erscheinst, auch wenn sich das für dich im Moment noch vollkommen absurd anhört.«
»In unserer Schule gibt es nichts Wichtigeres als die äußere Erscheinung.«
»Trotzdem, du kannst dich nicht um der anderen willen verbiegen. Wenn du dir nichts aus Klamotten, Schuhen, Make-up und Diäten machst, kannst du dir nicht einreden, das toll zu finden, nur um einer Gruppe von hirnlosen Zicken anzugehören. Entschuldige, ich wollte deine Freundinnen nicht beleidigen.«
»Nein, stimmt schon, es sind dumme Schlampen, aber alle bewundern sie.«
»Soll ich dir was sagen? Du solltest dir berühmte Frauen zum Vorbild nehmen, die es aus eigener Kraft geschafft
haben, indem sie an sich selbst geglaubt und furchtlos gegen Vorurteile angekämpft haben. Sie haben mit ihrer Beharrlichkeit und Stärke diese Welt ein bisschen besser gemacht. Kein einziges Dummchen aus reichem Haus ist je in die Geschichte eingegangen, bloß weil es mit der halben Highschool gebumst hat.«
Sie strahlt mich an.
»Weißt du, dass du echt stark bist? Deine Kinder müssen stolz darauf sein, eine Mutter wie dich zu haben.«
»Meine …? Och, na ja, ein bisschen.«
Kapitel 24
Bob hat mir über Tyler 130 Dollar für einen Tag Arbeit zukommen lassen, was mir zunächst unverhältnismäßig hoch erschien. Aber ich habe mich gehütet, ihn darauf hinzuweisen.
Andererseits hat alles, was Zeit und Sorgfalt erfordert, seinen Preis, und warum sollte ich dann nicht meinen verdienten Lohn erhalten?
Es ist sehr viel angenehmer für mich, von zu Hause aus zu arbeiten.
Zumal die Schwangerschaftsbeschwerden eher zu- als abnehmen, weshalb ich schon überlege, meinen Körper der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen.
Die Rückenschmerzen sind ein Dauerzustand, mein Geschmacksempfinden hat sich verändert, und ich ertrage keinerlei chemische Duftstoffe mehr. Ich sabbere immer noch, kotze dafür etwas weniger, habe dunkle Flecken im Gesicht und ständig Lust auf Süßigkeiten, die es gar nicht
mehr gibt, wie Mohrenkopfbrötchen, Milky Way, Schokoriegel mit Puffreis.
In Ermangelung dessen wäre mir auch ein weiches Torrone mit Pistazien und Schokoladenglasur recht.
Ich wette, wenn man Angelina Jolie oder Jennifer Lopez fragen würde, wie sie ihre Zwillingsschwangerschaften überstanden haben, würden sie antworten: »Mir ist es nie besser gegangen!«
Manchmal beschleicht mich der Verdacht, all diese Symptome könnten etwas damit zu tun haben, dass es niemanden gibt, der
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