Beim zweiten Mal kuesst es sich besser
dagegen hatte sich für ein dunkelgraues Kleid entschieden, das halblange Ärmel und einen runden Ausschnitt hatte. Dazu trug sie dunkle Strumpfhosen und graue Stiefeletten, die sie in einem Anflug geistiger Umnachtung für sechshundert Dollar bei Jimmy Choo gekauft hatte.
„Die Pumpe habe ich abmontiert, Dad.“ Er blickte auf und entdeckte sie, die neben seinem Vater auf der Couch saß. „Hi, Kate. Du bist ja schon da.“
„Sie ist soeben zur Tür hineingekommen.“
„Gut siehst du aus.“
„Das habe ich ihr auch schon gesagt.“ George nickte und warf Kate ein breites Lächeln zu, das sie erwiderte.
„Danke, Dad , du alter Charmebolzen“, Hugh verdrehte kurz die Augen und setzte sich auf die Lehne eines Sessels, womit er ihr genau gegenüber saß.
Sein Dad lachte dröhnend, bevor er über die Rundreise zu plaudern begann und bald unterbrochen wurde, als Iris sie ins Esszimmer bat. Hugh war ganz der mustergültige Sohn und half seiner Mutter, das Essen auf den Tisch zu st ellen und allen Eistee einzuschenken.
Iris war eine wundervolle Köchin, die sich mit einem großartigen Rindsbraten und Unmengen an Beilagen selbst übertroffen hatte. Obwohl es sehr schmackhaft war, schaffte Kate kaum ihre Portion. Hugh dagegen schaufelte sich wie bereits als Teenager die Portion eines ausgewachsenen Gorillas in den Mund.
„Das Essen ist phantastisch, Iris“, lobte Kate ihre Gastgeberin.
„Ja, Mom“, Hugh hatte sich ein weiteres Stück Fleisch in den Mund schieben wollen und grinste stattdessen. „Es schmeckt großartig.“
„Danke“, seine Mutter lächelte selig.
Auch George Lindsay lobte seine Frau und fragte sie interessiert: „Die Möhren schmecken anders als sonst, Liebling. Sehr viel würziger.“
„Ich habe Ingwer hinein getan“, sie blickte in die Runde. „Da fällt mir etwas ein. Habt ihr schon von Glenn MacIntrys Katze gehört?“
„Wie kommst du denn darauf?“
Iris zuckte mit der Schulter. „Als ich das Gemüse gekauft habe, erzählte mir Alma Steiner, dass Glenn sich eine Katze angeschafft hat.“
„Ich dachte, dass Glenn MacIntry eine Tierhaarallergie hat“, Hugh runzelte die Stirn.
„Stimmt“, Kate nickte ihm zu. „Wir waren mit Glenn in einer Grundschulklasse. Irgendjemand brachte seinen Hund mit und Glenn bekam beinahe einen allergischen Schock.“
Iris schüttelte den Kopf. „Es ist eine Nacktkatze. Alma meinte, es sei das hässlichste Vieh, das sie jemals gesehen hätte.“
Prompt verschluckte sich Kate an ihrem Wein und merkte, dass es Hugh ähnlich ging.
„Eine Nacktkatze ?“ George schnaubte entrüstet. „Wer legt sich denn bitte eine Nacktkatze an?“
Hugh grinste teuflisch. „Oder soll das ein Synonym für eine Stripperin sein, Mom?“
Sein e Mom sah ihn tadelnd an, doch sein Dad lachte schallend. „Glenn ist ein merkwürdiger Zeitgenosse, der nicht ganz richtig im Kopf ist. Ihm würde ich es jedenfalls zutrauen.“
Kate senkte den Kopf und unterdrückte ein Lächeln. Es war tatsächlich genauso wie früher, als sie am selben Tisch gesessen und mit den Lindsays zu Mittag gegessen hatte. Nichts hatte sich verändert – abgesehen davon, dass nun über nicht jugendfreie Themen gesprochen wurden.
„Unter uns gesprochen, Glenn wurde von seinem Dad als Teenager in einer sehr delikaten Situation erwischt“, George hatte eine ernste Miene aufgesetzt.
„Woher willst du das denn wissen?“
„Iris, sein Dad war jahrelang mein Kunde und schüttete mir manchmal sein Herz aus.“
Da George Lindsay landwirtschaftliche Geräte verkauft hatte, musste die Not von Glenns Vater ziemlich groß gewesen sein, entschied Kate.
„Was für eine delikate Situation?“ Hughs Neugier war nicht zu übersehen.
„Hugh, also wirklich“, schimpfte seine Mom.
„Ich verrate keine Einzelheiten, aber Glenns Ausrede lautete, er sei zufällig und ganz versehentlich auf die Flasche gefallen .“
„Auf die Flasche gefallen?“ Iris runzelte ratlos die Stirn, während Hugh und Kate in Lachen ausbrachen.
George Lindsay starrte seine Frau durchdringend an. „Ja, Iris. Mit welchen Körperöffnungen kann ein Mann auf eine Flasche fallen, hm?“
„Ich verstehe nicht, wie ... oh.“
Das entsetzte Gesicht ihrer Gastgeberin reizte Kate zu weiteren Lachsalven.
Nach einigen Minuten, in denen über peinliche Begebenheiten anderer Stadtbewohner gesprochen wurde, fragte Iris Kate mit sorgenvoller Stimme: „Schätzchen, Alma hat mir auch von deiner schlimmen Zeit erzählt. Wie gut,
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