Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
stehen. Sie fügte fröhlich hinzu: »Und ich habe meiner Schwester alles darüber erzählt.«
»Mum?« Als Nächstes hörten sie Georgias Schritte auf der Treppe.
Patty blinzelte und richtete sich auf. Sie strich sich das blonde Haar aus den Mascara-verschmierten Augen und brüllte über die Musik hinweg: »Hallo, Baby, komm hoch, wir sind hier.«
Cleo beugte sich nach unten, nahm die Boxershorts und die Freizeithose und warf sie Will zu. Sie folgte Abbie aus dem Schlafzimmer und schloss in dem Moment die Tür hinter sich, als Georgia den Treppenkopf erreichte.
»Was ist hier los?« Georgia war sonnengebräunt von ihrem Tag beim Motocross. Sie musterte die beiden misstrauisch. »Was macht ihr hier? Ist sie betrunken?«
Abbie nickte. »Ja, aber das ist in Ordnung. Geh nicht hinein, Kleines.«
»O bitte, wir sprechen hier über meine Mutter. Glaubt ihr, ich hätte nicht schon alles gesehen?«
»Ich weiß, aber es ist jemand bei ihr.«
»Was für eine Überraschung.« Georgia klang distanziert, aber in die Ironie mischte sich Scham.
Die Schlafzimmertür wurde geöffnet, und Will, der sich in Lichtgeschwindigkeit angezogen hatte, stürmte an ihnen vorbei.
»Bisschen jung für dich, Mum, oder?« Georgia blieb auf der Türschwelle stehen und starrte auf ihre kaum verhüllte Mutter auf dem Bett.
Patty lallte: »Ach, fang nicht wieder damit an.«
Georgia atmete aus und sah Abbie an. »Tut mir leid.«
»Ach, Georgia, es ist nicht …«
»Ich übernehme jetzt.« Georgias Körpersprache war steif, ihre Art brüsk. »Ich bin daran gewöhnt. Könnt ihr bitte einfach gehen?«
Auf dem Weg nach draußen kamen sie im Erdgeschoss an Tom vorbei. Er sah sie demonstrativ nicht an.
»Patty liegt in deinem Bett.« Abbie konnte nicht anders. »Heißt das, dass du auch mit ihr schläfst?«
Toms Unterkiefer verspannte sich. »Nein, ich habe mit niemand anderem geschlafen. Anders als du .«
»Komm schon.« Das war jetzt nicht der Moment für einen weiteren Showdown. Cleo zog ihre Schwester zur Tür hinaus. »Lassen wir sie in Ruhe. Wir müssen jetzt zurück.«
Fia sah zu, wie Molly und Rob mit Ash und Saskia durch den Garten tobten. Ash brüllte Anweisungen und brachte ihnen militärische Überraschungsangriffe bei. Sie jauchzten begeistert, während er ihnen half, über niedrige Mauern zu hechten, sich durch das Gras zwischen dem Zaun und dem Apfelbaum zu robben, sich unter den Holzbänken hindurchzurollen und über die Parade an Blumentöpfen zu springen.
»Ich bin dran, ich bin dran!«, schrie Molly und packte Ashs Hände, bevor er die Chance hatte, Rob loszulassen.
Fia musste einfach lächeln. Ash ging so natürlich mit ihnen um. Wer hätte gedacht, dass er mit Kindern derart gut zurechtkam?
Dann wurde ihre Aufmerksamkeit von Will abgelenkt, der auf sie zukam. Zwanzig Meter hinter ihm folgten Cleo und Abbie. Will wirkte eindeutig angefressen.
»Sie haben dich also gefunden.« Fia fragte sich, ob sich Cleo tief in ihrem Innern wünschte, sie wäre noch mit Will zusammen.
»Sieht so aus, oder?« Er hob den Arm, um Rob und Molly auf sich aufmerksam zu machen. »Kommt, ihr zwei. Wir müssen los.«
»Daddy, du kommst zu spät .« Rob war stolz auf seine frisch erlernte Fähigkeit, die Uhr zu lesen.
»Dürfen wir noch bleiben?«, flehte Molly. »Bitte? Wir machen Überraschungseierangriffe!«
»Nein, wir müssen zurück.« Will beäugte Ash misstrauisch und sagte zu Fia: »Ist das der fette Kerl, mit dem dich meine Mutter gesehen hat?«
Er war wirklich widerlich. Kaum vorstellbar, dass sie ihn tatsächlich geheiratet hatte. »Ja, wir hatten einen großartigen Abend zusammen.«
Fünf Minuten später hatte sie die Kinder umarmt und geküsst und sich von ihnen verabschiedet. Will ging mit Molly und Rob über den Dorfanger zum Parkplatz vor dem Pub.
Ash sah ihnen nach. »Wenn er die Kinder nicht bei sich gehabt hätte, hätte ich ihm eine reingehauen.«
Cleo meinte: »Ich hätte dich angefeuert.«
Nachdem Fia den Tag damit verbracht hatte, Schnappschüsse mit ihrer Digitalkamera zu schießen, sagte sie: »Und ich hätte Fotos davon gemacht und sie ins Internet gestellt.«
Nur Abbie war in Gedanken anderswo. Sie dachte nicht länger an Will und meinte geistesabwesend: »Die arme Georgia.«
49.
Kapitel
Am Dienstagabend war das fabelhafte Wochenendwetter nur noch eine blasse, ferne Erinnerung. Abbie lugte aus den Schlafzimmerfenster, schauderte beim Anblick des Regens, der gegen die Scheibe trommelte, und der
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