Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
geht nicht.« Abbie wusste, dass Tom sie nicht zurücknehmen würde, aber ein abergläubischer Teil in ihr wollte nicht einmal darüber nachdenken, wieder im Gartenzentrum anzufangen, nur für den Fall, dass Tom das herausfinden sollte, gerade wenn er kurz davor stand, seine Meinung doch noch zu ändern.
Die Bäume knackten und bogen sich im Wind, Blätter wirbelten wie Geister durch die Luft, während der Sturm um sie herum tobte. Alle anderen blieben heute Nacht in ihren Häusern. Abbies Schirm war von innen nach außen gekehrt, sie klappte ihn zu und ließ sich den Regen ins Gesicht klatschen. Innerhalb weniger Minuten erreichte sie ihr altes Zuhause. Es war elf Uhr, aber überall brannte noch Licht. Und es war vollkommen egal, wie schrecklich das Wetter wütete, sie würde auf gar keinen Fall das Haus betreten.
Nicht, dass man sie hereinbitten würde.
Abbie wappnete sich. Sie wusste nicht einmal, ob Georgia zu Hause war. Vielleicht war sie ausgegangen. Und Georgia war die Einzige, mit der sie reden wollte.
Das Adrenalin schoss durch ihre Adern. Na gut, es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
Georgia öffnete die Tür und war sichtlich geschockt, sie zu sehen. »Oh. Dad ist nicht da.«
Gut . »Das ist schon in Ordnung, ich wollte mit dir sprechen.« Abbie fiel der Verband an Georgias rechter Hand auf.
Georgia öffnete die Tür und trat zur Seite. »Du solltest besser hereinkommen.«
»Nein, äh, lieber nicht …« Noch während sie sprach, traf Abbie eine starke Windböe von hinten und hätte sie beinahe von den Beinen gerissen.
Georgia konnte ihre Gedanken lesen. »Ist schon gut, meine Mum ist auch nicht da. Ich bin ganz allein.«
Abbie meinte erleichtert: »Na schön, dann gern.«
Im Wohnzimmer hingen mehr Kleider denn je. Georgia zuckte vor Schmerz zusammen, als sie das Dampfbügeleisen zur Hand nahm.
Also gut, bringen wir das hinter uns, bevor Tom und Patty nach Hause kommen . Abbie kam gleich zur Sache. »Hör zu, ich bin hier, um mich bei dir zu entschuldigen. Ich habe dir unterstellt, du hättest Tom von … du weißt schon wovon erzählt. Du hast gesagt, dass du es nicht getan hast, aber ich habe dir nicht geglaubt. Tja, jetzt weiß ich, dass du es nicht warst. Ich habe mich geirrt, und es tut mir wirklich, wirklich leid.«
Georgia hörte auf zu bügeln. Vorsichtig stellte sie das Bügeleisen auf den Ständer und sagte: »Wer war es?«
Abbie erzählte ihr, wer das anonyme Schreiben verfasst hatte und wie es dazu gekommen war. »Ich glaube, Glynis bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie wusste, dass ich dich für die Schuldige hielt.« Abbie schüttelte den Kopf und klammerte sich an ihren arg gebeutelten Schirm. »Jedenfalls ist es so gewesen, und es tut mir leid.«
»Danke. Aber du hättest mir glauben sollen.« Georgia wirkte gleichzeitig erleichtert und traurig. »Ich bin eine ehrliche Haut.«
»Ich weiß. Nichts ist schlimmer, als einer Sache beschuldigt zu werden, die man nicht getan hat. Das weiß ich ja selbst am besten. Darum musste ich vorbeikommen und es dir sagen, weil ich mich so schrecklich fühlte …« Abbies Stimme verlor sich, als Georgia den Kopf senkte und eine Träne auf das Bügelbrett tropfte. Erst eine, dann – plop – noch eine. »O bitte, nicht weinen. Du hast nichts falsch gemacht!«
»Na ja, so ganz stimmt das nicht.« Georgia hob unsicher das Kinn. »Ich habe alles kaputtgemacht. Ich hätte niemals herkommen sollen. Kein Wunder, dass du mich hasst. Schau nur, was alles passiert ist, seit ich hier aufgetaucht bin. Ich habe dein Leben ruiniert.«
Du lieber Himmel. Abbie war entsetzt. »Du hast doch nicht … du bist nicht …«
»Doch.« Georgias Mund zuckte vor Anstrengung, nicht in Tränen auszubrechen. »Ich bin ja nicht dumm. Ich weiß, wie es für dich sein muss. Ich habe alles zerstört, und es tut mir l-leid … Wenn ich nicht gewesen wäre, dann wären du und Tom immer noch z-zusammen.«
Abbie hielt es keinen Moment länger aus. Sie eilte zu ihr. Georgia stieß einen jämmerlichen Schrei aus und presste sich in ihre Arme.
»Oh, Süße, nicht weinen, pst.« Ein Kloß steckte Abbie im Hals, während sie Georgia in den Arm hielt.
»Aua …« Georgia zuckte zusammen und zog ihren bandagierten Arm aus der Umarmung.
»Tut mir leid, tut mir leid.« Abbie wollte sie loslassen, stellte aber fest, dass es nicht ging. Georgia klammerte sich wie ein Baby-Koala an ihr fest. »Du darfst dir keine Vorwürfe machen. Es ist nicht deine
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