Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
und kritzelte: Ist nur mein Agent.
Zehn Minuten später kehrte sie mit dem Curryrind zurück und stellte fest, dass Ash in den Raum schaute und beschäftigt schien.
»Alles in Ordnung?«
Er blieb kurz reglos, dann reichte er ihr sein Handy und bedeutete ihr, sie solle der Nachricht in der Mailbox lauschen.
Von wegen beschäftigt, er stand unter Schock. War jemand gestorben? Hatte man ihn entlassen? Fia stellte den Teller ab und nahm das Handy.
»Ash? Hör mal, Kleiner, KCL hat sich bei uns gemeldet. Ich habe gerade mit dem Oberboss von denen telefoniert – er ist ein großer Fan von dir. Er will, dass du rüberfliegst, das Team triffst, mal siehst, was du so aus dem Laden machen könntest.« Ashs Agent hatte eine raue, intensive Agentenstimme, die Art von Stimme, die trainiert darin war, seine Klienten aufzubauen. Seine Worte schickten einen eisigen Schauder über Fias Rücken. »Aber sie wollen dich wirklich, es ist quasi so gut wie unter Dach und Fach. Und wir reden hier vom ganz großen Geld. Also, wie steht’s? Ist doch ein tolles Ergebnis, oder? Hab dir ja gleich gesagt, es würde sich lohnen, da mal anzufragen. Ruf mich zurück, Kleiner. Bis dann!«
Fia schaltete das Handy aus und schluckte schwer. »Toll, das klingt … fantastisch. Wo ist KCL?«
Sie sah auf den Post-it-Block, als er schrieb: Sydney.
»Australien?« Idiotische Frage. Und sie wusste ja bereits, wie viele begeisterte australische Fans er hatte; sie mailten endlos ins Studio. Ash nannte sie seine Beutelrattenbande.
Er nickte.
Mein Gott, Australien. Auf der anderen Seite der Welt. Verblüfft sagte sie: »Ich wusste gar nicht, dass du daran denkst, ins Ausland zu gehen.«
Er zuckte hilflos mit den Schultern.
»Tja, gut für dich. Sydney. Toll.« Na schön, das war allmählich albern. Sie musste aufhören, toll zu sagen. Fia zwang sich zu einem Lächeln. »Bondi Beach. Barbecues. Bier … die ganze Sonne …« O Gott, hörte sie sich eigentlich selbst zu? Sie schob ihn ja praktisch ins Flugzeug.
Deborah gesellte sich zu ihnen. »Fia, Tisch drei möchte bestellen. Soll ich das übernehmen?«
Sollte sie? Fia vermochte es nicht zu sagen. Sie wusste nur, dass eine merkwürdige, furchtsame Panik sie an den Rand der Tränen brachte.
Okay, reiß dich zusammen . Sie schüttelte den Kopf und sagte zu Deborah: »Nein … nein, ist schon gut. Ich kümmere mich sofort um sie.«
Wahrscheinlich war es so zum Besten, bevor sie mitten im Pub eine komplette Vollidiotin aus sich machte, ohne überhaupt zu verstehen, warum.
51.
Kapitel
Manchmal legen einen Träume herein und lassen einen glauben, sie seien real. Und dann wieder wird aus heiterem Himmel das richtige Leben so surreal, dass man sich fragt, ob man eventuell alles nur träumt.
Cleo starrte Fia an, die über den Anger auf sie zugelaufen kam. Es war neun Uhr morgens, ein heller, sonniger Morgen, und sie wusch gerade den roten Bentley, bevor sie damit ein verheiratetes Paar abholen sollte, das seine Rubinhochzeit feierte. Sie drehte den Gartenschlauch ab.
»Entschuldige, was hast du gesagt?«
»Ich will nicht, dass Ash nach Australien zieht. Ich will nicht, dass er weggeht.« Fia war völlig außer Atem und verströmte eine Aura der Verzweiflung. Es platzte förmlich aus ihr heraus: »Die Sache ist die, ich mag ihn wirklich, aber er verhält sich mir gegenüber immer so seltsam … ich wusste nie, was ich falsch gemacht habe, aber offenbar konnte er mich nicht ausstehen … doch dann änderte sich irgend etwas, und er schien anders, und dann fühlte ich mich anders, und es war alles so merkwürdig und verwirrend, und jetzt läuft diese Australiennummer, und ich habe solche Angst …«
Meine Güte. Cleo war perplex. Sie hatte Fia noch nie so aufgelöst erlebt. »Und was soll ich da tun?«
»O Gott.« Fia fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Ich will eigentlich nur wissen, ob er irgendwas zu dir gesagt hat.«
»Über Australien?«
»Über mich! Ich frage dich, ob er mal gesagt hat, dass er mich mag.« Sie hielt inne, schüttelte den Kopf. »Oder ob du glaubst, dass er mich tief in seinem Innern vielleicht ein wenig mag … du weißt schon, gerade genug, damit ich damit arbeiten kann.«
Cleo betrachtete sie ernsthaft, musterte das zerzauste, blonde Haar, das Fehlen von Make-up, die Aura der Aufregung. »Das ist es alles nicht.«
»Oh. Oh.«
»Es ist nicht so, dass er dich nicht mag.«
»Oh?« Hoffnung flackerte in Fias Augen auf.
»Es ist auch nicht so, dass er
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