Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
bei Patty an.
»Hallo, ich bin’s. Gibt es … äh … was Neues?«
»Oh, hallo, Abbie! Nein, noch nichts …«
»Das sind ja dann gute Neuigkeiten.« Abbie sandte ein Dankgebet nach oben und stellte sich den Fötus vor. Insgeheim war sie davon überzeugt, dass nur ihr stundenlanges Visualisieren den Fötus da drin hielt.
»Tja, es ist noch zu früh, um etwas zu sagen. Vielleicht bin ich ja einfach nur, du weißt schon, spät dran.«
»Aber du könntest doch einen Test machen. Ich kaufe einen und bringe ihn vorbei, wenn du möchtest.«
»Oh, du bist so süß. Aber ich glaube, es ist noch zu früh, um einen akkuraten Test durchführen zu können. Hör mal, ich rufe dich an, wenn sich was tut.«
»Aber …«
»Und nur damit ihr Bescheid wisst, ich fahre eine Woche nach Frankreich, um meine Mum zu besuchen. Ich bin am nächsten Mittwoch zurück. Falls meine Periode bis dahin immer noch nicht da ist, mache ich den Test, und dann wissen wir definitiv Bescheid.«
Die gespannte Feder in Abbies Brust spannte sich noch weiter an. Weitere neun Tage der Unsicherheit waren unerträglich. Aber was sollte sie machen außer zu warten?
Irgendwie überstand sie die nächste Woche. Manchmal zählte sie buchstäblich die Minuten. Es war immer noch möglich zu glauben, dass alles in Ordnung war, denn schließlich hatte Patty nicht angerufen, um ihr zu sagen, dass es das nicht war.
Und dann, am Mittwoch Abend, klingelte das Telefon, und am anderen Ende der Leitung ertönte Pattys Stimme.
»Oh, Abbie. Ich bin’s. Es tut mir so leid, aber es hat nicht funktioniert. Ich habe heute meine Tage bekommen.«
Abbie ließ sich an der Wand nach unten gleiten, bis sie auf dem Wohnzimmerboden zu sitzen kam. Kein Baby. Tut mir so leid . Bis zu diesem Moment war ihr nicht klar gewesen, wie viel Gefühl sie in dieses nicht-existente Wunder investiert hatte.
»Abbie? Alles in Ordnung? Hör zu, wir haben es versucht. Wir haben unser Bestes getan. Es tut mir leid.«
Na schön, reiß dich zusammen, das ist nicht das Ende der Welt. Auch wenn es sich so anfühlte . Abbie zwang sich, ruhig zu bleiben. »Tja, wir müssen es einfach noch mal probieren.«
»Ja.« Pause. »Nur … äh … könntet ihr es mit jemand anderem versuchen? Ich glaube nicht, dass ich es noch mal machen möchte.«
»Wie bitte?« Abbie kam es vor, als ob alle Luft aus ihren Lungen gepresst würde. »Du hast versprochen …«
»Ich habe nichts versprochen. Wir waren uns einig , dass ich weitermachen würde, wenn es nicht gleich beim ersten Mal klappt. Aber weißt du, es hat mir nicht so viel Spaß gemacht, wie ich dachte«, erläuterte Patty. »Darum habe ich meine Meinung geändert. Ich will es nicht noch mal tun.«
«Aber wir bezahlen dich!«
»Abbie, reg dich nicht auf. Ich versuche nicht, euch um euer Geld zu bringen. Natürlich nehme ich kein Geld mehr von euch … und sobald ihr jemand anderen findet, bezahlt ihr einfach die.«
»Ich soll mich nicht aufregen?«, bellte Abbie. »Was glaubst du denn, wie ich mich gerade fühle?«
»Also gut, jetzt brüllst du mich an. Aber ich werde meine Meinung nicht ändern.« Patty klang gereizt. »Es wäre auch nicht praktisch«, fuhr sie fort, »weil ich Bristol nämlich verlasse. Meine Mum hat mich gebeten, nach Frankreich zu kommen und bei ihr einzuziehen. Selbst wenn ich es für euch weiter versuchen wollte, ich könnte es gar nicht.«
»Bitte. Bitte, geh nicht. Leg doch einfach … zwei Wochen Pause ein, und vielleicht fühlst du dich dann besser und wir können es noch einmal versuchen … bitte, ich flehe dich an …«
Es war würdelos, und es funktionierte nicht. Patty beendete das Gespräch, und Abbie brach auf dem Boden zusammen. Sie blieb tagelang im Bett, weigerte sich, zu reden oder zu essen oder zur Arbeit zu gehen. In einem Akt der Verzweiflung fuhr Tom nach Bristol, um mit Patty zu reden, aber die ließ ihn wissen, dass sie sich entschieden hätte. Und sie hatte auch nicht gelogen, was ihren Wohnsitzwechsel anging. Die Wohnung stand schon voller Kartons, alles war bereit für ihren Umzug nach Südfrankreich.
Als Abbie das hörte, verkroch sie sich noch mehr in sich selbst. Tom, fast außer sich vor Sorge, gestand den Grund für ihren Zusammenbruch ihrem Hausarzt und musste sich daraufhin einen geharnischten Vortrag darüber anhören, wie unverantwortlich es gewesen sei, überhaupt per Anzeige nach einer Leihmutter zu suchen. Jeder Dummkopf könne doch sehen, dass das der sichere Weg in die
Weitere Kostenlose Bücher