Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
Briefschlitz in der Tür gerufen hatte, ging sie zurück und wählte Ashs Handynummer. Nur die Mailbox. Ehrlich, machte er das absichtlich? Frustriert rief sie bei ihrer Schwester an. Tom meldete sich.
»Oh, hallo, Abbie ist oben im Bad. Ich sage ihr, dass du angerufen hast, aber sie fühlt sich gerade nicht besonders.« Er klang selbst ziemlich eigenartig. »Wahrscheinlich ruft sie erst morgen zurück, wenn das für dich okay ist.«
Echt, gab es eine Verschwörung gegen sie?
Tja, hier konnte sie nicht bleiben. Sie würde explodieren. Nachdem Cleo noch einmal durch das Wohnzimmer getigert war, nahm sie ihre Jacke und schaltete den Fernseher aus. Vielleicht war Ash ja im Pub.
Doch auch dort Fehlanzeige. Aber wenn sie schon mal hier war, konnte sie den Weg hierher ja auch lohnenswert gestalten. Sie setzte sich auf einen der Hocker an der Theke, bestellte einen Gin Tonic und überlegte, ob sie Barfrau Deborah von den Sünden verheirateter Männer erzählen sollte.
Da ging die Tür zu den Toiletten auf, und Johnny tauchte auf. Cleo wurde klar, dass das halbvolle Guinnessglas auf der Theke, einen Meter von ihr entfernt, ihm gehören musste.
»Schon gut, du musst dich nicht wegsetzen.« Er wirkte amüsiert, als sie mit dem Drink in der Hand vom Hocker gleiten wollte, und schwang sich auf den Barhocker neben ihr. »Ich bin heute Abend nicht bissig.«
Cleo, die definitiv bissig war, meinte angespannt: »Ich wusste nicht, dass du noch hier bist. Solltest du nicht längst wieder in New York sein?«
»Tja, offen gesagt, sollte ich das. Aber es schien sicherer, hier zu bleiben und das Haus im Auge zu behalten. Es vor jedem zu schützen, der möglicherweise potentielle Käufer abschrecken möchte.«
Das würde er wohl sein Leben lang nicht vergessen. »Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich das nicht noch mal tun werde.«
»Ich weiß, dass du das nicht tun wirst. Dafür sorge ich schon«, meinte Johnny, »das heißt, ich würde dafür sorgen, wenn ich nur einen anderen Käufer finden könnte.«
Wollte er ihr jetzt Schuldgefühle einjagen? Cleo kreuzte die Beine, betrachtete kühl ihren Drink und nippte dann elegant daran, ganz wie Audrey Hepburn. Die Wirkung wurde dadurch beeinträchtigt, dass ihr Handy zum Leben erwachte, ihr das Glas aus der Hand zu glitschen drohte und ein eiskalter Spritzer Gin Tonic über das Kinn in ihren Ausschnitt tropfte.
»Was für eine Verschwendung.« Johnny reichte ihr eine Serviette. Er sah zu dem Handy auf der Theke und meinte: »Das ist dein Freund. Willst du nicht rangehen?«
Sie hatte Wills Namen bereits auf dem Display gesehen. Wie konnte er nur den Nerv besitzen, sie anzurufen?
Sollte sie es klingeln lassen? Oder abnehmen?
Ach, zur Hölle. Sie nahm das Handy beim fünften Klingeln und fauchte: »Kein Interesse«, dann beendet sie sofort das Gespräch.
»O weh.« Johnny hob die Augenbrauen. »Probleme?«
»Sei nicht so neugierig.« Cleo tupfte noch einmal am Ausschnitt herum.
»Ich bin nicht neugierig. Nur besorgt.«
»Tja, lass es. Es gibt nichts, worüber du dir deinen hübschen, kleinen Kopf zerbrechen müsstest.«
»Ich hielt euch beide einfach nur für ein entzückendes Paar. Ihr schient so glücklich miteinander.«
Jetzt zog er sie aber wirklich auf.
Pling machte ihr Handy und signalisierte damit die Ankunft einer SMS: Ich kann alles erklären.
Cleo schrieb zurück: Du bist echt saukomisch.
Pling . Dieses Mal lautete die Textnachricht: Ich komme vorbei.
»Weißt du, das liebe ich so an den guten, altmodischen Dorf-Pubs«, sagte Johnny. »Die spritzige Unterhaltung.«
Cleo ignorierte ihn und schrieb zurück: Nein. Nein. Nein.
Pling : Bitte. Ich muss dich sprechen.
»Die Neckereien«, fuhr Johnny fort, als ob er mit sich selbst spräche. »Die schlagfertigen Antworten.«
Ach, um Himmels willen. Rasch sandte Cleo eine letzte Textnachricht: NEIN, dann schaltete sie ihr Handy aus. »Debs? Noch einen.«
Sie konnte ruhig noch mehr trinken, schließlich war es viel verlockender, hierzubleiben, als nach Hause zu gehen und mit sich zu hadern, weil sie so naiv gewesen war.
»Ich zahle.« Johnny griff nach seiner Geldbörse.
»Nein, danke. Ich zahle meine Drinks selbst.«
»Noch so etwas, das ich liebe: die Freundlichkeit der Einheimischen.«
»Hör zu, ich bin nicht gut drauf.«
Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht kann ich dich aufheitern?«
»Weißt du was?«, sagte Cleo. »Das kannst du nicht.«
»Dann sind wir ja schon zwei. Ich und der arme, alte
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