Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
wird meine Meinung nicht ändern.« Cleo schlang die Arme zitternd um ihren Oberkörper.
»Ich liebe dich«, sagte Will.
Sag das nicht.
»Du bist ein Lügner und Betrüger.«
»Du weißt nicht, wie das ist. Meine Ehe ist vorbei. Aber mit dir ist es anders … wenn wir zusammen sind, fühle ich mich wieder lebendig.«
O ja, jetzt kam das Süßholzgeraspel. »Du bist widerlich«, schoss Cleo zurück. »Was glaubst du wohl, wie ich mich fühle? Ich habe alles geglaubt, was du mir gesagt hast! Ich habe dir vertraut .«
»Das liegt daran, dass wir zwei wie füreinander geschaffen sind.« Will trat auf sie zu. »Wir sollen zusammen sein. Hör zu, ich habe einen Fehler gemacht, ich dachte, Fia sei die Richtige für mich, aber das ist sie nicht. Mein Leben zu Hause ist ein Albtraum …«
»Abgesehen davon, wenn du in Clubs bist und Frauen aufreißt und so tust, als seist du Single.«
»Ein Mal. Ich habe das ein einziges Mal getan. Und es war die beste Nacht meines Lebens«, verteidigte sich Will heftig. »Dir zu begegnen hat alles verändert … es war Schicksal!«
»Fass mich nicht an.« Cleo wich zurück, als er nach ihr greifen wollte. »Wage es nicht.«
»Aber du musst mir glauben, es ist die Wahrheit.«
»Ich habe kein Interesse daran, dir zu glauben.«
»Cleo, als ich …«
»Okay, die Zeit ist um.« Die Tür wurde aufgerissen, und Johnny trat aus dem Pub. »Sie dürfen jetzt gehen. Eilen Sie heim zu Frau und Kindern. Ich kümmere mich um Emmi.«
Will sah ihn voller Verachtung an. »Sie hasst Sie.«
»Mag sein«, Johnnys Mundwinkel zuckten, »aber im Moment bin ich eindeutig das kleinere Übel, also auf Wiedersehen!«
»Sagen Sie mir nicht, was ich zu tun habe«, fuhr Will ihn an.
Die Luft war gesättigt von Testosteron. O Gott, lass es nicht zu einer Prügelei kommen.
»Das würde mir im Traum nicht einfallen. Ich habe nur einen Vorschlag gemacht. Und fahren Sie vorsichtig nach Hause«, meinte Johnny, »wo immer Ihr Zuhause sein mag, die Straßen sind glatt.« Er schwieg kurz, dann fügte er hinzu: »So glatt wie Sie.«
Es gab keinen Kampf, alles geschah im Bruchteil einer Sekunde. Will holte aus, um Johnny einen wütenden Schlag zu versetzen, doch Johnny streckte einfach den Arm aus und blockierte den Schlag. Vor Cleos Augen schien Johnny nichts weiter zu tun, und dennoch flog Will im nächsten Augenblick rückwärts durch die Luft, als sei er mit einem riesigen Gummiband weggeschnipst worden. Dann traf er auf dem Boden auf, seine Füße rutschten unter ihm weg, und er blieb flach auf dem Rücken liegen, alle viere im gefrorenen Gras von sich gestreckt.
»Ach herrje«, sagte Johnny, »es ist glatter, als ich dachte.«
10.
Kapitel
Johnny und Cleo verließen in wortlosem Einverständnis den Pub und schritten zusammen quer über den Dorfanger. Hinter ihnen rappelte sich Will auf die Beine, strich seine Kleidung glatt und ging zu seinem Wagen.
Am Himmel funkelten die Sterne. Abgesehen vom goldenen Glühen der Straßenlampen neben der Wiese herrschte finsterste Nacht. Das Gras knirschte unter ihren Schuhen. Cleo schob die Hände in die Jackentaschen und seufzte. »Vermutlich sollte ich mich jetzt bei dir bedanken.«
Er musste angesichts ihres Tonfalls lachen. »Nicht, wenn es dir arge Schmerzen bereitet.«
»Wie hast du das gemacht?«
»Was gemacht?«
»Einfach nur den Arm ausgestreckt und ihn zum Fliegen gebracht?«
Johnny klang amüsiert. »Hat dir das gefallen?«
»Es war wie in einem Comicheft. Zong, wusch, plumps ! Aber ich habe nicht gesehen, dass du irgendwas gemacht hättest.«
»Ach, das sind die Freuden der Selbstverteidigung. Man wendet die Kraft des Angreifers gegen ihn selbst. Ich habe ein paar Jahre lang Shoto Ryu praktiziert. Du solltest das auch mal versuchen«, sagte Johnny. »Man weiß nie, wann man es brauchen kann.«
Das war eine nette Vorstellung, aber Cleo kannte sich. Sie würde den Selbstverteidigungskurs voller Ehrgeiz und guten Absichten belegen, nur um eine Woche später das Interesse zu verlieren, weil sie immer noch keinen schwarzen Gürtel bekommen hatte. Wie ihr die Lehrer während ihrer unmotivierten Phase in der Schule so oft in ihre Zeugnisse geschrieben hatten: Es fehlte ihr an Durchhaltevermögen.
Wo sie gerade von ihrer traumatischen Schulzeit sprachen … »Könntest du aufhören, mich Emmi zu nennen?«
»Tut mir leid, ich habe gar nicht bemerkt, dass ich das noch tue.«
»Du hast es im Pub gesagt.«
»Habe ich das? Reine Gewohnheit. Ich gebe
Weitere Kostenlose Bücher