Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Titel: Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
Vom Netzwerk:
prüften ständig, ob die neu hinzugefügten Teile auch genau richtig saßen. Man spürte die Intensität seiner Konzentration, während er um die Figur schritt und endlose Ergänzungen und Verbesserungen durchführte. Immer wieder schwang er ein Stück Draht durch die Luft, das sich in der Sonne fing wie ein quecksilbriger Blitz. Zwei Mal verfing sich das scharfe Ende des Drahtes in Johnnys Arm.
    Ihm bei der Arbeit zuzusehen, war eine magische, eine faszinierende Erfahrung. Als er endlich fertig war, hätte Cleo vermutet, fünfzehn, vielleicht zwanzig Minuten daneben gesessen zu haben. Aber die Schatten im Raum waren länger geworden und als sie auf ihre Uhr sah, merkte sie, dass eineinhalb Stunden vergangen waren.
    »Ich glaub’s einfach nicht. Es ist schon vier Uhr.« Sie schüttelte erstaunt den Kopf. »So funktionieren also Zeitreisen. Denk dir nur, wenn Fluggesellschaften Drahtskulpturdemonstrationen auf ihren Langstreckenflügen zeigen würden, dann wäre man in null Komma nichts auf der anderen Seite des Globus!«
    »Mir geht es auch so.« Johnny fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Er trat zurück, um seine Arbeit aus der Entfernung zu inspizieren. »Wenn ich erst einmal angefangen habe, verliere ich jedes Gefühl für Zeit. Ich kann die ganze Nacht durchmachen.«
    Das beschwor jetzt ein Bild vor ihrem inneren Auge herauf.
    Er drückte seine Schultern zurück. »Lass uns einen Kaffee trinken.«
    »Ist gut. Autsch.« Ihr linkes Bein, das sie untergeschlagen hatte, war eingeschlafen. Vorsichtig streckte sie es aus und stand auf. Als er ihr seine Hand anbot, schüttelte Cleo den Kopf. »Es geht schon, ich komme zurecht.«
    »Dickköpfig wie eh und je«, meinte Johnny. »Entweder das, oder du hast Angst vor meinem unwiderstehlichen animalischen Magnetismus.«
    »Oder vor deiner unglaublichen Bescheidenheit.« Cleo folgte ihm hinkend in die Küche und lehnte sich gegen die Arbeitstheke aus Granit, während ihr Fuß prickelnd wieder zum Leben erwachte. »Hör mal, was läuft denn da mit Fia Newman? War es deine Idee, dass sie hier ins Dorf ziehen sollte?«
    Er setzte den Kaffee auf. »Nein. Sie überlegte sich, was sie tun könnte. Irgendwann erwähnte ich zufällig, dass ein Job, zu dem auch ein Zimmer gehört, zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen würde, aber das Hollybush habe ich in dem Zusammenhang nicht erwähnt. Gestern Abend schaute ich dort vorbei, und da war sie und trug ihre Sachen in die Wohnung im ersten Stock.«
    Jetzt perlte es förmlich in ihrem Bein, wie wenn man Alka-Seltzer in Wasser warf. »Und neulich Nacht?«
    »Neulich Nacht was?«
    »Als sie bei dir übernachtet hat.«
    Er drehte sich um und sah Cleo an. »Was willst du eigentlich wissen?«
    »Nichts.« Die beiden waren erwachsen, und es ging sie nichts an, was sie getan haben könnten, aber sie fand es nur fair, ihn zu warnen. »Es ist nur so … sie hat die Nacht in deinem Haus verbracht. Du warst freundlich zu ihr. Und jetzt ist sie, zack, ins Dorf gezogen! Ich weiß nicht, ob dir das klar ist, aber wahrscheinlich bist du der Grund, warum sie das getan hat.«
    Ha, war das ein Aufblitzen echter Überraschung in seinem Blick? Dann hatte er das also nicht geschnallt. »Ich?«
    »O ja.« Cleo ließ ihren frisch zum Leben erwachten Knöchel kreisen. »Sie hat gerade ihren Ehemann verlassen. Du hast mit ihr im Pub geflirtet, sie zu dir zum Essen eingeladen, sie hier die Nacht verbringen lassen.« Cleo hielt kurz inne. »Und jetzt ist sie wieder da.«
    »Stimmt.« Johnny nickte bedächtig. »Ich verstehe, was du damit sagen willst.«
    Männer, ehrlich. Die hatten doch keine Ahnung. »Du bist ihr Heftpflaster.«
    Er grinste. »Dann bin ich offenbar noch unwiderstehlicher, als ich dachte.«
    Cleo griff nach dem Becher mit Kaffee, den er ihr anbot. »Sie ist verletzlich.«
    »Weil du eine Affäre mit ihrem Ehemann hattest.«
    Cleo bedachte ihn mit einem finsteren Blick, aber er hatte ja recht, und sie fühlte sich verantwortlich. »Du solltest nicht mit ihr spielen. Das wäre nicht nett.«
    »Ist ja gut, erspare mir die Strafpredigt. Du solltest ruhig etwas mehr Vertrauen in mich haben«, sagte Johnny. »Ich möchte dich wissen lassen, dass ich auch ganz Gentleman sein kann. Als Fia hier schlief, da tat sie das natürlich im Gästezimmer.« Er schwieg kurz. »Und ich schlief in meinem Zimmer.«
    »Tja, gut.« Cleo lächelte. Es freute sie, das zu hören.
    »Bekomme ich dafür jetzt eine Belohnung?«
    »Ja, natürlich. Du bekommst die

Weitere Kostenlose Bücher