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Beiss mich - Roman

Beiss mich - Roman

Titel: Beiss mich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Voeller
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Ejaculatio praecox leidet«, fügte Mama aufgebracht hinzu.
    »Ach du liebe Zeit«, sagte ich erschrocken.
    »Ja, stell dir vor! Und dabei stimmt es nicht mal! Er hat gesagt, es wäre erstunken und erlogen, denn wenn er überhaupt irgendwas wäre, dann höchstens impotent!«
    »Fragt sich, was schlimmer ist«, meinte Martin und kniff mich dabei so, dass meine Eltern es nicht mitkriegten.
    »Was für Geschäfte betreiben Sie eigentlich genau?« Papa dachte kurz nach, denn ihm war eine Idee gekommen. »Wir sollten eigentlich Du sagen. Ich meine, wenn du schon mit Luzie wegziehen willst …«
    Martin hatte nichts dagegen und erklärte, dass er Finanzfachwirt sei, was sehr solide klang und auf meine Eltern entsprechenden Eindruck machte, obwohl sie sich nicht viel darunter vorstellen konnten.
    Vor der Abfahrt hatte ich die Geschenke, die ich für meine Eltern am Flughafen erstanden hatte, in den Kofferraum von Martins Wagen gelegt, und als Mama mich zwingen wollte, wenigstens einen ihrer eigenhändig fabrizierten Kekse zu vertilgen, nutzte ich die Gelegenheit, um aufzuspringen, Martin den Autoschlüssel zu entreißen und meine Mitbringsel hereinzuholen.
    Meine Eltern waren verblüfft über so viel Luxus. Papa hielt sich den Bademantel vor und meinte, damit könnte er auf seine alten Tage noch als Tunte durchgehen. Mama wickelte sich das Seidentuch um die Hüften und fand, dass es eine Idee breiter hätte sein können, für den Fall, dass sie mal ohne was drunter zum Bummeln nach Palma wollte. Das Spinnrad dagegen fand ihre fast uneingeschränkte Begeisterung. »Das ist ja echt alt! Total morsches, wurmstichiges Holz! Super! Bloß schade, dass keine Spindel dran ist. Sonst könnte man sogar richtig Wolle damit spinnen.«
    »Das muss alles ganz schön was gekostet haben«, sagte Papa, als er das Designeremblem vorn am Bademantel sah. »Bist du in letzter Zeit zu Geld gekommen?«
    Dabei sah er Martin an, als hätte der maßgeblich mit meiner neuen Finanzlage zu tun.
    »Rainer hat endlich seine Unterhaltsrückstände ausgeglichen«, erklärte ich. »Deshalb bin ich momentan ganz gut bei Kasse.«
    »Oh«, sagte Papa. »Dann kannst du uns ja bald mal auf Mallorca besuchen. Die Flüge sind gerade sehr günstig. Unterkunft hättest du natürlich frei.« Er wandte sich an Martin. »Das gilt auch für dich. Ihr seid beide herzlich eingeladen auf der Finca Esmeralda.«
    »Ach, heißt euer neues Haus so?«, gab ich mich interessiert.
    »Ja, das hat der Vorbesitzer so eintragen lassen«, meinte Mama. »Aber man kann sich dran gewöhnen, finde ich. Ihr solltet ruhig diesen Sommer schon vorbeikommen. Ich will euch ja nicht zu nahetreten, aber ihr seid beide so blass wie verschimmelter Mozzarella.«
    »Wir schauen, wie wir es terminlich einrichten können«, log Martin.
    »Ja, wir schauen mal«, sagte ich mit wachsender Verzweiflung.
    Meine Eltern erläuterten anschließend die näheren Umstände, unter denen die Bestattung stattfinden sollte. Ihre Erklärungen fingen damit an, wer morgen Opa aus dem Stift abholen musste (»Das kann Lucas erledigen, irgendwas muss er schließlich auch machen!«), erstreckten sich über die Details der Trauerrede (»Der Pfarrer ist vielleicht ’ne Marke, der will bei Adam und Eva anfangen und ihr ganzes Leben nacherzählen, da sitzen wir morgen Abend noch in der Kapelle!«) und führten bis hin zur Gestaltung des geselligen Beisammenseins nach der Beisetzung.
    »Ich wollte ja nur Schnittchen reichen«, meinte Mama. »Aber die vom Bestattungsinstitut meinten, dass das für den Mittag zu dürftig wäre. Es müsste wenigstens eine Suppe mit Einlage und hinterher Kuchenplatten geben. Was sollten wir also machen? Es könnte uns eigentlich egal sein, wir sind ja eh bald weg, nur irgendwie denkt man dann doch an die Leute …«
    Ich rang hart mit mir. Sollte ich Ihnen jetzt gleich sagen, dass ich nicht mit auf den Friedhof kam, oder sollte ich einfach wegbleiben und morgen Abend nach dem Aufstehen mit einer faulen Ausrede daherkommen?
    Ich entschied mich für die bequeme Lösung, weil mir momentan nicht nach Konfrontation zumute war.
    »Du hast deinen Tee nicht getrunken«, meinte Mama.
    »Ich habe immer noch Magenprobleme.«
    »Es ist Kräutertee, Schatz. Gut für den Magen. Sehr gut.«
    »Was ist mit dir, Martin?«, fragte Papa und zeigte auf die Tasse.
    »Oh, ja, gerne.« Martin hob sie höflich zum Mund und feuchtete sich die Lippen damit an, dann stellte er sie mit einer eleganten Bewegung wieder ab. »Du

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