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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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sei­ner Wein­ra­ti­on. Dies­mal wur­de ich von dem Ro­bo­ter ge­weckt, der mir obi­ge freu­di­ge Nach­richt über­brach­te. Er sag­te, ich müs­se das Tier­chen auf je­den Fall zu dem Haus­tier-Va­ku­um­sog brin­gen, gleich ne­ben dem nor­ma­len Va­ku­um­sog, da die au­to­ma­ti­schen Rei­ni­gungs­ma­schi­nen um die­se Nacht­zeit nicht her­aus­ge­holt wer­den könn­ten. Al­so krab­bel­te ich schuld­be­wußt aus mei­nem Bett und zwang das Tier­chen da­zu, an der rich­ti­gen Stel­le ei­ne völ­lig be­lang­lo­se Pin­kel­vor­stel­lung zu ge­ben.
    Da­nach konn­te ich ein­fach nicht ein­schla­fen, ob­wohl ich die Kühl­wel­len des Bet­tes ein­schal­te­te, dann die Hei­zung, die Ek­sta­se­ma­schi­ne und ei­ne Schlaf­lied-Ein­heit, die au­ßer­or­dent­lich wi­der­lich war und zu glau­ben schi­en, ich wä­re noch auf der Hyp­no­schu­le.
    Ich stand auf und stol­per­te in den Trans­pa­rent-Turm, und zu mei­ner großen Freu­de blieb er die gan­ze Nacht lang klar, al­so schluck­te ich Wach­pil­len für al­le Fäl­le und ver­brach­te sechs Stun­den mit rot­fla­ckern­der, vul­ka­ni­scher Dun­kel­heit, tief­hän­gen­den, har­ten, kal­ten, ech­ten Ster­nen, dem ra­schen Auf­blit­zen von Tierau­gen zwi­schen Fels­blö­cken und den gol­de­nen Strei­fen im Sand. Und ich sah tat­säch­lich ei­ne ech­te Mor­gen­däm­me­rung. Es war nicht so spek­ta­ku­lär wie in ei­ner Kup­pel, aber es lag ei­ne äthe­ri­sche Zart­heit in die­sen blas­sen, auf­stre­ben­den, grü­nen Licht­strah­len, die lang­sam die­se run­de oran­ge­far­be­ne Son­ne aus der Dun­kel­heit zo­gen, ei­ne Son­ne, die hel­ler und glü­hen­der wur­de, bis ich mit trä­nen­den Au­gen fort­se­hen muß­te. Ich sah lan­ge Zeit nur schwar­ze Fle­cken und be­kam schon rich­tig Angst, bis sie end­lich ver­schwan­den. Nie­mand hat­te mich je da­vor ge­warnt, in die Son­ne zu schau­en, wie man in das falsche, gel­be Din­ge über Vier BEE schau­en kann.
6
    Bald dar­auf er­schie­nen die Jang-Pas­sa­gie­re. Sie hat­ten ei­ne zu ih­nen pas­sen­de Jan­gor­gie mit Ek­sta­se und Über­ton­mu­sik in ih­rer Ka­bi­ne ge­fei­ert und hat­ten ver­mut­lich die gan­ze Nacht Lie­be ge­macht, daß ich an­nahm, daß die bei­den Frau­en mit den bei­den Män­nern ver­hei­ra­tet wa­ren. Sie sa­hen et­was be­ne­belt aus, als sie ih­re Ener­gie­pil­len schluck­ten und ge­toas­te­tes En­gels­brot aßen.
    „Att­le­vey“, rief ich fröh­lich, um zu se­hen, was pas­sie­ren wür­de. Sie att­le­vey­ten noch be­ne­bel­ter zu­rück. Die Krei­se wer­den von Vrek zu Vrek im­mer cli­quen­haf­ter.
    Das Tier­chen und ich aßen un­se­re ers­te Mahl­zeit wie­der al­lein, und zwar Kak­tu­spil­ze und ge­bra­te­nes Wur­zel­brot. Nor­ma­ler­wei­se es­se ich so früh nichts, aber die Rei­se hat­te mir Ap­pe­tit ge­macht. Ziem­lich ab­ge­dro­schen, nicht? Das Tier­chen schnüf­fel­te her­um und be­schloß, Pil­ze zu mö­gen. Es spiel­te mit sei­nem Syn­tho-Fleisch-Er­satz, stürz­te aber sei­nen gan­zen Wein mit Cre­me her­un­ter. Es sah gut aus, und ich be­stell­te mir auch ei­ne Por­ti­on. Mein Wein kam in ei­nem Kelch und schmeck­te sehr gut, bis das Tier­chen ihn er­kann­te, ihn mit ei­nem gu­ten Stoß aus mei­ner Hand be­för­der­te und den auf dem Bo­den ver­schüt­te­ten Rest trank. Wie­der kam der Ro­bo­ter und mach­te mir Vor­hal­tun­gen, und die Äl­te­ren Leu­te, die nicht be­son­ders jang­freund­lich wa­ren – wahr­schein­lich, weil es sie ge­stört hat­te, von ex­plo­si­ven Vul­ka­nen um­ge­ben zu sein –, schnat­ter­ten über den schänd­li­chen Man­gel an Er­zie­hung bei dem Tier­chen – al­les mei­ne Schuld – und den schänd­li­chen Man­gel an Tisch­ma­nie­ren mei­ner­seits, daß ich es aus mei­nem Kelch trin­ken ließ. Na ja! So kann man es na­tür­lich auch aus­drücken.
    Ich war ziem­lich froh, als wir nach Vier BOO ka­men. Ich hat­te ge­hört, wie die Äl­te­re Frau mit dem ro­sa Tier ge­sagt hat­te, ich ge­hör­te aus dem Schiff ge­wor­fen, und mein Tier­chen auch. Ich hat­te of­fen­bar Vor­rang, das Tier­chen war nur ein Nach­satz. Ich glau­be al­ler­dings nicht, daß so et­was pas­sie­ren

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