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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Lan­dung war ich ganz Jang. Schließ­lich muß­te ich Jang-Män­ner auf mich auf­merk­sam ma­chen. Ich trug durch­sich­ti­ge Ho­sen mit klei­nen sil­ber­nen Plätt­chen an den Knö­cheln und ei­ne da­zu pas­sen­de durch­sich­ti­ge Tu­ni­ka mit den glei­chen Plätt­chen an der Hüf­te. Bei­des war leicht mit Sil­ber­staub ge­spren­kelt. Sil­ber­ne Ket­ten bau­mel­ten um mei­ne Tail­le, und zwi­schen mei­nen Brüs­ten hüpf­te ein großer, grün­li­cher Opal an Pla­tin­ket­ten auf und ab. Ich trug lan­ge, tür­kis­far­be­ne Ohr­rin­ge, die mir bis zum Na­bel reich­ten, und auch die­sen schmück­te pas­send ein Tür­kis. Mein Haar war ein wil­des Durch­ein­an­der aus Sei­den­blu­men, me­tal­le­nen Dings­das und ei­nem großen Fä­cher­kamm, aus dem Per­len rie­sel­ten.
    Wir be­fan­den uns auf dem An­kunfts­ge­län­de, ei­nem kurz­ge­scho­re­nen Stück Fe­der­gras mit künst­li­chen Kup­fer­bäu­men, die ge­wun­de­ne Stäm­me hat­ten. In der Nä­he, au­ßer­halb der Schutz­kup­pel, brüll­ten Vul­ka­ne und spuck­ten Feu­er, aber das konn­te man nur ah­nen. Ih­re gan­ze Herr­lich­keit wird dar­auf re­du­ziert, die Ener­gie­spei­cher zu fül­len, aber das ist ganz gut, weil die Din­ge da­durch bil­li­ger wer­den, und manch­mal, nach ei­ner be­son­ders gu­ten Erup­ti­on, kann man so­gar einen Tag lang al­les um­sonst kau­fen.
    Ich sah mich um und ließ mei­ne Ze­hen­rin­ge blit­zen, aber es war kein Jang-Mann in Sicht.
    An ei­ner klei­nen Re­zep­ti­on mit Glas­säul­chen und Spring­brun­nen muß­ten wir un­se­re Iden­ti­tät und den Ge­burts­ort an­ge­ben. An­schlie­ßend schlen­der­ten al­le an­de­ren zu war­ten­den, ge­mie­te­ten Flug­kör­pern, Ku­geln und so wei­ter. Ich ging zu ei­nem al­ten Spa­zier­weg, der von schö­nen acht­di­men­sio­na­len Skulp­tu­ren ge­säumt war. Ich woll­te se­hen und ge­se­hen wer­den. Das Tier­chen eil­te hin­ter mir her und hasch­te mit sei­nen schwe­ren wei­ßen Pfo­ten nach mei­nem Sil­ber­plätt­chensaum.
    „Wer hat mit Ho­nig-Nüß­chen Lie­be ge­macht?“ fühl­te ich mich plötz­lich ver­sucht zu fra­gen, und dann tanz­ten wir ein we­nig zwi­schen den Sta­tu­en um­her. Er­staun­lich. Ich war rich­tig glück­lich.
    Kurz dar­auf tauch­te die­ses Ma­schi­nen­ding mit Ten­ta­keln auf und be­gann, mir Un­ter­künf­te an­zu­bie­ten. Die Ko­mi­tees in un­se­ren Städ­ten kön­nen einen Tou­ris­ten in­ner­halb von zwei Splits auf­spü­ren, und wenn sie einen ha­ben, sau­sen sie hin­ter­her. Trotz­dem ist das, glau­be ich, ganz nütz­lich. Es gab vie­le exo­ti­sche Plät­ze, wo ich „mich ent­span­nen und er­freu­en“ konn­te. Ich such­te mir den Vul­kan­see-Pa­last aus, das hör­te sich so an, als wür­den Hor­den von männ­li­chen Jangs dort her­um­lau­fen. Das Ten­ta­kel­ding eil­te in hys­te­ri­scher Freu­de fort und kehr­te Se­kun­den spä­ter mit ei­nem Flug­kör­per in Re­gen­bo­gen­far­ben zu­rück, der an­schei­nend kos­ten­los war. Gut. Das Tier­chen und ich stie­gen ein, und das Ten­ta­kel­ding gab dem Ro­bo­ter die Rich­tung an und zog sich dann takt­voll zu­rück, nicht oh­ne mir zu ver­si­chern, daß ich mei­ne Wahl nie be­reu­en wür­de. Es war wirk­lich zum La­chen.
    In dem Mo­ment, als wir über die­sen großen, schlin­gern­den, wo­gen­den See aus La­va-Si­rup flo­gen, wur­de mir et­was selt­sam zu­mu­te. Bla­sen puff­ten und ex­plo­dier­ten dar­in, Dampf­säu­len zisch­ten und pras­sel­ten. Der Pa­last war na­tür­lich glän­zend schwarz und in der Mit­te die­ses Cha­os er­rich­tet, of­fen­sicht­lich ver­an­kert und den­noch sanft wo­gend, zu­sam­men mit al­lem an­de­ren.
    Es war be­stimmt ein atem­be­rau­ben­der An­blick. Tier­blau kam die Dun­kel­heit, und der See und die mas­si­ve Struk­tur des Pa­las­tes glüh­ten wie Feu­er. Trotz­dem war mir noch übel.
    Der Flug­kör­per entließ mich am Ein­gang ei­ner Ter­ras­se mit Rauch­säu­len, und ich trat ein. Der Fuß­bo­den war ver­ne­belt, mit Gold dar­in, und auf ein­mal hat­te er neue Ver­zie­run­gen, als das Tier­chen sei­ne Siebt­mahl­zeit in al­le Rich­tun­gen ver­streu­te.
    Ich ent­schul­dig­te mich,

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