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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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be­gan­nen mit ge­eis­ten Feu­er-To­ma­ten in Rot­wein, fuh­ren fort mit Wur­zels­teak und künst­li­chen Boh­nen in Bern­stein­sau­ce mit Ge­wür­zen und schlos­sen mit La­ven­del fruch­ten, Wüs­ten­pflau­men und Flech­ten­kä­se mit Nüs­sen. Da­zu gab es Strö­me von Feu­er-und-Eis und Freu­dig­keit, das Ek­sta­se aus­löst.
    Ich aß al­lein und füt­ter­te das Tier­chen von mei­nem Tel­ler, nur um den an­de­ren auf die Ner­ven zu fal­len. Es war al­ler­dings nicht sehr be­geis­tert und wur­de erst et­was mun­te­rer, als der Ro­bo­ter mit Syn­tho-Fleisch-Er­satz und Kak­tus­creme auf­tauch­te. Ich muß­te ei­ne Men­ge da­für be­zah­len. Sie ga­ben ihm so­gar et­was Wein, aber ich weiß nicht ge­nau, wel­chen. Es ver­fiel aber nicht in Ek­sta­se oder et­was Ähn­li­ches, Gott sei Dank.
    Nach dem Es­sen – an­schei­nend wer­den auf den Schif­fen nur sie­ben Mahl­zei­ten ser­viert, aber man kann zwi­schen­durch kal­te Im­bis­se be­kom­men, das ist wirk­lich an­nehm­bar; doch selbst da­bei war je­des­mal nur ein Mann an­we­send – gin­gen die Äl­te­ren Leu­te los, um Bild­vi­si­on zu se­hen und die Jangs nah­men ein Bad im Schwimm­bas­sin, was mich zu­ge­ge­ben auch ver­lock­te. Ich nahm mir eins der großen Le­ben­de-Bil­der-Ma­ga­zi­ne aus den Schiffs­be­stän­den und setz­te mich in den Trans­pa­rent-Turm, wo­bei ich das Tier­chen fest zwi­schen mei­ne Fü­ße ge­klemmt hielt.
    Schon bald hell­te sich die Wand wie­der auf, und ich sah einen Trupp lang­haa­ri­ger We­sen mit An­ten­ne und Ski­fü­ßen, die in großer Zahl durch die Wüs­te stapf­ten. Sie sa­hen au­ßer­or­dent­lich ziel­stre­big und stark aus. Man konn­te sich vor­stel­len, wie sie einen auf Par­tys schnapp­ten und ei­nem al­les über die Be­we­gung er­zähl­ten. Erst muß­te ich ki­chern, dann wur­de mir ko­misch zu­mu­te, als ob ich aus ei­nem Kreis aus­ge­schlos­sen wor­den war und nun wei­nen muß­te. Das Tier­chen lenk­te mei­ne Auf­merk­sam­keit je­doch ab, weil es sie an­starr­te und bell­te.
    „Du hast noch nie ge­bellt“, be­wun­der­te ich es. „Das soll­test du öf­ter tun.“
    Es sah mich fra­gend an.
    Ei­ni­ge Ver­dun­ke­lun­gen spä­ter sah ich, daß der tür­kis­far­be­ne Him­mel am Ho­ri­zont all­mäh­lich über ei­nem großen schwar­zen Berg­gip­fel rot wur­de. Lang­sam er­scholl ein dump­fes Erd­be­ben­ge­pol­ter, und das Schiff er­zit­ter­te ganz leicht. So­fort kam von un­ten ein Ge­schrei und Ge­krei­sche. Im Sa­lon, wo ei­ne wei­te­re Mahl­zeit ser­viert war, roll­te ein ver­ein­sam­ter Kris­tall­kelch über den Fuß­bo­den. Ich fand mich da­mit ab, daß die Wand sich stu­pi­de ver­dun­keln wür­de, um mei­ner be­gin­nen­den, wenn auch tat­säch­lich gar nicht exis­tie­ren­den, pa­ra­noi­den Hys­te­rie vor­zu­beu­gen. Aber das tat sie nicht. Wahr­schein­lich nahm sie an, daß ich nach un­ten ge­rannt war, um mit den an­de­ren zu schrei­en und zu schwit­zen. So sah ich dann die­sen de­ri­sann und ganz in­su­matt Aus­bruch, ganz und gar mit ex­plo­die­ren­den ro­sa und vio­let­ten Rauch­blu­men, mit Fon­tä­nen und Fun­ken und ei­nem großen Strom La­va und schwar­zer Asche. Wel­che Freu­de! Das Sand­schiff war na­tür­lich pas­send dar­auf pro­gram­miert, sol­che un­frei­wil­li­gen Ka­bi­nett­stück­chen zu ver­mei­den und hob in ei­nem stei­len Win­kel von sei­nen Luft­pols­tern ab, um einen an­de­ren Kurs ein­zu­schla­gen, und ließ das Pan­ora­ma schon bald hin­ter sich. Aber ich hat­te trotz­dem mit ei­ge­nen Au­gen ein wirk­li­ches Er­eig­nis ge­se­hen. Das Tier­chen krächz­te.
    „Schön“, sag­te ich, „du krächzt im­mer. Be­son­ders ori­gi­nell ist das ge­ra­de nicht!“
    Ich ver­brach­te ei­ne wirk­lich auf­re­gen­de Nacht, zu­min­dest am An­fang. Zu­erst sprang das Tier­chen im­mer auf mein ver­an­ker­tes Schwe­be­bett und brach­te des­sen sanf­tes Wie­gen durch­ein­an­der. Dann ver­such­te es, in das Bett mit hin­ein­zu­ge­lan­gen. An­schlie­ßend ließ mich das Tier­chen zu­frie­den, nur um zwei Se­kun­den spä­ter wie­der schwung­voll auf mir zu lan­den. End­lich ging es weg und ent­le­dig­te sich im Sa­lon

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