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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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ge­klappt.“
    „Vor lan­ger Zeit“, brumm­te der Q-R hart­nä­ckig wei­ter, „wä­re dies ein straf­ba­res Ver­bre­chen ge­we­sen. Da der Tat­be­stand des Ver­bre­chens ab­ge­schafft wor­den ist, kön­nen wir nichts tun, wie ich lei­der sa­gen muß.“
    Ich war selt­sam schmerz­lich be­rührt – er war vor­her so nett und ver­ständ­nis­voll ge­we­sen.
    „Aber es hat ge­klappt, oder?“ dräng­te ich.
    „Ge­klappt? Na­tür­lich hat es nicht ge­klappt.“
    „Wie­so?“ woll­te ich wis­sen. „Wol­len Sie da­mit sa­gen, Sie ha­ben es her­aus­ge­fun­den, ehe Sie die bei­den Hälf­ten zu­sam­men­füg­ten?“
    „Lei­der nein. Ich wünsch­te, wir hät­ten. Wir fan­den es her­aus, als wir sie zu­sam­men­füg­ten.“
    „Was ist pas­siert?“ frag­te ich.
    „Mein lie­ber jun­ger Mann“, sag­te der Q-R, „ha­ben Sie nie da­von ge­hört, daß aus zwei Ne­ga­ti­ven ein Po­si­tiv wird? In die­sem Fall trifft un­glück­li­cher­wei­se das Ge­gen­teil zu. Zwei Hälf­ten der­sel­ben Per­son ma­chen ein ein­deu­ti­ges Ne­ga­tiv aus.“
    „Aber die ei­ne war männ­lich und die an­de­re weib­lich“, pro­tes­tier­te ich. „Ich ver­ste­he nicht …“
    „Wir hat­ten es“, sag­te der Q-R, „mit ei­nem ech­ten Le­ben zu tun, nicht mit ei­nem An­dro­iden.“ Spür­te ich da Bit­ter­keit? Ich dach­te an die Far­men in Vier BAA, und mich be­schlich ein un­heim­li­ches Ge­fühl. „Bei ei­nem ech­ten Le­ben“, fuhr der Q-R fort, „ist das wich­tigs­te Ele­ment der Le­bens­fun­ke, und die bei­den vor­lie­gen­den Le­bens­fun­ken ge­hör­ten zu ein und der­sel­ben Per­son – Ih­nen. In dem Au­gen­blick, als sie sich be­rühr­ten, ex­plo­dier­ten sie und kehr­ten ins Va­ku­um zu­rück. Sie ha­ben Ihr Kind ge­tö­tet. Sie wer­den na­tür­lich nicht eher die Er­laub­nis be­kom­men, noch ein Kind zu ha­ben, ehe sie aus dem Jang-Sta­di­um her­aus sind, und selbst dann wer­den Sie, wie ich fürch­te, Schwie­rig­kei­ten ha­ben, die Er­laub­nis zu be­kom­men.“
    Ich wuß­te, daß mir übel wer­den wür­de. Er merk­te es glück­li­cher­wei­se auch und stell­te einen Not-Va­ku­um­sog für mich an.
    Er war recht freund­lich an­schlie­ßend und hielt mich da­von zu­rück, mir den Kopf an den Kris­tall­stüh­len ein­zu­schla­gen.
    Er hät­te sich je­doch sei­ne Mü­he spa­ren kön­nen.
    Ich ging hin und er­tränk­te mich in mei­ner Ku­gel, so­bald ich konn­te.

TEIL VIER

1

    Als ich im Lim­bo­bad auf­wach­te, setz­ten sie mir so­gleich or­dent­lich zu. Ich war hin­ge­gan­gen und hat­te mir in BOO einen neu­en Kör­per ver­schafft und hat­te ihn dann wie­der zer­stört, und ich wür­de stän­dig mei­ne Ra­ti­on über­schrei­ten, ich müß­te da­mit auf­hö­ren, und der nächs­te Wech­sel – hier muß ich an­ge­fan­gen ha­ben zu brül­len, oder ich be­kam einen An­fall oder ähn­li­ches. An­schei­nend hat­ten sich mei­ne Emo­ti­ons-Er­wi­de­rungs-Dräh­te ver­hed­dert, und ir­gend et­was war über­las­tet und ex­plo­dier­te. Ich brüll­te und brüll­te. Sie be­haup­te­ten, ich hät­te ge­schri­en, daß ich kei­nen neu­en Kör­per ha­ben woll­te, son­dern für im­mer hier im Bad blei­ben woll­te. Sie mach­ten sich Sor­gen um mich, und Hun­der­te von Q-Rs flat­ter­ten um mich her­um und sag­ten mir be­ru­hi­gen­de Din­ge. Sie ver­spra­chen mir schließ­lich je­den Kör­per, den ich nur ha­ben woll­te, und be­teu­er­ten, daß es völ­lig egal sei, wie sehr ich auch mei­ne Ra­ti­on über­zog, aber ich müß­te bit­te ir­gend­wann her­aus­kom­men, da an­de­re Leu­te schon war­te­ten, ver­dop­pel­ten sie die An­zahl, und end­lich leg­te ich dann wohl mei­nen Ei­gen­nutz ab und ver­sprach her­aus­zu­kom­men.
    Ich such­te mir die­sen gräß­lich ge­wöhn­li­chen Typ ei­nes weib­li­chen Kör­pers aus. Er war dünn und zer­brech­lich, hat­te nichts­sa­gen­de Brüs­te und sträh­ni­ges, dün­nes Haar. Ich ent­warf ihn mit lang­sa­mer, pein­li­cher, per­ver­ser Sorg­falt. Ich gab ihm zu lan­ge Bei­ne und Hüf­ten, dunkle, glanz­lo­se Au­gen, hin­ter de­nen ich mich ver­ste­cken konn­te und si­cher war. Ich war ei­ne geis­ter­haf­te Er­schei­nung, nicht so schlimm

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