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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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wie Hat­ta in un­ab­än­der­li­chen Hor­ror­ge­stal­ten, aber nichts­de­sto­we­ni­ger fremd und selt­sam in ei­ner Welt, in der fast je­der schön ist. Dann hing ich noch ei­ne lan­ge Zeit in Lim­bo her­um, und sie lie­ßen es auch zu, wenn sie mich auch im­mer wie­der dar­auf hin­wie­sen, daß ich nach Hau­se ge­hen soll­te.
    Her­gal und Hat­ta ka­men mich be­su­chen.
    Her­gal, nun wie­der ein statt­li­cher Mann, starr­te auf mein recht trau­ri­ges Äu­ße­res und blick­te leicht un­be­hag­lich drein. Er lieb­te schließ­lich Exo­ti­sches. Hat­ta ak­zep­tier­te mich ein­fach mit je­dem Blin­zeln sei­ner vier ro­sa Au­gen.
    Sie wa­ren sehr vor­sich­tig und freund­lich. So vor­sich­tig und freund­lich, daß es ge­ra­de­zu takt­los und ge­mein war. Her­gal mach­te stän­dig geist­rei­che Be­mer­kun­gen und er­zähl­te mir, was es drau­ßen ge­ra­de für wun­der­vol­le Din­ge zu se­hen gab. Hat­ta ent­hielt sich müh­sam der Wie­der­ho­lung sei­nes bies­ti­gen Hei­rats­an­tra­ges. Schließ­lich be­schloß ich, nach Hau­se zu ge­hen.
    Sie lie­ßen mich nicht in mei­ner Ku­gel fah­ren. Sie wa­ren dar­in sehr di­plo­ma­tisch, blie­ben aber fest. Sie flo­gen mich in ei­nem ro­bot­kon­trol­lier­ten Flug­kör­per in gel­ben Farb­tö­nen nach Hau­se, an dem man nicht her­ump­fu­schen konn­te.
    Ich ging in die Hal­le, un­ter der gol­de­nen, sich öff­nen­den und schlie­ßen­den Blu­me hin­durch und wan­der­te durch die gründ­lich ge­rei­nig­ten Zim­mer, wo ei­ni­ge Ma­schi­nen noch im­mer da­bei wa­ren, ab­zu­stau­ben und zu po­lie­ren. Ich ging in den Gar­ten, und plötz­lich sah ich das Tier­chen, das am Pool ei­ne in­ten­si­ve und sehr kom­pli­zier­te Wa­schung ver­an­stal­te­te.
    „O Tier­chen!“ rief ich. Mir fiel ein, daß ich es von mir fort­ge­schickt hat­te, al­lein nach Hau­se, so ge­fühl­los, bloß weil es mich an mei­ne Zeit mit Lo­run er­in­ner­te. Ich merk­te, wie lan­ge ich es al­lein ge­las­sen hat­te und nicht an es ge­dacht hat­te, und wur­de von hef­ti­gen Ge­wis­sens­bis­sen ge­packt. Ich rann­te vor­wärts, die Ar­me aus­ge­brei­tet, und es gab ein kräch­zen­des, er­schreck­tes Knur­ren von sich und floh heu­lend durch den Gar­ten.
    Ich war ganz ent­setzt dar­über, scho­ckiert und schwach. Das war der letz­te Schlag. Ich saß dort am Schwimm­be­cken, hielt mei­ne nicht ge­woll­ten Ar­me um­klam­mert, von Schmerz und Schuld ge­pei­nigt, und ich er­kann­te plötz­lich, was los war. Ich hät­te la­chen kön­nen, so ein­fach war es. Das Tier­chen hat­te nicht et­wa Bit­ter­keit ge­zeigt, son­dern ech­te, ver­wirr­te Angst. Ich hat­te mich ver­än­dert. Ich war nicht mehr das ihm be­kann­te Jang-Mäd­chen mit dem schar­lach­ro­ten Haar, ger­ten­schlank, mit exo­ti­schem Bu­sen, ganz Schön­heit und kör­per­li­che Gra­zie. Ich war die­ses dün­ne, sträh­ni­ge, teig­ge­sich­ti­ge We­sen. Es hat­te mich nicht er­kannt. Fa­ra­thoom! Wahr­schein­lich hat­te ich so­gar einen an­de­ren Ge­ruch!
    Al­so hüpf­te ich in mei­ne Ku­gel, ras­te nach Lim­bo und stürm­te hin­ein. Sie guck­ten et­was merk­wür­dig, als sie mich sa­hen. Ich er­klär­te die An­ge­le­gen­heit, und sie wi­chen zu­rück und hauch­ten: „O nein … äh … nein, nein … äh. Si­cher­lich nicht …“ und so wei­ter, bis mir ein­fiel, wie ich ih­re Sym­pa­thie schon ein­mal un­be­ab­sich­tig­ter­wei­se ge­won­nen hat­te. Al­so stei­ger­te ich mich wie­der in die­se si­mu­lier­te Hys­te­rie hin­ein und brüll­te, was für schlim­me Din­ge ich tun wür­de, zum Bei­spiel, so wie ich war in das Lim­bo­bad zu sprin­gen. Sie be­sprüh­ten mich mit et­was, das mich schlapp mach­te, und dis­ku­tier­ten auf­ge­regt über mich, wor­auf sie be­schlos­sen, mir lie­ber mei­nen Wil­len zu las­sen. So ließ ich sie mei­ne Ak­te her­aus­su­chen und be­stell­te ei­ne ge­naue Ko­pie von mir, wie ich vor­her ge­we­sen war, mit schar­lach­ro­tem Haar und al­lem an­de­ren.
    Ich ging hin­aus zum Schwimm­be­cken, be­deckt von klin­geln­den Ket­ten aus Golda­ne­mo­nen und Pur­pur­mu­scheln und sang einen Jang-Schla­ger. Ich war nicht dar­auf vor­be­rei­tet, was

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