Beißen will gelernt sein (German Edition)
abzulenken, die er auf mich ausübte.
Ich hatte es bereits gespürt, als er noch bewusstlos gewesen war und ich ihn mit Damian in die Bibliothek geschleppt hatte, einen Raum mit bequemen Ledersesseln, mehreren Bücherschränken und einem wuchtigen Schreibtisch aus Rosenholz. Mir taten immer noch die Arme weh, denn er war ein ziemlich kräftiger Kerl – stattlich, aber nicht dick. Seine Haare hatten die Farbe von dunklem Honig und seine Augen waren graublau wie ein wolkenverhangener Himmel. Obwohl er unglaublich arrogant wirkte, hatte ich nicht übel Lust, mit dem Finger an seinem markanten Kinn entlangzufahren, ihm durch seine zerzausten Haare zu streichen, seine breiten Schultern zu berühren und meine Hand über seine beeindruckende Brust zu seinem flachen Bauch hinuntergleiten zu lassen und noch weiter nach unten, wo seine enge Jeans von gewissen männlichen Attributen kündete. Bei dem Gedanken, ihn noch einmal zu küssen, brannten meine Lippen geradezu vor Begierde.
»Ich habe den Dämon außer Gefecht gesetzt … nach einem kleinen Kampf. Was hast du dir dabei gedacht, einfach so in ihn hineinzurennen?«
»Ich bin die Gasse hinuntergelaufen, wie Sie es mir gesagt haben.«
Er besaß die Unverfrorenheit, mich unwirsch anzusehen. »Ich habe dir gesagt, du sollst nach links abbiegen. Wenn du es getan hättest, wäre dir nichts passiert.«
»Das ist doch jetzt unerheblich«, sagte ich lächelnd. »Ich … äh … Es tut mir leid, dass ich Sie umgerannt habe. Und … der Kuss auch. Normalerweise bin ich nicht so stürmisch.«
Er runzelte die Stirn. »Das ist ebenfalls unerheblich. Wo sind Adrian und die Bannwirkerin? Und warum bin ich an diesen Stuhl gefesselt?«
»Mr und Mrs Tomas sind zur Zeit in Deutschland. Und was das Fesseln angeht – es tut mir leid, aber ich hielt es für angebracht, nachdem Sie hier wie ein Irrer hereingeplatzt sind und Damian mir erklärt hat, Sie seien gekommen, um ihn zu töten.«
»Bin ich auch«, sagte Sebastian und zerrte vergeblich an der Wäscheleine, mit der ich ihn festgebunden hatte. Weil ich mich mit Weben auskannte, konnte ich auch erstklassige Knoten machen. »Deutschland. Ich hätte es wissen müssen. Na schön, dann fahren wir nach Deutschland, sobald du mir den Ring gegeben hast. Du wirst mich jetzt losbinden und ihn mir bringen.«
Ich sah ihn verdutzt an. »Wir? Wir fahren nach Deutschland? Wer ist denn bitte ›wir‹?«
»Du stellst meine Geduld wirklich auf die Probe, meine Auserwählte. Du weißt sehr gut, dass ich dich und mich meine. Und nun hör auf mit diesen Spielchen und mach mich los. Mir bleibt nicht viel Zeit, um Adrian zu vernichten, und wir müssen uns so schnell wie möglich miteinander vereinigen.«
»Moooment!«, sagte ich und hob die Hand. »Habe ich richtig gehört? Sie erwarten von mir, dass ich mit Ihnen nach Deutschland fahre?«
»Natürlich. Du begleitest mich, wohin ich auch gehe.«
Allmählich wurde es mir zu bunt. »Sind Sie verrückt?«, fuhr ich ihn an. »Ich kenne Sie doch gar nicht! Ach, Augenblick mal – liegt es vielleicht daran, dass ich vorhin den Kuss erwidert habe?«
Der Ausdruck in seinen Augen war geradezu beleidigend. »Warum spielst du die Unwissende? Ich bin ein geduldiger Mann, aber treibe es nicht auf die Spitze! Mach mich endlich los!«
»Auf keinen Fall! Es ist wegen dieses Kusses, nicht wahr? Sie glauben, Sie können mich mit nach Deutschland nehmen, nur weil ich Sie geküsst habe? Ein einziges Mal? Himmel hilf! Was tun Sie denn mit den Frauen, mit denen Sie ins Bett gehen – heiraten?«
»Wir werden heiraten, ja. Und jetzt Schluss mit diesem unnützen Geschwätz! Ich habe gesagt, du sollst mich losbinden!«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich werde jetzt professionelle Hilfe holen. Wirklich, ich glaube, Sie haben sich den Kopf angeschlagen, als wir gestürzt sind. Sie reden ja völligen Unsinn … «
Er fluchte auf Französisch vor sich hin und seine Muskeln schwollen kurz an, dann zerriss die Wäscheleine. Im nächsten Moment stand er auch schon vor mir und zog mich an sich. »Wir haben keine Zeit für solche Spielchen. Deine Anwesenheit verkompliziert die ganze Sache zwar, aber wir werden sämtliche Hindernisse überwinden. Als Erstes müssen wir das Vereinigungsritual zu Ende bringen. Zieh dich aus!«
»Was?«, kreischte ich und versuchte verzweifelt, mich aus seinen Armen zu befreien.
»Ich muss dir beiwohnen, damit wir für immer vereinigt sind. Das erledigen wir zuerst, dann holen wir den Ring.«
Er
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