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Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Titel: Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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vergangenen vierundzwanzig Stunden höchstens ein einziger Mensch vor mir zu Fuß aus der Ruine herausgegangen sein kann. Zwei Leute hätten mehr Spuren hinterlassen.
    Ich fahre nicht bis nach St. Vith durch, sondern halte abermals vor dem einstigen Pfarrhaus. Alles erscheint unverändert.
    Wieder rufe ich im Krankenhaus an. Mit verstellter Stimme gebe ich mich als Hausärztin von Claire Maraite aus und erfahre, dass die Patientin in der Tagesklinik immer noch nicht eingetroffen sei, sich aber ohne weitere Erklärung für den späteren Nachmittag telefonisch angemeldet habe.
    Shoppen sind die Damen bestimmt nicht. Wo also könnten sie hingefahren sein? Vielleicht zu einem Ort auf jener Landkarte, die Christine Lambert so eifrig zusammengefaltet hat, als ich am Sonntag in Claires Zimmer kam? Was ist zwischen den beiden Frauen vorgegangen – hinter der fein geschnitzten Haustür des Bruchsteinhauses, auf die ich nun schon seit etlichen Minuten blicklos starre?
    Eine innere Stimme befiehlt mir, augenblicklich auszusteigen und mich gründlich umzusehen. Doch nach der Erfahrung in der Ruine sollte ich gelernt haben, meinem Gefühl zu misstrauen. Also bemühe ich eine gewisse Logik: Es kann doch kein Zufall sein, dass die beiden verschwundenen Fahrzeuge in Laufabstand von Christine Lamberts Haus abgestellt worden sind.
    Ich hole tief Luft und steige aus.
    Die Garage ist unverschlossen und leer. Ich stapfe ums Haus herum. Die Fenster sind zu hoch angebracht, als dass sie mir einen Blick ins Innere erlauben könnten. Den brauche ich gar nicht, wie ich entgeistert feststelle, als ich vor der Hintertür stehe und das scharfkantige Loch in der Glasscheibe sehe. Genau an jener Stelle, die man einschlagen würde, um die Tür von innen öffnen zu können. Irgendjemand hat sich gewaltsam Zutritt ins Haus verschafft.
    Barbara Gordon. Wer sonst?
    Meine Gedanken überschlagen sich. Die Frau ist schon seit fast fünf Tagen auf der Flucht. Nach dem Anschlag auf Claire ist sie in Richtung Atzerath weitergefahren. Könnte sie in der Ruine ihres alten Elternhauses untergetaucht sein? Wohl nur für sehr kurze Zeit. In einem Auto mit fehlender Fahrertür hätte sie es bei diesen Temperaturen nicht lange ausgehalten. Womöglich ist ihr da das nahe gelegene große Haus eingefallen, in dem sie als junges Mädchen eine Zeit lang gewohnt hat. Damals hat sie dort sicherlich jeden Winkel erforscht und auf dem Speicher Wäsche aufgehängt.
    Das Herz pocht mir immer noch bis zum Hals. Es wäre sicher klüger, sofort der Polizei diesen Einbruch zu melden, als selbst mit der Hand durch das Loch zu greifen und die Klinke runterzudrücken. Aber mit Klugheit kann und will ich mich in meiner Verzweiflung nicht aufhalten. Hier gibt es eine eindeutige Spur. Der werde ich unverzüglich nachgehen. Und schon bin ich in der Küche.
    Eigentlich hatte ich die Tür als Fluchtmöglichkeit offen stehen lassen wollen, aber sie schwingt von selbst wieder zu. Geistesgegenwärtig kann ich gerade noch verhindern, dass sie laut ins Schloss fällt.
    Nach dem leisen Klicken bleibe ich einen Moment neben der Tür stehen und lausche angestrengt in die Stille hinein. Als ich meinen Atem wieder entlasse, kann ich ihn sehen. Ich wundere mich über die Kälte. Bei meinen anderen beiden Besuchen hier war mir die gleiche Hitze entgegengeschlagen, die sich die meisten Eifeler in dieser Jahreszeit in ihren Wohnräumen gönnen. Weihnachtsfeiern bei Jupp und Hein halte ich nur im Sommerkleid aus. In diesem Landstrich muss schließlich viel Holz verheizt werden, denn nur durch anhaltendes winterliches Schwitzen kann man der Monokultur der Fichtenwälder entgegentreten.
    Ich ziehe meine Gummistiefel aus. Wenn ich schon einbreche, dann sollte ich zumindest keinen Schneematsch auf den hellen Fliesen hinterlassen. Zudem lässt es sich auf Strumpfsocken leiser in einem fremden Haus umherschleichen.
    Damit ich die Schuhe bei einer möglichen Flucht schnell ergreifen kann, stelle ich sie auf den Wäschetrockner neben der Tür. Aha, Christine Lambert steigt also nicht mehr auf den Speicher, um Wäsche aufzuhängen.
    Der Dachboden wäre ein idealer Zufluchtsort für die Frau, die in zwei Staaten von der Polizei gesucht wird. Nach allem, was ich über sie gehört habe, traue ich Barbara Gordon durchaus die Dreistigkeit zu, sich vorübergehend im Haus des Mannes zu verbergen, den sie erschossen hat.
    Sie ist eine gefährliche Frau und obendrein noch bewaffnet. Da sollte ich wenigstens ein

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