Bekenntnisse eines friedfertigen Terroristen (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Ihre Identität als Modedesigner ist die perfekte Fassade. Das Geld, das Sie mit der Firma hochgerechnet über die nächsten fünf Jahre verdient hätten, hätte einen neuen Elften September finanzieren können. Sie hatten Zutritt zu sehr exklusiven Zielen. Die New York Fashion Week. Die New York Public Library direkt am Bryant Park. Ihre Geschäftspartner haben Verbindungen zu somalischen Terroristen. Und Sie behaupten immer noch, Sie sind bloß ein Modedesigner? Es gab bisher nur eine Person im Modegeschäft, die solche Verbindungen hatte wie Sie. Und das war 1943.«
»Wen denn?«
»Coco Chanel«, erwiderte er.
»Das ist doch lächerlich!«
»Sie wurde festgenommen und des Verrats angeklagt, weil sie sich mit den Nazis eingelassen hatte. Ich würde ja sagen, schlagen Sie es nach, aber das geht ja schlecht. So von ’39 bis ’43 hat sie einen SS-Offizier gevögelt. Er hatte seine Schutzstaffel so tief in ihrem knackigen Ärschchen, dass sie so ziemlich alles für ihn getan hätte. Zum Beispiel hat sie versucht, einen Deal zwischen den Briten und den Nazis einzufädeln, wie das, was von Europa übrig war, aufgeteilt werden sollte.« 73
»Das haben Sie sich doch ausgedacht. Und das mit den Somaliern ist auch Quatsch. Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass ich mich nie mit einem getroffen habe.«
»Und genau wie Chanel werden Sie als Kollaborateur betrachtet. Als Terroristensympathisant. Als zentraler Finanzier. Die in Washington sind sich todsicher: Sie sind der Fashion Terrorist und zu Recht hinter Gittern. Doch die hätten lieber ein Geständnis.«
»Für die in Washington ist es bloß das Einfachste, zwischen zwei Punkten eine gerade Linie zu ziehen. Ich habe Ihnen doch mein Bekenntnis gegeben.«
»Unsere Zeit ist fast um, Boy. Sie müssen mir jetzt langsam sagen, was ich wissen will.«
»Das habe ich doch die ganze …«
»Sie haben alles Mögliche gemacht, mir aber nicht das erzählt, was ich wissen muss. Einen Haufen Scheiße haben Sie mir erzählt.«
»Nichts als die Wahrheit.«
»Blödsinn.«
»Schade, dass Sie das so sehen. Ich dachte bisher, wir verstehen uns.«
»Jetzt reicht’s aber. Schluss! Wussten Sie vor Ahmeds Festnahme am 25. Mai 2006 von den Waffen?«
»Meinen Sie den Dünger?«
»Die Waffen. Massenvernichtungswaffen. In welcher Form auch immer. Ammoniumnitrat-Dünger. Ganz egal. Wussten Sie von irgendwelchen Waffen? Wussten Sie von dem Deal?«
»Nein.«
»Da! Sie lügen schon wieder. Sie wussten von dem Deal, das haben Sie doch selbst geschrieben.«
»Ich habe geschrieben, dass ich vermutete, Ahmed lügt. Dass ich nicht die Hälfte von dem glauben konnte, was er sagte.«
»Unternommen haben Sie aber nichts.«
»Nichts nun auch wieder nicht.«
»Wenn Sie es mir jetzt erzählen, tun Sie sich einen Gefallen. Sonst übergebe ich Sie an den Vernehmungsoffizier.«
»Warum soll ich mit dem sprechen?«
»Weil ich jetzt weg bin. Ich bin hier fertig. Tut mir leid, aber unsere Zeit ist abgelaufen. Alles hat ein Ende. Und wenn ich weg bin, fangen die noch mal ganz von vorne an. Die ganze Scheiße, die Sie bisher aufgeschrieben haben, wird abgeheftet, und los geht’s. Sie sparen sich also eine Menge Zeit und Stress, wenn Sie mir jetzt alles erzählen.«
»Ich habe doch schon gesagt, ich wusste nichts von irgendwelchen Waffen. Ich habe überhaupt schon alles gesagt, was ich weiß. Das ist eine Intrige.«
»So ein großes Wort. Wissen Sie überhaupt, was das heißt?«
»Die wollen mir das Ganze anhängen. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ich hier bin.«
»Die wollen Ihnen nichts anhängen. Die haben Sie in die Pfanne gehauen. Ihr Freund Ahmed hat Sie als Einzigen herausgesucht. Er hat geredet. Ihren anderen Freund, Hajji, den haben wir nicht mal hochgenommen. Dem geht’s gut. Er ist ein Kronzeuge. Als unsere Leute Ahmed Druck gemacht haben, hat er uns alles über Sie gesagt. Er hat Sie verpfiffen . Ihm zufolge sind Sie der Kopf der ganzen Organisation. Und der Geldgeber.«
»Das Geld kam von ihm! Jeder einzelne Dollar!«
»Sie kommen doch aus einer reichen Familie. Einer Arztfamilie, haben Sie selbst gesagt. Privatschule und alles.«
»Meine Familie hat kein Geld. Überprüfen Sie das. Sie haben mir hier und da was zugesteckt, als ich nach New York gegangen bin, aber das war’s auch.«
»Sie sind in die USA gekommen und haben sich dort niedergelassen. Sie haben Qureshi aufgesucht und sind ins selbe Gebäude gezogen. Sie stehen mit bekannten Verbrechern in
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