Bel Ami
Vielleicht hatte ich auch einfach vergessen, dass es Männer gab, die ihre Frau nicht gern von einem anderen besteigen lassen. Mich erregte jedenfalls die Vorstellung von dem lustigen Gruppensex, der sich, dank mir, gerade in den hinteren Räumen abspielen würde, und ich sah keinen Grund zu Vorsicht oder psychologischem Gründeln.
Ich kannte Lutz schon seit vielen Jahren, seine Frau Susanne erst seit Kurzem. Er hatte sich ein kleines Vermögen mit exklusiver Innenausstattung erwirtschaftet und mich als einer von mehreren während der Umbauarbeiten des Bel Ami beliefert. Seit damals brachte er mindestens einmal im Monat seine Geschäftspartner nach dem Essen bei mir vorbei. Die Rechnungen deklarierte er ordentlich beim Fiskus, und über einen Blick in die Buchhaltung hatte wohl auch irgendwann seine Frau von der Sache Wind bekommen. Anstatt sich zu ärgern, kam Susanne nun selbst mit. Meine Mädchen hatten mir erzählt, dass Lutz sich damit überhaupt nicht wohl fühlte, ihm manchmal die Lust sogar völlig verging. Deshalb hätte es mich nicht so überraschen dürfen, als ich ihn schon nach kurzer Zeit aus dem Bad stürmen sah. Bevor sich die Tür hinter ihm wieder schloss, hörten wir seine Frau lustvoll schreien.
»Seit wann arbeiten bei dir auch Männer, Detlef? Das ist ja widerlich!«
Er strich sich das nasse, spärliche Haar auf seinem wutroten Kopf glatt.
»Ach ja, und den Knaben bezahlt meine Frau nachher selbst!«
Noch bevor ich etwas sagen oder ihm wenigstens sein Jackett reichen konnte, hatte er es schon vom Haken gerissen. Er warf mir drei Scheine auf den Tresen und stürmte zur Tür. Ich starrte ihm stumm hinterher und sah die nassen Flecken auf seinem Hemd. Er hatte sich nicht einmal die Zeit zum Abtrocknen genommen. Dumm gelaufen. Meine Hilfsbereitschaft hatte mich einen Stammkunden gekostet, denn Lutz sah ich nie wieder. Wie ich hörte, haben sich die beiden kurz darauf scheiden lassen.
Nun, es gibt nicht immer ein Happy End.
Katja – Sonne satt
Vor ein paar Jahren hatte ich meinen 40. Geburtstag gefeiert und seitdem allen verboten, auf meine Geburtstagsgeschenke eine andere Zahl zu schreiben. Sollte sich einer meiner Freunde, Gäste oder Geschäftspartner nicht daran gehalten haben, so hatte ich davon zumindest nichts mitbekommen, da alle Päckchen und Grußkarten erst durch die Hände meiner treuen Freundin Rosi gegangen waren. Sie klebte dann kleine, goldene Sterne über die Zahlen. Einmal reichte sie mir einen wertvollen Füllfederhalter, auf dem ein solches Sternchen klebte.
»Da ist ’ne Gravur drauf und der klebt nicht!«
Rosi drückte hilflos an den Ecken des Sternchens herum.
»Wirf ihn weg!«
Es machte mich wütend, wenn man meine Wünsche ignorierte.
Ich wurde beschenkt, umarmt, bejubelt, man trank mir zu und wünschte mir Glück, Gesundheit und noch mehr Geld. Ich feierte Partys mit und ohne Anlass. Ich hatte alles. Manchmal allerdings beschlich mich das Gefühl, dass das Licht nur noch von den kleinen Sternen, Lampen oder Kerzen in meiner Bar kam. Wenn die Sonne schien, schlief ich. In der Nacht begann ich zu leben – wie ein Vampir. Nur wollte ich kein Blut – ich wollte Koks. Es vertrieb die Müdigkeit und die Dunkelheit.
Katja war wie versprochen wiedergekommen und hatte sofort angefangen, bei mir zu arbeiten. Sie erwirtschaftete unglaubliche Summen, etliches wohl auch außerhalb des Bel Ami , denn schon in der dritten Woche schenkte sie mir eine Cartier Santos 100 mit wasserdichtem Saphirglas, Ziffern und Zeigern aus Roségold und einem Gehäuse, das ebenfalls mit 18-karätigem Roségold besetzt war. Ich schätzte den Wert der Uhr sehr hoch und die Wahrscheinlichkeit einer unverhofften Erbschaft eher niedrig ein. Die Gravur auf der Rückseite wies das Stück als ein Geschenk meiner Katja aus. Ich fühlte mich geschmeichelt und nahm sie an. Sie war nicht nur die schönste Frau, der ich je begegnet war, sie war auch leidenschaftlich und ehrgeizig wie kaum eine andere.
Sechs Monate nach unserer ersten Begegnung entschied sie, bei mir einziehen zu wollen. Meine Wohnung sei ja groß genug, und die Zeit, die ich mehrmals in der Woche auf der Stadtautobahn verbrachte, um sie in Steglitz zu besuchen, könne ich doch viel angenehmer verbringen. Sie öffnete meine Hose und demonstrierte mir, was sie damit meinte. Welcher Mann hätte da zu diskutieren begonnen? Also ließ ich das große Südzimmer renovieren und nach ihren Wünschen einrichten. Sie bestand darauf, die Kosten
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