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Bel Canto (German Edition)

Bel Canto (German Edition)

Titel: Bel Canto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milada Součková
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einen Eisschrank noch eine elektrische Küche, nicht einmal die zuverlässig ins Haus gelieferten Koteletts sind in einem Zustand, dass man sieeinfach in die Pfanne legen kann. Trotzdem, wenn es keine Konserven gäbe, hätte Giulia keine Kraft für diese Arbeit gehabt, es war nach der Krankheit – nach der Krankheit? Wissen Sie nicht, dass Giulia operiert wurde und eine Lungenentzündung hatte?
    Ist der Brief verlorengegangen, oder hat Giulia, wie gewohnt, ein halbes Jahr nicht geschrieben und es dann vergessen?
    Giulia sagt, wenn es nicht ein so vorbildliches Krankenhaus gewesen wäre, hätte sie das überhaupt nicht überlebt. Ich denke mir, wenn ihre eiserne Gesundheit nicht gewesen wäre! Nein, Giulia beharrt darauf, es sei nur Verdienst der Arzneien und des Krankenhauses, dass sie nicht gestorben sei.
    Erinnere ich mich noch, wie sie in Prag in Ohnmacht gefallen sei und sich an einer Möbelkante den Kopf aufgeschlagen habe?
    Wie könnte ich mich an diese blutige Schramme zwischen ihren blonden Locken nicht erinnern! Wie sollte ich mich an das Hotelzimmer mit den geöffneten Balkontüren nicht erinnern! Die Vorhänge wehten leicht und von der Straße drangen Straßenbahngeräusche herein. Wie sollte ich mich an den feinen Hemdenstoff und das Hauskleid nicht erinnern und an das ratlos umherlaufende alte Stubenmädchen. Ich rief unseren Hausarzt, der die Wunde zwischen den unglaublich dichten Haaren Giulias versorgte und ihr Hofmannstropfen verschrieb. Sie war damals zu Besuch in Prag und hatte sich den Magen verdorben. Wer stand in der Nacht damals unter dem Balkon, auf dem noch nach meiner Ankunft die Türen offen standen? Vielleicht könnte das alte Stubenmädchen das verraten. Ernesto? Ach, Ernesto!
    Giulia kann oder will mir die Synopse ihrer wirklichen Geschichte nicht klar erzählen. Ich verstehe nicht, ist sie aufs Land gezogen, um sich nach der Krankheit zu erholen, oder um der gesamten Familie – der Schwester ihres Mannes und deren Sohn – Wohnung und Kost zu sparen. Ist sie dorthin gezogen, um den schwülen Sommer nicht in New York verbringen zu müssen, oder zwangen sie die bedrückenden Verhältnisse? War sie genötigt, die vielleicht billigste Wohnung und Verpflegung mit den Verwandten ihres Mannes zu teilen?
    Giulias Ehemann? Was soll ich über ihn sagen? Es gab Tage, da schilderte sie ihn mir als den Menschen, mit dem sie endgültig fertig sei, der neben ihr nur leide, und ein andermal schilderte sie ihn als den einzigen Freund, auf den sie sich verlassen könne. Sein Patent brachte ihm damals keine ständigen Einkünfte mehr. Ich glaube, Giulia nahm ihn nur, um verheiratet zu sein, natürlich war das in einer Zeit, als es Richard gut ging. Sehr gut erinnere ich mich an das lange Telegramm, das sicher schrecklich teuer war, mit dem Giulia von mir unmögliche Informationen und Dokumente über Staatsangehörigkeit, Heimatrecht und ähnliches verlangte. (Ein solches Telegramm erhielt ich von ihr noch einmal, als sie sich scheiden ließ.) Und etwas später eine Ansichtskarte aus Kuba.
    Auf der Ansichtskarte war ein Hotel, wie man es im Nahen und Fernen Osten baut, auf Inseln, ein Hotel, in dessen Bau sich eben soviel örtliche Exotik wie internationaler Komfort spiegeln. Ein Hotel mit Bädern, Bars, einem Leseraum, Schreibtischen, Briefpapier mit dem Signum des Hotels.
    Am Duft, der einem entgegenschlägt, und an den Fliesen unter den Füßen spüren wir, dass wir auf etwas Fremdesstoßen. Littmanns sagten mir später, die ganze Flugreise und der einwöchige Aufenthalt auf Kuba seien ein Unsinn gewesen, völlig überflüssig, er kostete Giulia nur Geld.
    Die Littmanns! Hätte Giulia mit den Behörden Scherereien gehabt, wäre ihnen das sicher egal gewesen! Frau Littmann beneidete Giulia einfach, weil sie nach Kuba flog und dort in einem Luxushotel wohnte. Giulia verschweigt natürlich, dass sie die ganze Woche gezwungen war, ängstlich am Essen zu sparen, um am Abend in eine Bar gehen zu können. Die Littmanns und auch ich wissen nicht, dass Giulia sich so verhalten und als wohlhabende Person auftreten musste, weil andernfalls die Behörden Verdacht geschöpft und ihr wieder Schwierigkeiten mit den Papieren gemacht hätten.
    Ich erfuhr nie, ob die Reise nach Kuba wirklich sein musste, ob sie nötig war und welche Folgen sie hatte. Giulia bricht die Synopse mit Klagen gegen die Littmanns ab.
    Littmann ist ein guter Geschäftsmann, und seine Frau hat schon viel von Giulia aufgeschnappt. Die

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