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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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dem Sumpf zugewandt waren. Nach etwa einer Stunde erreichten wir die Kuppe des Hügels, auf den wir geklettert waren. Von dort aus sahen wir zum erstenmal die Stadt der Ewigen Nacht.
    Natürlich konnte ich Toraks Turm sehen, aber das war es nicht, worüber ich mir Sorgen machte. Das Licht war nicht allzu hell, aber es war hell genug, daß wir die Mauer sehen konnten, von der Cthol Mishrak umgeben war. Ich fluchte.
    »Was ist los?« fragte mich Dras.
    »Siehst du diese Mauer?«
    »Ja.«
    »Das bedeutet, daß wir durch ein Tor gehen müssen, und du siehst ganz und gar nicht wie ein Grolim aus.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ihr macht Euch zu viele Gedanken, Belgarath«, brummte er. »Wir werden die Torwächter einfach töten. Dann gehen wir in die Stadt, als wären wir dort zu Hause.«
    »Ich glaube, uns wird noch etwas Besseres einfallen«, sagte Algar ruhig. »Laßt uns erst einmal sehen, wie hoch die Mauer ist.«
    Wie ich schon erwähnte, hatte der Sturm den Schnee von der Westseite der Hügel gefegt – und ihn auf der Ostseite abgelagert. Wir starrten auf diese sechs Fuß hohen Verwehungen. Das sah nicht gut aus.
    »Es geht nicht anders, Belgarath«, sagte Cherek ernst »Wir werden die Straße nehmen müssen.« Er deutete auf den schmalen Pfad, der von einem Stadttor aus in die Hügel führte.
    »Cherek«, erwiderte ich nachsichtig, »dieser Pfad windet sich wie eine Schlange dahin, und zu beiden Seiten ragt der Schnee so hoch auf, daß wir nicht sehen können, ob uns jemand entgegenkommt. Wir würden ihm direkt gegenüberstehen, noch ehe wir wissen, daß er da ist.«
    Cherek zuckte die Schultern. »Aber wir werden ihn erwarten«, sagte er. »Er wird uns nicht erwarten. Einen weiteren Vorteil brauchen wir nicht.«
    Das war natürlich idiotisch, aber ich konnte mir beim besten Willen nichts Klügeres einfallen lassen – wir hatten keine Zeit dafür, uns durch die Schneeverwehungen zu arbeiten. Wir hatten eine Verabredung in Cthol Mishrak, und ich wollte mich nicht verspäten. »Gut! Laßt es uns versuchen«, gab ich nach.
    Wir trafen einen Grolim auf unserem Weg in die Stadt, doch Algar und Riva hatten sich auf ihn gestürzt noch ehe er einen Laut von sich geben konnte, und ihre Dolche leisteten ganze Arbeit. Dann hoben sie ihn auf, schwangen ihn ein paarmal hin und her und schleuderten ihn schließlich über eine der Schneewächten, während Dras versuchte, die Blutpfütze mitten auf dem Weg mit Schnee zu bedecken.
    »Meine Söhne arbeiten gut zusammen, nicht wahr?« stellte Cherek mit Vaterstolz fest.
    »Sehr gut«, stimmte ich zu. »Wie können wir diesen Pfad jetzt verlassen, ehe wir an das Tor kommen?«
    »Wir nähern uns noch ein Stückchen. Dann graben wir uns durch den Schnee auf einer Seite. Der letzte kann das Dach unseres Tunnels einstürzen lassen. So wird keiner je merken, daß wir hier waren.«
    »Schlau. Warum hatte ich nicht daran gedacht?«
    »Wahrscheinlich, weil Ihr es nicht gewöhnt seid, in einer verschneiten Landschaft zu leben. Als ich etwa fünfzehn war, gab es eine verheiratete Frau in Val Alorn, die mir ziemlich gut gefiel. Ihr Mann war alt aber sehr eifersüchtig, also grub ich einen Schneetunnel zu seinem Haus.«
    »Das ist ein äußerst interessanter Einblick in deine Jugend. Wie alt war sie?«
    »Oh, etwa fünfunddreißig. Sie hat mir so allerlei beigebracht.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Ich könnte Euch davon erzählen, wenn Ihr wollt.«
    »Später einmal, vielleicht. Im Augenblick bin ich mit anderem beschäftigt.«
    Ich wette, daß man über diese Unterhaltung im Buch der Alorner nichts finden wird.
    Algar ging ein wenig voraus und blickte vorsichtig um jede Wegbiegung. Schließlich kam er wieder zurück. »Das ist weit genug«, sagte er. »Das Tor liegt gleich hinter der nächsten Biegung.«
    »Wie hoch ist die Mauer?« fragte sein Vater.
    »Nicht so schlimm«, erwiderte Algar. »Nur etwa zwölf Fuß.«
    »Gut«, sagte Cherek. »Ich gehe voraus. Ihr Jungs wißt, was ihr zu tun habt, wenn ihr nachkommt.«
    Sie nickten und störten sich nicht daran, ›Jungs‹ genannt zu werden. Cherek wurde über neunzig, und er nannte sie immer noch ›Jungs‹.
    Sich durch den Schnee zu graben ist gar nicht so schwierig, wie es sich anhört, sofern man Hilfe hat. Cherek grub sich seinen Weg; er ließ ihn leicht geneigt nach oben ansteigen, auf einen Punkt zu, der etwa fünfzig Fuß links vom Stadttor entfernt lag. Dras folgte ihm. In kurzen Abständen drückte er gegen die Decke des

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