Belgarath der Zauberer
würde die ganze Stadt wecken.«
»Na gut aber wie kommen wir sonst an ihnen vorbei?« verlangte er gereizt zu wissen.
»Ich denke mir etwas aus.« Ich überlegte sehr schnell, und plötzlich fiel mir etwas ein. »Kommt hier in diese Gasse«, flüsterte ich. »Ich werde meine Gestalt wandeln.«
»Als Wolf seid Ihr nicht groß genug für diese beiden, Belgarath«, wandte Cherek ein.
»Ich werde mich nicht in einen Wolf verwandeln«, entgegnete ich. »Tretet jetzt alle einen Schritt zurück. Ich könnte ein wenig gefährlich sein, ehe ich alles unter Kontrolle habe.«
Sie zogen sich nervös von mir zurück.
Ich verwandelte mich nicht in einen Wolf oder in eine Eule oder in einen Adler, auch nicht in einen Drachen.
Ich wurde eine Civetkatze.
Die Alorner zogen sich noch weiter zurück.
Mein Plan hätte wahrscheinlich nicht funktioniert wären Toraks Hunde echte Hunde gewesen. Selbst der dümmste Hund war klug genug, einer Civetkatze oder einem Stinktier auszuweichen. Die Chandim aber waren nun einmal keine echten Hunde. Sie waren Grolims und empfanden nur Verachtung für alle wild lebenden Kreaturen. Ich reckte meinen gepunkteten Schwanz in die Höhe, und einen Warnlaut keckernd, eilte ich über den schneebedeckten Platz auf sie zu. Als ich nahe genug war, daß sie mich sehen konnten, knurrte mich einer an. »Geh weg«, sagte er mit schrecklicher Stimme. Er schien tatsächlich an den Worten zu kauen.
Ich beachtete ihn nicht und näherte mich den beiden Hunden. Dann, als sie in Reichweite waren, drehte ich mich um und wandte ihnen das andere Ende meiner angenommenen Gestalt zu.
Ich glaube nicht, daß ich alles genauer beschreiben muß. Die Angelegenheit ist ein bißchen eklig, und ich möchte die Damen, die vielleicht meine Geschichte lesen, nicht damit belästigen.
Wenn ein echter Hund mit einem Stinktier oder einer Civetkatze Bekanntschaft gemacht hat bellt und jault er jämmerlich, um alle Welt wissen zu lassen, daß er sich selbst schrecklich leid tut, aber die beiden waren keine echten Hunde. Sie winselten allerdings ausgiebig und wälzten sich auf dem Boden herum, vergruben ihre Nasen im Schnee und fuhren sich mit den Pfoten über die Augen.
Ich warf ihnen einen abschätzenden Blick über die Schulter zu; dann ließ ich ihnen eine weitere Fuhre zukommen.
Daraufhin rasten sie blindlings über den Platz, wobei sie immer wieder anhielten, um sich im Schnee zu wälzen. Sie bellten nicht, und sie heulten auch nicht, doch ihr Wehklagen ging mir auch ganz schön auf die Nerven.
Ich nahm wieder meine Gestalt an, winkte Cherek und die Jungs herbei und legte meine Fingerspitzen auf die gehämmerte Eisentür. Ich fühlte das Schloß – es war kein sehr gutes – und öffnete es mit einem einzigen Gedanken. Dann schob ich die Tür vorsichtig Stück für Stück auf. Trotzdem ging das nicht lautlos vonstatten. Mir schien, daß das Geräusch auf dem stillen Platz sehr laut zu hören war; aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.
Als Cherek und seine Söhne ein paar Schritte von mir entfernt waren, hielten sie inne. »Los, kommt«, flüsterte ich ihnen zu.
»Äh – schon gut, Belgarath«, flüsterte Cherek zurück. »Warum geht Ihr nicht voraus? Wir folgen Euch.« Er versuchte, die Luft anzuhalten.
»Sei kein Idiot«, fuhr ich ihn an. »Der Gestank ist hier draußen, wo die Hunde waren. Nichts davon ist an mir haften geblieben – jedenfalls nicht in dieser Gestalt.«
Sie zögerten noch immer, zu mir aufzuschließen.
Ich murmelte einige ausgewählte Flüche und zwängte mich seitlich durch den Spalt in der Tür, hinein in die völlige Dunkelheit dahinter. Dann griff ich in meine Hüfttasche und holte einen Kerzenstummel hervor, den ich entzündete, indem ich ihn mit dem Daumen berührte.
Ja, das war nicht ungefährlich, aber man hatte mir gesagt, daß Torak nicht in der Lage sein würde, sich einzumischen. Ich wollte mir dessen sicher sein, ehe wir weiter vordrangen.
Die Alorner zwängten sich durch den Türspalt und schauten sich in dem Raum am Fuße des Turmes nervös um. »Wohin?« flüsterte Cherek.
»Wahrscheinlich geht’s dort hinauf«, erwiderte ich und deutete auf die eiserne Wendeltreppe, die sich in die Dunkelheit nach oben wand. »Es hat wenig Sinn, einen Turm zu bauen, wenn man nicht vorhat an der Spitze zu wohnen. Zuerst aber möchte ich mich hier unten umsehen.«
Ich schützte die Kerzenflamme mit der Hand und ging durch den Raum. Als ich hinter die Treppe trat, entdeckte ich eine
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