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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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die Insel erreichte, wären wohl die meisten seiner kampffähigen Männer nicht mehr im Einsatz.«
    »Es kann nicht schaden, vorbereitet zu sein.«
    Einen Monat später besserte sich das Wetter, und wir nahmen die Vorbereitungen für die Reise auf.
    »Sind wir bald fertig für den Aufbruch?« fragte Beldaran an einem schönen Frühlingsnachmittag.
    »Ich glaube nicht, daß wir die Möbel mitnehmen müssen«, meinte Beldin gereizt. Er reiste gern mit leichtem Gepäck.
    »Dann werde ich Polgara holen«, sagte sie.
    »Sie wird nicht mitkommen, Beldaran«, meinte ich.
    »0 doch. Sie wird kommen.« Ihre Stimme klang ungewöhnlich hart.
    »Sie hält nicht viel von dieser Heirat, weißt du.«
    »Das ist ihr Problem. Sie wird dabeisein, ob sie nun will oder nicht.« Es war leicht Beldaran zu unterschätzen; ihre freundliche Art und ihr sonniges Wesen täuschten darüber hinweg, daß sie Charakter hatte. Sie setzte selten Autorität ein, weil sie es kaum tun mußte. Wir alle liebten sie so sehr, daß sie für gewöhnlich bekam, was sie wollte, ohne viel Aufsehen davon zu machen. Wenn ihr jedoch einer von uns in die Quere kam, konnte sie sehr deutlich ihre Meinung sagen. Sie war ein wenig enttäuscht, daß die Zwillinge nicht mitkommen wollten, aber jemand mußte im Tal bleiben, und außerdem fühlten sie sich in der Gegenwart Fremder nicht wohl.
    Beldaran ging, um Pol zu holen. Ich hätte viel dafür gegeben, die Unterhaltung zwischen meinen Töchtern mit anzuhören. Doch keine von beiden sprach je darüber. Obwohl Polgara ein wenig mürrisch war, kam sie doch mit.
    Wir machten natürlich einen Bogen um die Ostgrenze von Ulgoland; aber das war damals so üblich. Beldin bildete die Vorhut. Wir erwarteten unterwegs zwar keinen Ärger, doch Beldin ließ sich keine Gelegenheit entgehen zu fliegen.
    Ich frage mich, wie er und Vella miteinander auskommen. Sie hat nun ihre Dolche nicht mehr, aber ich kann mir vorstellen, daß der Schnabel und die Klauen das wettmachen.
    Das Wetter war besonders schön in diesem Jahr, und der Schnee auf den Pässen in den Sendarischen Bergen war größtenteils geschmolzen. Als wir Muros erreichten, ging Anrak voraus. »Das war Rivas Anweisung«, erklärte er. »Sobald wir die Küste vor uns hätten, sollte ich ihm Bescheid sagen. Er wird uns mit einem Schiff in Camaar erwarten.«
    »Meint ihr wirklich, daß es gut ist, mit Vater nach Camaar zu gehen?« bemerkte Polgara boshaft. Beide Mädchen wirkten in Muros ein wenig nervös. Manchmal vergaß ich, daß sie das Tal noch nie verlassen hatten und daß die Anwesenheit Fremder sie ein wenig beunruhigte. Muros war damals noch keine große Stadt, aber es gab dort doch mehr Menschen, als meine Tochter gewöhnt waren.
    Wir liehen uns einen Wagen und fuhren standesgemäß flußabwärts. Als wir Camaar erreichten, vermied ich es, die Hafengegend aufzusuchen. Wir stiegen in einer der besseren Herbergen im Zentrum der Stadt ab, und ich schickte Beldin los, Anrak zu suchen.
    »Riva ist unterwegs«, versicherte uns Anrak, als Beldin ihn zu uns brachte. »Er hat gewiß soviel Segeltuch wie nur möglich aufgetakelt. Er hat es eilig, dich zu treffen. Hübsche.«
    Beldaran errötete.
    »Widerlich«, murmelte Polgara. Ich wußte, daß sich das alles irgendwann zuspitzen würde. Polgaras Unbehagen, was die bevorstehende Heirat betraf, war wohl ganz natürlich. Sie schien der dominante Zwilling zu sein, war aber auch diejenige, die automatisch von sich im Plural sprach - was für gewöhnlich ein Kennzeichen der untergeordneten Schwester ist. Wenn man unhöflich genug ist und Polgara nach ihrem Alter fragt, antwortet sie bis zum heutigen Tag etwa folgendermaßen: »Wir sind ungefähr dreitausend - oder so.« Beldaran ist nun schon lange nicht mehr bei uns, spielt in Polgaras Weltbild jedoch nach wie vor eine wesentliche Rolle.
    Eines Tages werde ich mich mit Polgara ausführlich darüber unterhalten müssen. Der Standpunkt einer Person, die niemals wirklich allein war, mag äußerst interessant sein.
    Dann traf Riva in Camaar ein. Ich bin sicher, daß die Bürger ihn bemerkten. Er fiel nicht etwa auf, weil er sieben Fuß groß war; es lag wohl eher daran, daß er jeden umrannte, der zwischen ihm und Beldaran stand. Ich habe zuvor schon Verliebte gesehen, aber niemanden, der sich so extrem verhalten hatte wie Riva.
    Als er ins Zimmer in der Herberge kam – Beldin war es gelungen, die Tür rasch genug zu öffnen, ehe Riva sie zertrümmert hätte –, warf er einen Blick

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