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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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auf meine blonde Tochter, und das genügte ihm.
    Beldaran hatte eine kleine Begrüßungsrede eingeübt, doch als sie in Rivas Gesicht schaute, war jedes Wort vergessen.
    Sie sagten gar nichts! Habt ihr schon einmal in einem Zimmer einen Nachmittag mit zwei Menschen verbracht, die nichts reden, sondern sich nur gegenseitig anblicken?
    Schließlich wurde es mir peinlich; deshalb beobachtete ich Polgara. Das war eine Studie. Der Raum war dermaßen mit Emotionen vollgepackt, daß man es fast knistern hören konnte. Zunächst sah Polgara Eisenfaust mit unverhüllter Feindseligkeit an. Hier saß ihr Gegner, und sie haßte ihn inbrünstig. Schließlich jedoch machte diese kompromißlose Bewunderung, die Riva und Beldaran füreinander empfanden, durchaus Eindruck auf Polgara. Ihr Gesicht kann völlig ausdruckslos sein, doch ihre Augen verraten sie. Ich betrachtete diese ausdrucksstarken Augen, die einmal stahlgrau waren und dann lavendelfarben, als sie mit ihren Gefühlen kämpfte. Es dauerte lange. Polgara gab nicht leicht auf. Schließlich jedoch seufzte sie – es war ein langer, bebender Seufzer –, und zwei dicke Tränen wuchsen in ihren Augen. Sie wußte, daß sie verloren hatte. Es gab nichts, was sie dieser Liebe zwischen ihrer Schwester und dem rivanischen König hätte entgegensetzen können.
    Ich empfand plötzlich großes Mitleid für Polgara; deshalb ging ich zu ihr und nahm ihre schmutzige Hand in die meine. »Wir sollten ein wenig nach draußen gehen, Pol«, schlug ich sanft vor. »Laß uns etwas Luft schnappen.«
    Sie schenkte mir einen kurzen, dankbaren Blick, nickte stumm und erhob sich. Würdevoll verließen wir den Raum.
    Am Ende des Ganges vor dem Zimmer befand sich ein Balkon, und dorthin gingen wir. »Nun«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Ich schätze, damit ist das geklärt, nicht wahr?«
    »Das war schon seit langer Zeit klar, Pol«, sagte ich. »Das ist eines jener unabänderlichen Dinge. Sie müssen geschehen.«
    »Darauf läuft stets alles hinaus, nicht wahr, Vater?«
    »Das Unabänderliche? Ja, natürlich, Pol. Es hat etwas damit zu tun, wer wir sind.«
    »Wird es jemals leichter?«
    »Das ist mir nicht aufgefallen.«
    »Nun, ich hoffe, die beiden werden glücklich miteinander.« In diesem Augenblick war ich so stolz auf sie, daß ich beinahe platzte.
    Plötzlich wandte sie sich mir zu. »Ach, Vater!« klagte sie herzzerreißend. Dann lag sie mir schluchzend um den Hals.
    Ich hielt sie und flüsterte beruhigend: »Aber, aber.« Das war wohl das Dümmste, was ich sagen konnte, doch unter den gegebenen Umständen fiel mir nichts anderes ein.
    Schließlich bekam sie sich wieder unter Kontrolle und gab ein langgezogenes, schniefendes Geräusch von sich.
    »Nimm dein Taschentuch«, sagte ich ihr.
    »Ich habe keines dabei.«
    Ich machte ihr eines – gleich dort – und hielt es ihr hin.
    »Danke.« Sie schneuzte sich und trocknete die Tränen. »Gibt es hier ein Badehaus?« fragte sie schließlich.
    »Ich denke schon. Ich werde den Wirt fragen.«
    »Das wäre lieb von dir. Ich glaube, ich sollte mich waschen. Es gibt jetzt keinen Grund mehr, weiterhin schmutzig zu sein.«
    Irgendwie verstand ich das nicht.
    »Warum gehst du nicht und kaufst mir ein schönes Kleid, Vater?« schlug sie vor.
    »Natürlich, Pol. Noch etwas?«
    »Einen Kamm vielleicht und eine Bürste.« Sie griff nach einer verfilzten Locke und besah sie kritisch. »Ich sollte mich wohl auch um mein Haar kümmern.«
    »Ich werde sehen, was sich machen läßt Möchtest du auch ein Band?«
    »Sei nicht albern, Vater. Ich bin doch kein Maibaum. Ich brauche keinen Zierat. Geh jetzt zum Wirt. Ich möchte wirklich baden. Übrigens, bring mir ein schlichtes Kleid. Das wird Beldarans Fest, nicht meines. Ich bin in meinem Zimmer.« Dann ging sie den Flur hinunter.
    Ich machte das Badehaus ausfindig und begab mich anschließend auf die Suche nach Anrak. Ich fand ihn bei Beldin in der Schankstube. »Geh und suche einen Schneider«, wies ich ihn an.
    »Einen was?«
    »Polgara braucht ein neues Kleid.«
    »Stimmt mit dem ihren etwas nicht?«
    »Tu einfach, was ich dir auftrage, und widersprich nicht Ach ja, sie will auch einen Kamm und eine Bürste. Der Schneider kann dir gewiß sagen, wo du so etwas finden kannst.«
    Er blickte bedauernd auf seinen halbvollen Becher.
    »Jetzt, Anrak.«
    Er seufzte und ging.
    »Was ist denn los?« wollte Beldin wissen.
    »Polgara hat ihre Meinung geändert. Ab sofort legt sie keinen Wert mehr darauf, wie ein

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