Belgarath der Zauberer
zuckte die Schultern. »Er möchte wohl nur sicher sein, daß Ihr auch die Richtige gewählt habt.«
»Ich glaube nicht daß Aldur mich einen Fehler machen ließe, oder?«
»Das weiß man nie. Manchmal sind die Götter ein wenig seltsam. Habt Ihr etwas zu trinken?«
»Ich stelle dich den Zwillingen vor. Sie brauen ziemlich gutes Bier. Sie sind Alorner, deshalb wissen sie, wie man es macht.«
Beldaran und Anrak verstanden einander sofort, doch bei Polgara war das anders. Es begann ganz harmlos – eines Morgens, als Anrak nach dem Frühstück zum Turm kam. »Ich dachte, Ihr hättet zwei Töchter«, sagte Rivas Vetter zu mir.
»Ja«, erwiderte ich. »Polgara ist zur Zeit nicht ganz glücklich mit mir, sie wohnt in einem Baum.«
»Das hört sich an, als wäre sie nicht ganz richtig im Kopf. Sieht sie ihrer Schwester ähnlich?«
»Nein, nicht sehr.«
»Ich dachte, sie sind Zwillinge.«
»Das bedeutet nicht immer, daß sie einander ähneln.«
»Wo ist ihr Baum?«
»In der Mitte des Tales.«
»Ich werde zu ihr gehen und sie mir anschauen. Wenn Riva heiratet, sollte ich das vielleicht auch tun.«
Beldaran kicherte.
»Was ist so lustig. Hübsche?« fragte er. Das war sein Lieblingskosename für sie.
»Ich glaube nicht, daß meine Schwester wild auf eine Heirat ist, Anrak. Du kannst sie ja fragen, aber geh dann so schnell wie möglich in Deckung.«
»Oh. Kann sie so schlimm sein?«
Beldaran unterdrückte ein Grinsen und wies ihm den Weg zum Baum.
Seine Augen wirkten noch etwas verblüfft, als er zum Turm zurückkam. »Sie ist ziemlich unfreundlich, nicht wahr?« bemerkte er nachsichtig. »Ist sie immer so schmutzig?«
»Meine Schwester hält nichts vom Baden«, erwiderte Beldaran.
»Sie hält auch nicht besonders viel von guten Manieren. Ich könnte es vermutlich so einrichten, daß sie sauber ist, doch ihr Mund könnte Probleme machen. Ich weiß noch nicht einmal, was manche der Worte bedeuten.«
»Was hast du denn gesagt daß sie so wütend wurde?«
»Ich war ehrlich«, erwiderte Anrak mit einem Achselzucken. »Ich sagte ihr, daß Riva und ich in allen Dingen ein Herz und eine Seele sind, und wenn er jetzt Heiratspläne verfolgte, hätte ich das ebenfalls vor – und da sie nicht gebunden wäre…« Er kratzte sich am Bart. »Weiter kam ich nicht.« Er blickte ein wenig verletzt drein. »Ich bin es nicht gewöhnt, ausgelacht zu werden. Es war ein durchaus ehrlich gemeinter Vorschlag. Ich habe ihr kein unehrenhaftes Angebot gemacht.« Er ging durch den Raum und blickte in Beldarans Spiegel. »Stimmt mit meinem Bart irgendwas nicht?« fragte er. »Ich kann nichts daran finden.«
»Polgara hält nicht viel von Bärten, Anrak«, erklärte ich.
»Sie hätte aber nicht beleidigend sein müssen, oder? Sehe ich wirklich aus wie eine Ratte, die sich hinter einem Busch versteckt?«
»Polgara übertreibt manchmal«, entgegnete Beldaran. »Sie ist ein wenig gewöhnungsbedürftig.«
»Ich glaube, das würde nicht gutgehen«, meinte er entschieden. »Ich will Euch nicht beleidigen, Belgarath, aber Ihr habt nicht viel Feinarbeit geleistet als Ihr Polgara großgezogen habt. Wenn ich wirklich heiraten will, werde ich mir ein nettes alornisches Mädchen suchen. Zauberinnen sind mir zu kompliziert.«
»Zauberinnen?«
»Nennt man Eure Rasse nicht so?«
»Es ist eine Profession, Anrak, keine Rasse.«
»Oh, das wußte ich nicht.«
Gelheim zeichnete mehrere Skizzen von Beldaran; dann verließ er uns. »Sag Riva, daß wir im Frühling kommen werden«, trug Anrak ihm auf.
Gelheim nickte und zog im trüben Winterwetter los. Er war fast so schweigsam wie Algar.
Anrak verbrachte viel Zeit im Turm der Zwillinge, doch eines Tages kam er, um mir von den Fortschritten beim Bau der Halle zu berichten, die Riva am oberen Ende der Stadt errichten ließ. »Für meinen Geschmack ist sie etwas zu bombastisch«, bemerkte er kritisch. »Ich meine nicht den Baustil, aber sie wird schrecklich groß. Ich glaube, daß Riva nicht ganz bei sich war.«
»Er folgt nur seinen Anweisungen«, erklärte ich. »Die Halle der rivanischen Könige soll den Orb beschützen und nicht die Menschen, die in der Halle leben. Wir wollen unter allen Umständen vermeiden, daß Torak den Orb wieder in die Hände bekommt.«
»Da besteht kaum Gefahr, Belgarath. Er müßte zuerst an Dras und Algar vorbeigelangen, und Bärenschulter läßt seine Kriegsschiffe das Meer der Stürme bewachen. Einauge mag zwar mit einer großen Armee losmarschieren, aber ehe er
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