Belgarath der Zauberer
Seine Leute erwarteten uns am Strand – eigentlich warteten sie wohl auf Beldaran. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Rivaner Beldin oder mich sehen wollten; sie interessierten sich für ihre neue Königin. Riva hielt sich ganz dicht in ihrer Nähe. Er wollte nicht, daß jemand sie zu sehr bewunderte.
Seine Geste war unmißverständlich. Doch es gab ja noch anderes zu bewundern als Beldaran.
»Du besorgst dir besser eine Keule«, flüsterte mir Beldin zu.
»Was?«
»Eine Keule, Belgarath – einen dicken Stecken mit einem dicken Ende.«
»Was soll ich denn mit einer Keule?«
»Mach doch die Augen auf, Belgarath. Schau dir Polgara genau an, und dann schau in die Gesichter dieser jungen Alorner, die hier am Strand stehen. Glaub mir, du wirst eine Keule brauchen.« Natürlich brauchte ich keine Keule, doch ich achtete darauf, Pol nicht aus den Augen zu lassen, solange wir auf der Insel der Winde waren. Vermutlich wäre mir wohler gewesen, hätte Pol ihre schützende Hülle nicht verlassen. Aber ich war natürlich stolz auf sie. Trotzdem machte ihre veränderte Erscheinung mich sehr nervös. Sie war jung und unerfahren und hinterließ bei den jungen Männern der Insel offensichtlich großen Eindruck.
Meine Strategie war recht einfach. Ich saß stets in Sichtweite und schaute mißmutig drein. Ich trug eines dieser lächerlichen weißen Gewänder, die mir Leute stets aufdrängen, und einen langen Stab – ähnlich wie damals in Arendien und Tolnedra. Ich genoß einen guten Ruf unter den Alornern, und diese absurde Verkleidung half mir, meinen Standpunkt klarzumachen. Die jungen Rivaner waren höflich und aufmerksam – das fand ich in Ordnung. Und sie lockten Polgara nicht in dunkle Ecken – denn das hätte mir nicht gefallen.
Pol genoß die Zeit auf der Insel. Sie ermutigte ihre Verehrer nicht, aber sie lächelte viel, und manchmal lachte sie sogar. Vielleicht sollte ich das jetzt nicht sagen, aber ich habe den Verdacht daß Polgara es genoß, wenn junge rivanische Mädchen den Raum verließen, während sie hofhielt. Man wird nicht gern in aller Öffentlichkeit grün vor Eifersucht.
Als wir etwa eine Woche in Rivas Halle gewohnt hatten, ankerte eine Flotte von Chereks Kriegsschiffen im Hafen. Die anderen alornischen Könige waren zu Rivas Hochzeit gekommen.
Es war schön, Cherek und seine Söhne wiederzusehen, obwohl wir nicht viel Gelegenheit bekamen, uns zu unterhalten. Pol versicherte mir, daß sie vorsichtig sein würde; aber ich wollte nichts dem Zufall überlassen.
Ja, Polgara, ich war eifersüchtig. Erwartet man das nicht von Vätern? Ich wußte, was diese jungen Männer vorhatten, und ich war nicht bereit, dich mit einem von ihnen allein zu lassen.
Ein paar Tage, nachdem Cherek und seine Jungs eingetroffen waren, kam Beldin und schaute nach mir. Ich saß auf meinem Stammplatz und blickte finster drein, während Polgara reihenweise Herzen brach. »Ich glaube, du solltest dich lieber mit Bärenschulter unterhalten«, sagte er.
»Ach?«
»Rivas Heirat hat Dras und Algar auf… Gedanken gebracht.«
»Was für Gedanken?«
»Werde endlich erwachsen, Belgarath! Ungeachtet dessen, wie Riva und Beldaran füreinander empfinden, ist es doch eine politische Verbindung.«
»Eigentlich eine theologische.«
»Das ist dasselbe. Dras und Algar denken über die Vorteile nach, die eine Heirat mit Polgara ihnen bringen würde.«
»Das ist lächerlich!«
»Ich bin nicht derjenige, der daran denkt; also mach nicht mich dafür verantwortlich, wenn es lächerlich ist. Früher oder später wird einer von ihnen zu Cherek gehen und ihn bitten, mit dir darüber zu sprechen. Dann wird er wohl eine Art Antrag machen. Es ist besser, wenn du hier und jetzt einen Riegel vorschiebst, ohne ihn zu beleidigen. Wir brauchen die Alorner auf unserer Seite.«
Ich fluchte und stand auf. »Kannst du eine Weile auf Polgara aufpassen?«
»Warum nicht.«
»Achte auf den blonden Recken dort. Meiner Meinung nach schenkt Pol ihm zuviel Aufmerksamkeit.«
»Ich werde mich darum kümmern.«
»Füge ihm keinen bleibenden Schaden zu. Er ist der Sohn eines Klanoberhaupts, und die Insel ist zu klein für einen Klankrieg.« Dann ging ich und suchte nach Cherek Bärenschulter.
Ich strapazierte die Wahrheit wohl ein wenig, als ich ihm erzählte, Aldur hätte mir aufgetragen, Pol noch eine Zeitlang bei mir im Tal zu behalten, und daß sie mit dem Heiraten noch warten sollte. Wenn es mir gelang, den Vater zu überzeugen, konnten die Jungs
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