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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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fragten: »Was war das?« als der Klang Tausender silberner Fanfaren die Luft im rivanischen Thronsaal zerriß. Den Fanfaren folgte ein Chor übermenschlich gedämpfter Stimmen, weiblicher Stimmen – einige hundert, würde ich sagen –, die eine Hymne für die Braut von sich gaben. Beldin hatte ein paar Jahrhunderte lang Musik studiert, und die Hymne war beeindruckend, doch eine vierundachtzigstimmige Kantate ist für meinen Geschmack ein wenig zu kompliziert.
    Gewappnete Alorner ließen die große Flügeltür des Thronsaals aufschwingen, und genau in der Mitte trat Beldaran in den Saal, ganz in Weiß. Ich wußte, daß es genau die Mitte war, denn ich hatte es achtmal nachgemessen, und ich habe ein Zeichen in den Stein am Boden geschnitten, das gewiß noch immer zu sehen ist. Bleich wie der Mond stand Beldaran in der Tür, und alle Alorner verdrehten sich die Hälse, um sie zu sehen.
    Irgendwo begann eine große Glocke zu läuten. Nach der Hochzeit suchte ich diese Glocke, fand sie aber nirgends.
    Ein sanftes weißes Licht ging von meiner jüngeren Tochter aus, das immer kräftiger leuchtete.
    Polgara, die einen blauen Samtumhang trug, trat an meine Seite und nahm meinen Arm. »Machst du das?« fragte sie mich und nickte mit dem Kopf in Richtung des Lichtes, das ihre Schwester beleuchtete.
    »Ich nicht Pol«, erwiderte ich. »Ich wollte dich gerade fragen, ob du dafür verantwortlich bist.«
    »Vielleicht ist es Onkel Beldin.« Sie zuckte leicht mit den Schultern, und ihr Umhang verrutschte und ließ einen Blick auf ihr Gewand frei. Mir blieb fast die Luft weg, als ich es sah.
    Beldaran war ganz in Weiß, und sie glühte wie eine bleiche Flamme in diesem Lichtstrahl, der ein Hochzeitsgeschenk des seltsamen alten Knaben in dem wackeligen Karren war, wie ich vermutete. Polgara war ganz in Blau gewandet, und ihr Kleid fiel in kunstvoll gearbeiteten Falten von ihren Schultern. Es hatte Rüschen, die mit schneeweißer Spitze gesäumt waren; ein ziemlich gewagt geschnittenes Gewand, das keinen Zweifel offenließ, daß sie ein Mädchen war. Dieses tiefblaue Kleid war fast wie eine Welle, die sich brach, und Polgara tauchte daraus hervor wie eine Göttin, die dem Meer entsteigt.
    Ich hielt mich unter Kontrolle, so gut ich konnte. »Hübsches Kleid«, preßte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Oh, dieser alte Fetzen?« sagte sie abwertend und fingerte lässig an einer der Rüschen. Dann lachte sie ein warmes, kehliges Lachen, das viel älter war als sie selbst und schließlich gab sie mir tatsächlich einen Kuß. Das hatte sie zuvor noch nie freiwillig getan, und es überraschte mich so sehr, daß ich kaum die Alarmglocken in meinem Kopf hörte.
    Wir traten an die leuchtende Braut, jeder an einen Arm, und gemessenen Schrittes geleiteten wir unsere geliebte Beldaran zum König der Insel der Winde, der sie bewundernd erwartete.
    Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf, und ich ignorierte mehr oder weniger die Hochzeitszeremonie des Hohenpriesters von Belar. Wenn man einmal eine Hochzeitszeremonie gehört hatte, kannte man sie schließlich alle. Dann allerdings geschah doch etwas Ungewöhnliches.
    Der Orb meines Meisters begann in einem tiefen, tiefen Blau zu glühen, das geradezu vollkommen zur Farbe des Kleides paßte, das Polgara trug. Wir alle waren glücklich darüber, daß Riva und Beldaran heirateten, doch mir schien, daß der Orb weitaus mehr von Polgara als von ihrer Schwester beeindruckt war. Ich schwöre, daß ich wirklich sah, was als nächstes geschah, obwohl niemand sonst zugeben will, daß es tatsächlich so war. Wie ich schon sagte, begann der Orb zu glühen; aber das tat er stets, wenn Riva zugegen war; deshalb war das nicht ungewöhnlich.
    Ungewöhnlich war allerdings die Tatsache, daß auch Polgara zu glühen anfing. Sie schien von demselben bleichblauen Licht durchdrungen, doch die weiße Locke an ihrer Stirn war nicht bleich. Sie war strahlend blau.
    Dann schien es mir, als hörte ich das leise Rauschen geisterhafter Schwingen, die sich aus dem hinteren Ende der Halle näherten. Das war es, das mich an meiner Urteilskraft zweifeln ließ.
    Es schien jedoch, daß Polgara es auch hörte, denn sie hatte sich umgedreht.
    Und mit zutiefst empfundenem Respekt und großer Liebe verbeugte sie sich mit atemberaubender Anmut vor dem nebelhaften Bild der schneeweißen Eule, die in den Dachbalken im hinteren Teil der Halle des rivanischen Königs saß.

TEIL VIER
POLGARA

    23. K APITEL
    Ja, ja, ich

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