Belgarath der Zauberer
und sahen wie Kisten aus. »Ist das etwas Neues?« fragte ich Algar und deutete auf einen der Wagen.
Er nickte. »Wir sind viel unterwegs. Deshalb haben wir beschlossen, unsere Häuser mitzunehmen. Das ist praktischer.«
»Meinst du, daß du jemals eine Stadt errichten wirst?« fragte Anrak.
»Das haben wir schon«, erwiderte Algar. »Dort wohnt zwar noch niemand, aber wir haben eine. Sie liegt östlich von hier.«
»Warum baut ihr eine Stadt, wenn niemand darin leben wird?«
»Wir tun es den Murgos zuliebe.«
»Wegen der Murgos?«
»Sie können dorthin kommen, wenn sie uns besuchen wollen.« Algar deutete ein Lächeln an. »Das ist praktischer für uns.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Wir sind stets mit den Tieren unterwegs, Anrak. Wir ziehen dorthin, wohin auch die Kühe ziehen. Das können die Murgos nicht ververstehen. Ihre Überfallkommandos sind sehr klein. Sie kommen durch die Schluchten in der Ostkliff, um Pferde zu stehlen; dann versuchen sie zu entkommen, ehe wir sie erwischen. Doch oft kommt eine größere Gruppe und will kämpfen. Deshalb haben wir etwas errichtet, das wie eine Stadt aussieht, damit sie sich dorthin wenden, statt durch ganz Algarien zu ziehen. Dort können wir sie leichter finden.«
»Die Stadt dient nur als Köder?«
Algar dachte darüber nach. »So kann man es wohl bezeichnen.«
»War es nicht viel Arbeit diese Stadt zu bauen?«
Algar zuckte mit den Schultern. »Wir haben nicht viel zu tun. Die Kühe ernähren sich selbst.«
Wir verbrachten die Nacht in dem algarischen Lager und ritten am nächsten Morgen in westlicher Richtung weiter.
Der große Paß durch die Berge war nun schneefrei, und ich beobachtete Flinkfuß, der sich die Gegend genau besah, als wir tiefer in die Vorgebirge hineinritten. »Gutes Gras«, stellte er fest »und viel Wasser.«
»Willst du dein Königreich erweitern?« fragte ich ihn.
»Nein, eigentlich nicht. Einige Klans haben sich im Gebiet um Darin niedergelassen; aber dort gibt es zu viele Bäume, und das ist für die Kühe nicht gut. Führt diese Straße nicht zu einer Stadt?«
Ich nickte. »Muros«, sagte ich. »Die wacitischen Arender haben sie erbaut.«
»Wenn Rivas Sohn geboren wurde, werde ich vielleicht nach Vo Wacune gehen und mich dort mit dem Herzog unterhalten. Es ist gewiß kein Problem, Rinder über den Paß zu treiben, und wenn bekannt wird, daß wir mit den Herden hier durchkommen, versammeln die Käufer sich vielleicht in Muros. Es wäre mir gar nicht recht, wenn ich sie erst suchen müßte.«
So nahm die jährliche Rinderausstellung in Muros ihren Anfang. Im Laufe der Zeit wurde sie das größte wirtschaftliche Ereignis im ganzen Westen.
Aber ich eile den Ereignissen voraus.
In Muros mietete ich wieder einen Wagen und war glücklich darüber, nicht mehr im Sattel sitzen zu müssen. Pol und ich reisten bequem, während Algar und sein Vetter den Weg hoch zu Roß fortsetzten. Wir trafen ohne Zwischenfall in Camaar ein und gingen an Bord des Schiffes, das Anrak dort vor Anker liegen hatte. Die rivanischen Schiffe sind breiter als die cherekischen Kriegsschiffe, und die zweitägige Reise zur Insel der Winde gestaltete sich recht angenehm.
Man kann sich der Stadt die Riva hatte bauen lassen, nicht unbemerkt nähern; deshalb wußte er, daß wir kamen, lange bevor wir in die Bucht segelten. Er erwartete uns am Kai, als wir anlegten.
»Kommen wir rechtzeitig?« fragte Polgara ihn, als die Seeleute den Männern am Kai Taue zuwarfen.
»Es ist noch Zeit genug, glaube ich«, erwiderte Riva. »Zumindest haben die Hebammen mir das gesagt. Beldaran wollte Euch hier empfangen, aber das ließ ich nicht zu. Ich glaube nicht, daß ihr das Stufensteigen guttäte.«
»Du hast dir den Bart rasiert, wie ich sehe«, sagte ich.
»Das war besser, als ständig darüber zu streiten. Meine Frau hat ihre eigene Meinung über Bärte.«
»Ohne Bart siehst du jünger aus«, stellte Pol anerkennend fest.
Die Seemänner legten die Laufplanke aus, und wir gingen von Bord.
Polgara umarmte ihren Schwager herzlich, und wir machten uns an den langen Aufstieg zur Festung.
»Wie war das Wetter?« fragte Anrak seinen Vetter.
»Ungewöhnlich«, erwiderte Riva. »Es hat seit fast einer Woche nicht mehr geregnet. Die Straßen werden schon trocken.«
Beldaran erwartete uns am Tor zur Festung, und sie war sehr schwanger.
»Du hast ein wenig zugenommen, liebste Schwester«, neckte Pol sie, nachdem sie einander umarmt hatten.
»Sieht man das?« Beldaran lachte.
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