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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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»Mir erscheint alles normal«, erwiderte der Bote und zuckte mit den Schultern. »Die Frauen laufen mit Eimern voll heißem Wasser herum, und Eure Frau schreit.«
    »Schreit?« Rivas Augen blickten entsetzt.
    »Frauen schreien immer, wenn sie Kinder bekommen, mein Herr. Meine Frau hatte neun, und sie schreit noch immer. Man könnte meinen, sie würden sich mit der Zeit daran gewöhnen, nicht wahr?«
    Riva eilte an ihm vorbei und nahm vier Stufen auf einmal.
    Polgara war zum erstenmal bei einer Geburt dabei; deshalb ließ sie Riva wohl etwas verfrüht rufen. Beldarans Wehen dauerten noch mehr als vier Stunden, und Eisenfaust war während der ganzen Zeit eindeutig im Weg. Ich glaube, meine Tochter lernte an diesem Tag eine wertvolle Lektion. Danach ließ sie sich stets etwas für den werdenden Vater einfallen – für gewöhnlich irgendeine körperliche Anstrengung, weit, weit weg vom Ort der Geburt.
    Die Geburt nahm ihren normalen Verlauf, und Beldaran brachte meinen Enkelsohn zur Welt, einen rotgesichtigen, sich windenden Jungen mit feuchtem Haar, das sandblond wurde, als es trocknete. Mit dem kleinen, in Tücher gewickelten Bündel im Arm und einem seltsam sehnsüchtigen Ausdruck im Gesicht kam Polgara aus dem Schlafgemach. »Seht den Erben des rivanischen Throns«, sagte sie und hielt uns das Kind entgegen.
    Riva stolperte auf die Füße. »Ist er gesund?« stammelte er.
    »Er hat die übliche Anzahl von Armen und Beinen, wenn es das ist, was du wissen willst«, erwiderte Pol. »Hier.« Sie legte das Baby in die Arme seines Vaters. »Halte ihn, ich will meiner Schwester helfen.«
    »Geht es ihr gut?«
    »Sie fühlt sich wohl, Riva Nimm das Baby.«
    »Ist er nicht schrecklich klein?«
    »Das sind die meisten Babys. Nimm ihn.«
    »Lieber nicht Ich lasse ihn womöglich fallen.«
    Ihre Augen blitzten. »Nimm das Baby, Riva.« Sie sagte es sehr langsam und betonte jedes Wort. Niemand widerspricht Polgara, wenn sie auf diese Weise redet.
    Rivas Hände zitterten erbärmlich, als er sie nach seinem Sohn ausstreckte.
    »Stütz seinen Kopf«, wies Polgara ihn an.
    Riva legte eine seiner riesigen Hände unter den Kopf des Kindes. Seine Knie zitterten sichtlich.
    »Du solltest dich lieber hinsetzen«, sagte sie.
    Er sank mit sehr bleichem Gesicht auf seinen Stuhl. »Männer!« sagte Polgara und verdrehte die Augen. Sie wandte sich ab und verschwand im Schlafzimmer.
    Mein Enkel blickte seinen Vater ernst an. Er hatte sehr blaue Augen und wirkte viel kühler als der bebende Riese, der ihn hielt. Nach einigen Minuten begann Eisenfaust, seinen neugeborenen Sohn eingehend zu untersuchen. Ich weiß nicht, warum die Leute es als so wichtig empfinden, unter diesen Umständen die Finger und Zehen zu zählen. »Seht euch nur diese kleinen Fingernägel an!« rief Riva aus. Warum ist man von der Größe der Fingernägel kleiner Kinder überrascht? Erwartet man vielleicht Klauen?
    »Belgarath!« Riva sagte es mit erstickter Stimme. »Er ist entstellt!«
    Ich besah mir das Baby. »Ich finde, er sieht ganz normal aus.«
    »Da ist ein Mal in seiner rechten Handfläche!« Vorsichtig öffnete er die kleinen Finger und zeigte mir das Mal.
    Es war natürlich nicht sehr groß, kaum mehr als ein kleiner weißer Fleck. »Ach, das«, sagte ich. »Mach dir deswegen keine Sorgen. Das gehört dorthin.«
    »Was?«
    »Schau auf deine eigene Hand, Riva«, sagte ich geduldig.
    Er öffnete seine mächtige rechte Hand. »Aber das ist ein Brandmal. Ich bekam es, als ich den Orb zum erstenmal aufhob – ehe er mich kannte.«
    »Hat es weh getan, als es dich brannte?«
    »Ich erinnere mich nicht mehr genau. Ich war damals ein wenig aufgeregt. Torak lag im Zimmer nebenan, und ich wußte nicht, ob er aufwachen würde.«
    »Das ist kein Brandmal, Riva Der Orb kannte dich, und er hatte nicht vor, dich zu verletzen. Er zeichnete dich nur. Dein Sohn trägt das gleiche Zeichen, weil er der nächste Orbhüter sein wird. Gewöhne dich an das Mal. Es wird lange Zeit in deiner Familie sein.«
    »Das ist erstaunlich. Wie habt Ihr das herausgefunden?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Aldur hat es mir gesagt«, erwiderte ich. Die einfache Antwort entsprach aber nicht der Wahrheit Ich hatte nichts von dem Mal gewußt, bis ich es sah, doch als ich es entdeckte, wußte ich genau, was es bedeutete. Offensichtlich hatte ich eine Menge Wissen aufgenommen, als ich meinen Kopf mit dieser seltsamen Stimme teilte, die uns auf dem Weg nach Cthol Mishrak begleitet hatte. Das

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