Belgarath der Zauberer
»Hat Dras noch immer diesen Wahnsinnigen in der Nähe von Boktor an den Pfosten gebunden?« fragte ich Riva.
»Soweit ich weiß, hat er ihn noch – es sei denn, der Knabe hat inzwischen seine Ketten durchgebissen und ist ins Sumpfland geflüchtet. Da gibt es auch noch einen in Darin. Er ist nicht ganz so verrückt wie der andere, aber viel fehlt nicht.«
Ich blickte Algar an. »Du hast doch Klans in der Nähe von Darin, nicht wahr?«
»Ja.«
»Kannst du einem deiner Klanoberhäupter eine Nachricht zukommen lassen? Ich möchte, daß Schreiber notieren, was der Knabe von sich gibt. Wahrscheinlich ist es wichtig.«
»Ich habe mich schon darum gekümmert, Belgarath.«
»Ich werde einen Umweg machen, wenn ich nach Hause zurückkehre«, überlegte ich. »Ich möchte mir diese beiden Propheten ansehen – und mit ihnen reden. Vielleicht gelingt es mir, etwas zu sagen, das sie ihre Geheimnisse preisgeben läßt. Hat Dras schon Verbindung mit den Nadrakern aufgenommen?«
»Nicht persönlich«, erwiderte Riva »Dras hat Vorurteile gegenüber den Angarakanern. Aber es gibt Händler in Boktor, und entlang der Grenze wird ein wenig Handel getrieben. Die Händler haben einiges erfahren.«
»Irgendwas Nützliches?«
»Schwer zu sagen. Die Dinge verzerren sich, nachdem sechs oder acht Leute sie weitererzählt haben. Soviel ich gehört habe, sind die Murgos südwärts gezogen, ins Land der westlichen Dalaser. Sie waren wohl dazu gezwungen, nehme ich an. Die Thulls hatten keine Lust mehr, ihre ehemaligen Herren zu füttern, und um Rak Goska wächst nichts. Die Murgos mußten entweder weiterziehen oder verhungern.«
»Vielleicht ziehen sie ans Südende des Kontinents«, meinte Algar. »Der Gedanke gefällt mir, den Murgos zuzusehen, wie sie ins Meer marschieren.«
»Gibt es Neuigkeiten von Ctuchik?« fragte ich.
»Ich glaube, er hat Rak Goska verlassen«, erwiderte Riva. »Man sagt, er baue eine Stadt an einem Ort namens Rak Cthol. Es soll irgendwo auf einem Berg sein.«
»Das wäre gut möglich«, sagte ich. »Ctuchik ist ein Grolim, und die Grolims trauern, seit Korim im Meer versank. Sie schätzen es, wenn ein Tempel auf einem Berg gebaut ist.«
»Sie würden Schwierigkeiten haben, mich zum Beten an einem solchen Ort zu bewegen«, sagte Anrak. »Ich gehe zur Kirche, wenn es nicht zuviel Mühe macht, aber ich glaube nicht daß ich zu diesem Zweck einen Berg besteigen würde.« Er schaute mich an. »Seid Ihr diesem Ctuchik schon einmal begegnet?«
»Ich glaube schon«, erwiderte ich. »Er war vermutlich derjenige, der uns verfolgte, als wir den Orb stahlen. Ctuchik war mehr oder weniger für alles verantwortlich, was in Cthol Mishrak vor sich ging. Torak konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf den Orb; deshalb überließ er Ctuchik die Geschäfte. Ich weiß, daß derjenige, der die Verfolgung anführte, entweder Urvon oder Ctuchik war, und ich habe gehört, daß Urvon nicht ohne ausdrücklichen Befehl Toraks nach Cthol Mishrak kam.«
»Wie sieht Ctuchik aus?«
»Wie ein Hund, als ich ihn das letztemal sah«, brummte Algar.
»Ein Hund?«
»Einer der Hunde Toraks«, erklärte ich. »Gewisse Grolims nehmen die Gestalt von Hunden an, um den Ort besser bewachen zu können.«
»Wer wollte sich einem Ort wie Cthul Mishrak schon nähern?«
»Wir, zum Beispiel«, sagte Algar. »Es gab dort etwas, das wir wollten.« Er sah mich an. »Weiß Beldin, wo Zedar sich aufhalten mag?« fragte er.
»Er erwähnte nichts.«
»Wir sollten Ausschau nach ihm halten. Wir wissen, daß Urvon in Mal Yaska ist und Ctuchik in Rak Cthol. Wir wissen nicht, wo Zedar sich aufhält und das macht ihn gefährlich. Urvon und Ctuchik sind Angarakaner. Wenn einer von ihnen kommt, um den Orb zurückzuholen, werden sie mit einer Armee anrücken. Zedar ist kein Angarakaner, er versucht es vielleicht auf andere Weise.«
Ich hätte mich selbst retten können – und sehr viele Leute – und eine Menge Ärger vermieden, hätte ich Flinkfuß’ Worten mehr Beachtung geschenkt Uns blieb jedoch keine Zeit die Angelegenheit weiter zu verfolgen, denn ein Bote kam, den Pol gesandt hatte.
»Edler Riva«, sagte er zu meinem Schwiegersohn. »Die edle Polgara sagt daß Eure Anwesenheit jetzt erwünscht wird.«
Riva erhob sich rasch. »Ist alles in Ordnung?« fragte er.
Der Bote war ein bärtiger Krieger, der über seinen Auftrag nicht sehr erfreut schien. Polgara kümmerte sich nicht um Ränge; sie griff sich den ersten Besten, um ihm einen Auftrag zu erteilen.
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