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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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würde.
    Westlich von Ctuchiks Berg erwischte ich einen Aufwind und schraubte mich darin hoch. Die Sonne ging unter, und ihr rötliches Licht floß über den Basaltfelsen, der aussah, als wäre er in Blut getaucht Ich fand das recht angemessen, wenn man bedachte, was sich auf dem Gipfel des Felsens erhob.
    Ich habe bereits ausführlich erklärt, daß ich nicht sehr gut fliege, aber ich war keineswegs völlig unfähig; abgesehen davon, ist es keine große Kunst, sich von einer Luftströmung emportragen zu lassen. Man muß nur die Flügel steif halten und alles Weitere der Natur überlassen. Falken, Adler und Geier tun das ständig.
    Ich kreiste höher und höher, bis ich mich über der Stadt befand; dann tauchte ich hinab und landete auf der Stadtmauer, um mir einen Überblick zu verschaffen. Zur damaligen Zeit war Rak Cthol noch nicht fertiggestellt und auch noch nicht so verschachtelt wie heute. Häßlich war es allerdings damals schon. Ich glaube, die Stadt spiegelte Ctuchiks Geist wider. Obwohl das gewiß nicht nötig war, schien er bewußt zu versuchen, Cthol Mishrak zu kopieren. Die Bauarbeiten selbst wurden selbstverständlich von Sklaven ausgeführt, denn Murgos und Grolims hielten solche Tätigkeiten für unter ihrer Würde. Von meinem Sitz auf der Mauer aus beobachtete ich, wie die Sklaven in ihre unterirdischen Zellen getrieben und für die Nacht eingeschlossen wurden. Dann wartete ich geduldig auf die nahende Dunkelheit.
    Ich brauchte natürlich eine Verkleidung; aber ich war mir sicher, daß dies kein Problem darstellen würde. Wie sich herausstellte, war es sogar noch einfacher, als ich erwartet hatte. Murgosische Wachen patrouillierten oben auf der Mauer. Das wäre gewiß nicht notwendig gewesen, denn außerhalb der Mauer ging es etwa eine Meile senkrecht nach unten zur Wüste, doch die Murgos halten auf Tradition. Sie drehten auf den Mauern Cthol Mishraks ihre Runden, also taten sie das auch hier. Vorsichtig nahm ich wieder meine eigene Gestalt an, denn ich wollte Ctuchik meine Anwesenheit nicht verraten; dann verbarg ich mich in einer schmalen Nische in der Mauer und wartete auf einen Murgo.
    Es hätte wohl eine Reihe von Möglichkeiten gegeben, mein Vorhaben auszuführen, aber ich wählte die leichteste. Ich wartete, bis der Wächter an mir vorbeigegangen war; dann hieb ich ihm mit einem Stein auf den Kopf. Das ging lautlos vonstatten und erfüllte seinen Zweck. Ich zerrte den Murgo in die Wandnische und zog ihm die schwarze Kleidung aus. Sein Kettenhemd legte ich nicht an. Kettenhemden sind unbequem und machen Lärm, wenn man sich bewegt. Ich erwog, den Bewußtlosen über die Mauer zu werfen, entschied mich aber dagegen. Ich hatte persönlich nichts gegen ihn; außerdem wußte ich nicht, wieviel Lärm er machen würde, wenn er eine Meile tiefer aufschlug.
    Ja, ich kenne meinen Ruf, aber ich bin nicht wirklich dafür, Leute umzubringen. Ich bin der Meinung, daß man verroht, wenn man wahllos tötet. Darüber solltet ihr nachdenken, wenn ihr meint, ein Problem mit Mord aus der Welt schaffen zu können.
    Ich zog mir die Kapuze des murgosischen Gewandes über den Kopf und machte mich auf die Suche nach Ctuchik. Am einfachsten wäre es wohl gewesen, jemanden zu fragen, doch ich fürchtete, Schwierigkeiten mit dem krächzenden murgosischen Dialekt zu haben; deshalb lauschte ich einigen Unterhaltungen und versuchte sacht, die Gedanken von Wachen und Passanten zu erkunden. Polgara kann das natürlich viel besser; aber ich weiß auch, wie es gemacht wird. Ich ging äußerst behutsam vor, denn jeder in Rak Chtol, ob Grolim oder Murgo, trug dieses schwarze Gewand; deshalb konnte man sie schwer unterscheiden. Es ist durchaus möglich, daß die Murgos sich für eine Art untergeordneten Klerus halten – vielleicht stammen aber auch die Grolims vom ursprünglichen Stamm der Murgos ab. Ich wollte nicht die Gedanken eines Grolim erforschen, denn einige von ihnen sind talentiert genug, so etwas zu bemerken.
    Meine Nachforschungen – sowohl mit den Ohren als auch mit den Gedanken – brachten mir schließlich genug Hinweise, so daß ich meine Suche einschränken konnte. Ctuchik befand sich irgendwo im Tempel Toraks. Das hatte ich ohnehin erwartet; aber es schadet nie, auf Nummer Sicher zu gehen.
    Der Tempel war leer. Selbst Grolims pflegen gelegentlich zu schlafen, und es war kurz vor Mitternacht. Ctuchik jedoch schlief nicht Ich fühlte, daß sein Geist arbeitete, als ich den Tempel betrat. Das machte es einfacher,

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