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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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dies sind die Niederschriften jedes Wortes, das er bisher gesprochen hat.«
    »Darauf habe ich gewartet«, lobte ich ihn.
    »Versprecht Euch nicht zuviel«, warnte er mich. »Auf meinem Weg hierher warf ich gelegentlich einen Blick hinein. Seid Ihr sicher, daß der Knabe, der an den Pfahl in Drasnien gepflockt ist, wirklich ein Prophet ist? Was Ihr da in Händen haltet, ist reines Gestammel. Es wäre mir gar nicht recht, wenn Ihr den Anweisungen eines Verrückten Folge leistet.«
    »Der Mrin-Prophet kann nicht in echtem Wahn reden«, versicherte ich ihm. »Er kann nicht sprechen.«
    »Er hat auf jeden Fall genug verlauten lassen, um vier Schriftrollen damit zu füllen.«
    »Darauf kommt es ja an. Alles, was in diesen Rollen steht, ist wahre Prophezeiung; denn der Prophet kann nur reden, wenn die Macht des Unabänderlichen ihn lenkt.«
    »Wenn Ihr meint, Belgarath. Kommt Ihr zum Alornischen Rat in diesem Sommer?«
    »Das wäre doch nett, Vater«, sagte Pol. »Ich habe Beldaran lange nicht mehr gesehen, und du solltest dir deinen Enkel mal wieder anschauen.«
    »Ich sollte mich lieber hiermit beschäftigen, Pol«, warf ich ein und deutete auf die Schriftrollen.
    »Nimm sie doch mit, Vater«, schlug Polgara vor. »Sie sind schließlich nicht so schwer.« Dann wandte sie sich wieder Algar zu. »Schick eine Nachricht an Riva«, sagte sie. »Laß ihn wissen, daß wir kommen. Nun, wie geht es deiner Frau?«
    Und so reisten wir zur Insel der Winde, zum Treffen des Alornischen Rates – damals war der Rat mehr eine Familienzusammenkunft als ein formelles Treffen von Staatsoberhäuptern. Wir unterhielten uns kurz über offizielle Angelegenheiten; dann nutzten wir die Zeit, uns zu amüsieren.
    Ich war ein wenig überrascht, als ich feststellte, daß mein Enkel schon sieben Jahre alt war. Ich verliere oft den Überblick über die Zeit, wenn ich an irgend etwas arbeite, und die Jahre waren vergangen, ohne daß ich es bemerkt hatte.
    Daran war ein kräftiger kleiner Junge mit sandfarbenem Haar und ernstem Wesen. Wir kamen gut miteinander aus. Er hörte gern Geschichten, und ich bin – in aller Bescheidenheit – einer der besten Geschichtenerzähler der Welt.
    »Was geschah wirklich in Cthol Mishrak, Großvater?« fragte er mich an einem regnerischen Nachmittag, als wir beide in einem Zimmer hoch oben in einem der Türme Kirschkuchen aßen, den ich aus der Backstube gestohlen hatte. »Vater hat schon ein paarmal angefangen, mir davon zu erzählen. Aber immer, wenn es am interessantesten wird, geschieht etwas, und er muß aufhören.«
    Ich lehnte mich im Stuhl zurück. »Nun«, sagte ich, »laß mich sehen…« Und dann erzählte ich ihm die ganze Geschichte. Ein paar Ausschmückungen erlaubte ich mir schon – aus künstlerischen Erwägungen, versteht ihr?
    »Nun denn«, meinte er ernst als über Rivas Burg die Dunkelheit anbrach. »Ich glaube, das sagt mir, was ich für den Rest meines Lebens tun soll.« Er seufzte.
    »Warum der schwere Seufzer, Prinz Daran?« fragte ich ihn.
    »Es wäre vielleicht schön gewesen, ein ganz normaler Mensch zu sein«, sagte er mit einer Reife, die für einen so jungen Knaben ungewöhnlich war. »Ich würde gern am Morgen aufwachen und mich fragen, was wohl hinter dem nächsten Hügel liegt.«
    »Was dort liegt unterscheidet sich nicht so sehr von dem, was auf dieser Seite liegt«, meinte ich.
    »Vielleicht nicht Großvater; aber ich würde es gern sehen – nur einmal.« Er blickte mich mit seinen ernsten blauen Augen an. »Aber ich kann nicht Der Stein am Schwertgriff meines Vaters läßt das nicht zu, stimmt’s?«
    »Ich fürchte, das stimmt Daran«, erwiderte ich.
    »Warum ich?«
    Guter Gott! Wie oft habe ich das schon gehört? Woher sollte ich wissen, warum er derjenige war? Ich war nicht dafür verantwortlich. Ich versuchte es ihm zu erklären. »Es hat damit zu tun, was wir sind, Daran. Wir sind auf unsere Weise etwas Besonderes, und das bedeutet auch, daß wir besondere Verpflichtungen haben. Das heißt aber nicht daß es uns auch gefallen muß.« So mit einem sieben Jahre alten Kind zu sprechen mag ein wenig brutal erscheinen, doch mein Enkelsohn war kein gewöhnliches Kind. »Wir werden folgendes tun«, sagte ich ihm dann. »Wir gehen zu Bett und werden morgen früh gleich nach dem Aufstehen nachsehen, was auf der anderen Seite des Hügels ist.«
    »Es regnet. Wir werden naß.«
    »Das ist doch nicht das erste Mal, daß wir naß werden. Wir schmelzen doch nicht.«
    Mit diesem kleinen

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