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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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der Händler am Strand herrschte völliges Chaos. Mit einem Blick konnte ich sehen, daß Gorek, seine Söhne und der Rest seiner Familie tot waren. Die Rivaner waren natürlich damit beschäftigt, einige nyissanische Händler abzuschlachten. Ich stieß hinunter, spreizte meine Flügel und nahm meine eigene Gestalt an.
    »Haltet ein!« donnerte ich den rächenden Rivanern entgegen.
    »Sie haben unseren König getötet!« brüllte mir ein stämmiger Bursche entgegen, dem die Tränen über die Wangen strömten. Er war außer sich vor Schmerz.
    »Wollt ihr nicht wissen, warum?« brüllte ich zurück, erkannte aber sogleich, daß es keinen Sinn hatte, mit ihm zu sprechen – oder mit den anderen, welche die Aufgabe hatten, den König zu bewachen. Ich war erschöpft, doch ein wenig Kraft war noch in mir. Ich sammelte meinen Willen und umgab die beiden letzten Nyissaner mit einem undurchdringlichen Schild. Dann versetzte ich sie zusätzlich in Tiefschlaf. Ich kannte Salmissra gut genug, um zu wissen, daß sie ihren Mördern nach beendeter Mission den Auftrag zum Selbstmord gegeben hatte. Sie waren mit vergifteten Klingen gerüstet, und zweifellos steckte in jeder ihrer Taschen eine kleine Phiole mit giftigen Substanzen.
    »Polgara!« Ich sandte meine Gedanken aus. »Geht es dem Jungen gut?«
    »Ja, Vater. Ich habe ihn.«
    »Bleib weg von hier. Laß dich von niemandem sehen!«
    »Ich habe verstanden.«
    Dann kam Brand durch das Stadttor und lief auf die Siedlung der Händler zu. Ich weiß nicht, warum der rivanische Wächter stets Brand heißt. Als ich die Zeit fand, jemanden danach zu fragen, war der Ursprung dieses Brauchs längst vergessen. In Arendien, wo es viele Burgen gab, hätte der Wächter den Titel Seneschall getragen. In einigen der anderen Königreiche des Westens – und selbst in mehreren der halbautonomen Königreiche Malloreas – hätte man ihn den Ersten Minister genannt. Ungeachtet des Titels waren seine Pflichten wohl überall dieselben. Ihm oblag die praktische Seite der Verwaltung des Reiches. Wie die meisten der Männer, die diese Position innehatten, war er ein bodenständiger, tüchtiger und treu ergebener Mann. Allerdings war er auch Alorner, und die Nachricht von der Ermordung Goreks hatte ihn aus der Fassung gebracht Tränen der Trauer und des Zorns strömten ihm über die Wangen. Er hatte das Schwert gezogen und rannte wie ein Berserker gegen die unsichtbare Barriere an. Ich ließ ihn eine Weile darauf einhauen und nahm dann sein Schwert an mich.
    Ja, das kann ich tun, wenn es sein muß. Falls nötig, kann ich der stärkste Mann der Welt sein.
    »Gorek ist tot Belgarath!« schluchzte er.
    »Menschen sterben. Das ist nun mal so.« Ich sagte es mit flacher, ausdrucksloser Stimme.
    Er riß den Kopf hoch und starrte mich ungläubig an.
    »Reiß dich zusammen, Brand«, riet ich ihm. »Es gibt viel zu tun. Zunächst mußt du deinen Kriegern befehlen, diese beiden Mörder nicht zu töten. Ich brauche ein paar Antworten, und die kann ich von Toten nicht bekommen.«
    »Aber…«
    »Das sind nur gedungene Söldner. Ich will herausfinden, wer sie angeworben hat.« Ich konnte es mir zwar schon vorstellen, aber ich wollte Gewißheit. Noch wichtiger aber war, Brand wieder zu Sinnen zu bringen.
    Er atmete tief durch. »Verzeiht, Belgarath«, seufzte er schließlich. »Ich hatte offenbar den Kopf verloren.«
    »So ist es schon besser. Befiehl deinen Männern, die beiden in Ruhe zu lassen. Dann beordere jemanden hierher, dem du vertrauen kannst. Ich möchte, daß diese beiden Schlangen an einen sicheren Ort gebracht und gut bewacht werden. Sobald ich zulasse, daß sie aufwachen, werden sie versuchen, sich zu töten. Nehmt ihnen besser die Kleidung weg. Gewiß haben sie irgendwo Gift versteckt.«
    Er richtete sich auf, und seine Augen wurden hart »Hauptmann Vant!« rief er in scharfem Tonfall einem Offizier in der Nähe zu. »Komm hierher!« Er gab dem Offizier, dessen Augen gerötet waren, einige Befehle.
    Vant salutierte und sammelte einige Männer um sich. Dann sprach ich kurz zu den Soldaten. Ich muß wohl Eindruck auf sie gemacht haben, denn sie befolgten die Befehle.
    »Also gut, Brand«, sagte ich schließlich. »Wir werden uns jetzt zum Ufer begeben. Ich möchte nicht, daß jemand erfährt, was ich dir nun anvertraue.«
    Er nickte, und wir gingen in südlicher Richtung am Meer entlang. Der Strand von Riva ist voller Kies, und die Wellen machen viel Lärm, wenn sie hereinbrechen. Etwa eine Viertelmeile

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