Belgarath der Zauberer
von der Siedlung der Händler entfernt, blieb ich stehen. »Wie heißt Goreks jüngster Enkelsohn?« fragte ich. »Prinz Geran«, erwiderte Brand.
Sicherlich erinnert ihr euch an den Namen. Pol und ich haben ihn während der Jahrhunderte nicht in Vergessenheit geraten lassen.
»Gut«, sagte ich. »Versuche jetzt dich zu beherrschen. Ich will nicht, daß du einen Freudentanz auffuhrst. Wir werden beobachtet Prinz Geran lebt.«
»Den Göttern sei Dank!«
»Der Dank gebührt eigentlich mehr meiner Tochter. Sie hat ihn gerettet Er ist ein tapferer kleiner Junge. Er entfloh den Mördern, indem er in den Hafen hinausschwamm. Er ist zwar kein guter Schwimmer, aber er entkam.«
»Wo ist er?«
»Bei Polgara. Sie hält ihn versteckt.«
»Ich werde Soldaten schicken, die ihn zurück in die Burg begleiten.«
»Nein, das wirst du nicht tun. Niemand darf erfahren, daß er noch am Leben ist Pol und ich werden ihn in ein Versteck bringen, und du mußt mir dein Wort geben, daß du niemandem davon erzählst.«
»Belgarath! Der rivanische König ist der Hüter des Orb! Er muß hier sein.«
»Nein, nicht unbedingt. Jeder weiß, daß der Orb hier ist, und solange auch der rivanische König hier ist weiß jeder, wo er zu finden ist Deshalb müssen wir sie trennen.«
»Bis der Junge erwachsen ist?«
»Es kann vielleicht sogar ein wenig länger dauern. Die Zeit wird jedoch kommen, da der rivanische König zurückkehrt, und dann fängt der Spaß an. Der nächste rivanische König wird das Kind des Lichts sein, und er ist derjenige, auf den wir gewartet haben.«
»Der Vernichter der Götter?«
»Das hoffen wir.«
»Wohin bringt Ihr Prinz Geran?«
»Das brauchst du nicht zu wissen, Brand. Er wird in Sicherheit sein. Das muß dir genügen.« Ich schaute zum trüben Himmel empor. »Wann wird es dunkel?«
»Das dauert noch einige Stunden.«
Ich fluchte.
»Was ist denn?«
»Meine Tochter und der König sind draußen in der Bucht und das Wasser ist sehr kalt. Entschuldige mich einen Augenblick.« Ich sandte meine Gedanken aus. »Polgara, wo seid ihr?«
»Wir sind am Ende des Landungsstegs, Vater. Können wir jetzt herauskommen?«
»Nein. Bleibt, wo ihr seid, und laßt euch nicht sehen.«
»Der Junge friert, Vater.«
»Erwärme das Wasser um euch. Du weißt doch, wie. Du hast jahrhundertelang dein Badewasser erwärmt.«
»Was hast du vor, alter Wolf?«
»Ich werde den rivanischen König vor den Augen seiner Feinde verbergen. Gewöhne dich daran, Pol, denn das wird lange Zeit in Anspruch nehmen.« Dann zog ich meine Gedanken wieder zurück. »Gut, Brand«, sagte ich laut. »Laß uns in die Burg gehen. Ich möchte mich ausgiebig mit den Nyissanern unterhalten.«
Wir gingen am Strand zurück und zu den Stadttoren.
»Wer wird den Orb bewachen, wenn Ihr den König mit Euch nehmt, Belgarath?« fragte Brand, als wir die Stufen hinaufstiegen.
»Du.«
»Ich?«
»Natürlich. Du wirst auch den König vertreten, während er fort ist, und du wirst diese Aufgabe deinem Nachfolger übertragen. Von nun an wird der rivanische Wächter der einzige lebende Mensch sein, der weiß, was wir tun – der einzige gewöhnliche Mensch. Pol, mich und meine Brüder zähle ich nicht zu den gewöhnlichen Menschen. Wir verlassen uns auf dich, Brand. Enttäusche uns nicht.«
Er schluckte. »Ihr habt mein Wort, Altehrwürdiger.«
»Guter Mann.«
Die beiden nyissanischen ›Händler‹, die Gorek und seine Familie aus der Burg gelockt hatten, indem sie fälschlicherweise behauptet hatten, ein Geschenk der Königin Salmissra zu überbringen, waren noch nicht bei Bewußtsein. Einige Rivaner mit finsteren Gesichtern wetzten in sichtbarer Erwartung die Messer, als sie über ihnen standen. »Ich werde es tun«, gab ich bekannt. Ich sagte es mit fester Stimme, die keinen Widerspruch zuließ.
Ich gebe freiwillig zu, daß Pols Methode, jemanden zu befragen, besser ist als die meine. Wenn ihr euch wirklich dafür interessiert, dann sprecht mit König Anheg von Cherek. Pol zeigt den Leuten nur irgend etwas, aber es muß ziemlich schrecklich sein, denn sie fangen sofort an zu sprechen. Meine Methoden sind direkter. Ich hatte immer großen Erfolg mit Schmerz. Der einzige Unterschied zwischen meinen Methoden und denen der Feld-, Wald- und Wiesenfolterer liegt darin, daß ich Leuten weh tun kann, ohne ihnen körperliche Verletzungen zuzufügen. Ich kann einem Mann eine Woche lang Schmerz zufügen, ohne ihn zu töten.
Es stellte sich heraus, daß ich keine Woche
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