Belgarath der Zauberer
brauchte. Nachdem ich die Wirkung der diversen Narkotika, die in ihrem Blut schwammen, getilgt hatte, wurden sie recht zugänglich. Offensichtlich bereitet es großes Unbehagen, wenn das bevorzugte Narkotikum seine Wirkung verliert. Ich fügte einige andere Unannehmlichkeiten hinzu, und sie flehten mich an, reden zu dürfen.
»Es war die Königin!« stammelte der eine. »Wir haben es auf Befehl der Königin getan!«
»Es war aber nicht ihre Idee!« fiel der andere ein. »Ein Fremder kam nach Sthiss Tor und sprach zur Unsterblichen Salmissra. Danach rief sie uns in den Thronsaal.«
»Weißt du, wer der Fremde war?« fragte ich.
»N-nein!« stammelte er. »Bitte, fügt mir keine Schmerzen mehr zu!«
»Entspann dich«, riet ich ihm. »Gibt es etwas, das du mir mitteilen möchtest?«
»Einer der jungen Prinzen entkam uns«, beeilte er sich zu sagen. »Er schwamm hinaus in den Hafen.«
»Und ertrank?« fragte einer der rivanischen Wächter, ehe ich es verhindern konnte.
»Nein. Ein Vogel hat ihn gerettet.«
»Ein Vogel?«
»Ich würde ihm nicht allzuviel Beachtung schenken«, sagte ich rasch. »Nyissaner sehen stets die seltsamsten Dinge.«
Der Rivaner warf mir einen mißtrauischen Blick zu.
»Warst du schon einmal betrunken?« fragte ich ihn.
»Ein- oder zweimal.«
»Die Nyissaner fanden Wege, diesen Zustand ohne Bier hervorzurufen.«
»Davon habe ich gehört«, gab er zu.
»Nun hast du es gesehen. Diese beiden waren noch so betrunken, als ich sie weckte, daß sie vermutlich blaue Schafe und rote Ziegen sahen.« Ich warf Brand einen Blick zu. »Brauchen wir noch etwas?«
»Ich nicht. Und Ihr?«
»Nein, ich glaube, wir haben alles erfahren.« Mit einer kurzen Gebärde ließ ich die beiden Mörder wieder einschlafen. Ich wollte nicht, daß sie wieder von Vögeln redeten.
Manche Ausgaben des Buches von Alorn enthalten die Geschichte von dem Vogel. Jetzt wißt ihr, wie das kommt. Ich machte mich immer darüber lustig, wenn das Thema zur Sprache kam, aber es gab stets Rivaner, die daran glaubten.
»Was machen wir nun mit den beiden?« wollte der Bursche wissen, der die voreilige Frage gestellt hatte.
Ich zuckte mit den Schultern. »Das bleibt euch überlassen. Ich habe erfahren, was ich wissen wollte. Kommst du, Brand?«
Wir verließen die Gefängniszelle und gingen direkt zu Brands Privatgemächern.
»Ihr wißt, daß das Krieg bedeutet Belgarath?« fragte er. »Das vermute ich«, stimmte ich zu. »Es würde verdächtig erscheinen, jetzt keine Strafexpedition nach Nyissa zu senden. Ich will nicht, daß die Leute anfangen, wilde Vermutungen anzustellen.«
»Ich werde Val Alorn, Boktor und die algarische Hochburg verständigen.«
»Bemühe dich nicht Das übernehme ich. Jetzt wollen wir erst mal meine Tochter aus dem Wasser fischen. Ich möchte, daß ein Schiff am Ende des Steges anlegt. Die Seeleute sollen es dort festmachen und dann an Land gehen.
Dann werden du und ich eine kleine Reise unternehmen.«
»Belgarath! Ich kann hier jetzt nicht weg!«
»Das wirst du aber müssen. Ich weiß nicht wie man ein Schiff segelt. Wir müssen Polgara und Prinz Geran zur sendarischen Küste bringen, und niemand darf erfahren, daß sie an Bord sind.«
»Ein Schiff braucht eine Mannschaft, Belgarath.«
»Die Mannschaft wirst du haben. Pol und ich werden uns darum kümmern. Wir werden einige Meilen nördlich von Camaar Anker werfen. Pol wird den Prinzen verstecken, ich reise weiter nach Val Alorn, du begibst dich nach Camaar und rekrutierst dort eine Mannschaft von den rivanischen Schiffen. Dann kehrst du, so rasch du kannst, hierher zurück und beginnst mit der Mobilmachung. Jetzt wollen wir zum Hafen gehen.«
Als das Schiff angelegt und die Mannschaft den Landeplatz verlassen hatte, schlenderte ich zum Ende des Steges und blickte versonnen hinaus aufs Meer. »Pol«, flüsterte ich, »bist du noch da?«
»Wo sollte ich denn sonst sein, alter Narr.«
Ich schenkte dem keine Beachtung. »Bleib, wo du bist«, wies ich sie an. »Brand kommt mit einem kleinen Boot.«
»Warum hast du so lange gebraucht?«
»Wir mußten auf die Dunkelheit warten. Ich will nicht, daß jemand sieht was wir tun.«
»Was hast du damit gemeint, daß wir den rivanischen König verstecken müssen?«
»Uns bleibt keine Wahl, Pol. Auf der Insel der Winde ist der Junge nicht mehr sicher. Wir müssen ihn vom Orb trennen. Torak weiß genau, wo er ist und wenn der Junge in der Nähe bleibt können wir ständig mit Meuchelmördern rechnen, die
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