Belgarath der Zauberer
jetzt, wie ich verständliche, zusammenhängende Informationen aus den Mrin-Schriften herauslesen konnte, doch der Aufwand, der dafür nötig war, erschreckte mich, wenn ich nur daran dachte. Es gab Passagen in beiden Dokumenten, die einander glichen. In den Mrin-Schriften gab es kein Zeitgefüge, wohl aber in den Darin-Rollen. Demnach blieb mir nichts anderes übrig, als eine Vergleichstabelle zusammenzustellen.
Dann las ich die nächste Zeile im Mrin-Text. »Ich hatte vollstes Vertrauen in dich, geliebter Altehrwürdiger, ich wußte wohl, daß du schließlich eine Lösung finden würdest.«
Das empfand ich nun wirklich als Beleidigung, obwohl es meine Entdeckung bestätigte. Die unabänderliche Macht kannte die Vergangenheit die Gegenwart und die Zukunft; deshalb wußte sie, daß ich das Rätsel schließlich lösen würde. Diese kluge Bemerkung war nur eingefügt, um mich darauf aufmerksam zu machen, damit ich sie ja nicht übersah. Offensichtlich hielt das Unabänderliche mich für dumm.
Übrigens, Garion, wenn dein Freund dich das nächstemal besucht, dann sag ihm, daß ich mich gelegentlich seines kleinen Tricks bedient habe. Warum sollte ich mir den Kopf darüber zerbrechen, wie aus diesem Wust von Unverständlichkeiten, den wir die Mrin-Schriften nennen, Sinnvolles herauszulesen ist, wenn er diese offensichtlichen Zeichen eingefügt hat. Es ist mir keineswegs unangenehm, andere für mich arbeiten zu lassen. Dann könntest du ihn fragen, wer nun zuletzt lacht. Ich bin sicher, daß es ihm nichts ausmacht. Er hat einen wundervollen Sinn für Humor.
Ich suchte die Stelle im Darin-Text, die mehr oder weniger zu der Warnung in den Mrin-Schriften paßte und mich und Pol zur Insel der Winde hatte eilen lassen; dann machte ich mich an die Arbeit. Es ging alles recht langsam vonstatten, denn ich mußte die Mrin-Schriften dabei fast auswendig lernen. Der Darin-Text gab für gewöhnlich nur eine kurze Zusammenfassung eines Ereignisses; die Mrin-Schriften aber ließen sich lang und breit darüber aus. Bestimmte Begriffe verknüpften die zusammengehörigen Abschnitte, und nachdem ich einige davon verglichen hatte, fiel es mir leichter, diese Schlüsselworte ausfindig zu machen. Ich stellte mir ein System von Indexzeichen zusammen, die ich an den Rand schrieb, um zusammengehörige Abschnitte zu markieren. Wenn ich passende Stellen gefunden hatte, wollte ich sie nicht wieder verlieren. Je länger ich daran arbeitete, desto deutlicher wurde mir, daß der Darin- nicht viel mehr war als ein Wegweiser für den Mrin-Text. Keiner von beiden war ohne den anderen von Nutzen. Erst wenn man sie verglich, gaben sie ihre Inhalte preis. Das war durchdacht und aufwendig, aber auch eine Garantie dafür, daß niemand zufällig Information in die Hände bekam, die ihn nichts anging.
Etwa ein Jahr lang beschäftigte ich mich damit dann kam Beldin zurück ins Tal. »Hast du die Alorner wieder dorthin gebracht wo sie hingehören?« fragte ich ihn, als er die Stufen zu meinem Turmzimmer hinaufgestapft kam.
»Ich habe es endlich geschafft«, erwiderte er. »Du hattest recht, was den Bärenkult betraf. Sie wollten tatsächlich im Süden bleiben. Du solltest Valcor im Auge behalten. Er gehört zwar nicht dem Kult an, sympathisiert jedoch mit den Anhängern. Doch Radek und Cho-Ram ist es schließlich gelungen, ihn zur Vernunft zu bringen.«
»Anhänger eines Kultes besitzen keine Vernunft, Beldin.«
»Sie haben aber keine selbstmörderischen Neigungen. Radek und Cho-Ram legten die Bärenkultanhänger in Ketten und machten sich auf den Heimweg. Die Chereker sind Wilde, aber auf sich gestellt haben sie den Legionen nichts entgegenzusetzen. Als die Drasnier und Algarer fort waren, blieb Valcor keine andere Wahl, als ebenfalls nach Hause zu ziehen.«
»Hat Brand sich auf eine Seite geschlagen?«
»Er hat die Meinung Radeks und Cho-Rams geteilt Er hat zu Hause viel Verantwortung und hegte nicht den Wunsch, in einen langwierigen Krieg im Süden hineingezogen zu werden.« Er warf einen Blick auf die Schriftrollen auf meinem Tisch. »Kommst du voran?«
»Ja. Aber es geht langsam.« Ich erklärte ihm das Verzeichnis, an dem ich arbeitete.
»Geschickt«, stellte er fest.
»Danke.«
»Ich meine nicht dich, Belgarath, ich meine die Macht des Unabänderlichen.«
»Es ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Du machst dir keinen Begriff, wie lange es dauert, die zusammenpassenden Stellen ausfindig zu machen.«
»Hast du mit den Zwillingen
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