Belgarath der Zauberer
Freunden mitteilen, was er über dich herausgefunden hat; deshalb werden viele unfreundliche Augen jede Möbelschreinerei in den Westlichen Königreichen unter die Lupe nehmen. Zu deiner Sicherheit und zur Sicherheit deiner Frau und Tante Pols wird es Zeit, daß du in einem anderen Berufszweig arbeitest.«
»Du hast vermutlich recht, Altehrwürdiger«, stimmte er zu, wenn auch ungern.
»Betrachte es von der positiven Seite, Darion«, forderte ich ihn auf. »Du kannst für deine Schnitzereien ebenso gute Preise verlangen wie für die Möbel, aber du mußt weniger Holz einkaufen.«
Ich änderte auch ihre Namen und brachte Pol dazu, ihre Locke zu färben; aber das klappte nicht so gut.
Dann beschloß ich, daß es Zeit für mich war, Kotu wieder zu verlassen. Ich kann nicht schnitzen, und deshalb wäre es schwierig gewesen, meine Anwesenheit in einer Schnitzerei zu erklären. Ich verabschiedete mich, segelte zurück nach Darin und weiter nach Muros. Dort blieb ich den Winter über, ehe ich nach Ulgoland reiste. Ich wollte noch immer den neuen Gorim treffen; aber damit hatte ich es nicht so eilig, daß ich mich durch zwölf Fuß hohe Schneewehen kämpfen wollte.
Ich vermied Begegnungen mit den diversen Ungeheuern in Ulgoland, indem ich wieder als Wolf unterwegs war. Ich hätte wohl auch als Falke reisen können; aber da ich es nicht eilig hatte, nahm ich meine Wolfsgestalt an, in der ich mich ohnehin am wohlsten fühlte.
Als ich die Ruinen von Prolgu erreichte – eigentlich ist Prolgu keine Ruinenstadt sie ist nur verlassen –, ging ich in das eine, besondere Haus und machte mich bemerkbar. Von dort führten die Ulgoner mich hinunter in ihre schwach beleuchteten Höhlen und zum Haus des neuen Gorim. Das Haus des Gorim von Ulgo liegt traditionell in einer düsteren Höhle. Es ist ein seltsam verkürztes, pyramidenförmiges Gebäude auf einem kleinen Inselchen in der Mitte eines flachen Sees, wo kleine Rinnsale von der Decke tropften und wie ein melancholischer Klang ewigen Bedauerns durch die Höhlen hallten. Ich glaube, das Bedauern kam von UL selbst. Die Ulgoner lebten seit so langer Zeit in der Dunkelheit daß sie das Tageslicht fürchten und die Sonne ihren Augen Schmerz bereitet Das Inselchen mit seinen marmornen Säulen und dem bleichen, sonnenlosen Strand schien eher geschaffen für ein Treffen von Geistern als von Menschen. Hinzu kam, daß das allgegenwärtige Echo die Ulgoner zwang, sehr leise zu sprechen. Das alles verleiht einem Besuch in Ulgoland die Qualität eines Urlaubs in einem Mausoleum.
Doch ich mochte den neuen Gorim. Er war ein sanftmütiger, frommer Mann, und wir verstanden uns gut. Wie sich jedoch herausstellte, war ich zu diesem Zeitpunkt nicht der einzige Besucher in Prolgu. Ein Bursche namens Horban, ein Mitglied des tolnedrischen diplomatischen Korps, war etwas früher angekommen. Die Zweite Horbit-Dynastie war in Tol Honeth an der Macht, und die nicht verstummenden Gerüchte, daß in Ugoland nicht nur Ungeheuer leben, sondern auch Menschen, erregte die Neugierde von Ran Horb XVI. Er sandte seinen Vetter Horban, um Nachforschungen anzustellen und nach Möglichkeit Grundlagen für Handelsbeziehungen zu finden. Ihr wißt ja, wie Tolnedrer sind.
»Er ist schrecklich ungebildet, Belgarath«, sagte mir Gorim. »Er weiß nicht was wirklich in der Welt vor sich geht. Er wußte nicht einmal von der Existenz ULs, als er hierher kam.«
»Die Tolnedrer sind ein weltliches Volk, heiliger Gorim«, erklärte ich. »Ihr Nedra ist der weltlichste aller Götter.«
Der Gorim seufzte. »Wahrlich«, stimmte er zu. »Was sollen wir mit diesem Mann tun, Belgarath? Er spricht nur darüber, wertlosen Tand auszutauschen. Er nennt es ›Handel‹, und es scheint Teil seiner Religion zu sein.«
Ich lachte. »Ich sollte ein wenig hilfsbereit sein, Gorim. Sonst läßt er Euch nie in Ruhe. Laßt die Tolnedrer ins Tal am Fuße Eures Berges kommen und Eure Leute ein wenig Tand mit ihnen tauschen. Wenn ich die Prophezeiungen richtig deute, wird die Zeit kommen, da wir alle gegen die Angarakaner kämpfen müssen. Die tolnedrischen Legionen werden ebenfalls daran teilnehmen; deshalb sollten sie sich lieber daran gewöhnen, daß Eure Leute hier leben. Wenn sie einen unerschlossenen Markt entdecken, lenkt sie das vielleicht ab.«
»Oh«, sagte er, »ehe ich’s vergesse, ich habe hier eine Nachricht für Euch.«
»Eine Nachricht?«
»Von den Sehern in Kell.« Er lächelte trocken. »Wir dachten, daß die Verbindung
Weitere Kostenlose Bücher