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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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mir entwirfst Mach die dumme Tür auf.«
    »Wann hast du das letztemal gebadet?«
    »Vergangenen Monat erst. Keine Sorge, ich werde dir deinen Turm nicht vermiefen.«
    Belmarkor seufzte. »Also gut«, gab er nach. Sein Blick kehrte sich leicht nach innen, und der Riegel an seiner schweren, eisenbeschlagenen Tür klickte. Wir anderen hatten es alle unserem Meister gleichgetan und Steine als Eingangstür für unsere Türme verwendet Belmakor jedoch brauchte eine richtige Tür. Beldin und ich betraten den Turm und stiegen die Stufen hinauf.
    »Habt ihr Streit du und Belgarath?« fragte Belmakor neugierig.
    »Geht dich das etwas an?« konterte Beldin barsch.
    »Eigentlich nicht Es interessierte mich nur.«
    »Er will einen Turm für sich allein«, erklärte ich. »Wir kommen uns langsam in die Quere.«
    Belmakor war sehr scharfsinnig. Er verstand sofort, was ich meinte. »Was schwebt dir vor?« fragte er den Zwerg.
    »Schönheit«, lautete Beldins schlichte Antwort »Ich kann sie vielleicht nicht teilen, aber ich möchte sie wenigstens sehen können.«
    Belmakors Augen füllten sich plötzlich mit Tränen. Er war schon immer der empfindsamste von uns allen.
    »Oh, hör damit auf!« entfuhr es Beldin. »Manchmal bist du so überschwenglich, daß mir übel wird. Ich will Anmut Ich will Harmonie. Ich will etwas, das emporstrebt Ich bin es satt, im Dreck zu leben.«
    »Fühlst du dich dem gewachsen?« fragte ich unseren Bruder.
    Belmakor ging zu seinem Studiertisch, sammelte seine Unterlagen und legte sie in das Buch, mit dem er sich gerade beschäftigte. Dann stellte er das Buch in ein Regal, nahm ein riesiges Blatt Papier und einen der nie versiegenden Federschreiber, die er so gern verwendete, aus der Luft und setzte sich. »Wie groß?« fragte er Beldin.
    »Ich bin der Ansicht, wir sollten ihn etwas kleiner belassen als den Turm des Meisters, was meinst du?«
    »Ein kluger Entschluß. Wir wollen nichts übertreiben.« Mit raschen Strichen entwarf Belmakor ein Märchenschloß, das mir den Atem verschlug – Licht und Zartheit, hoch aufragende Strebepfeiler, die sich wie Flügel entfalteten, und Türme, so schlank wie Weidengerten.
    »Willst du mich auf den Arm nehmen?« maulte Beldin. »In diesem Lebkuchenschloß können ja nicht einmal Schmetterlinge wohnen.«
    »Das ist ja nur der Anfang, mein Bruder«, erklärte Belmakor fröhlich. »Wir werden es nach und nach fertigstellen. So muß man mit Träumen verfahren.«
    Und damit begann eine Diskussion, die sich sechs Monate hinzog und uns alle beschäftigte. Zum größten Teil waren unsere Türme zweckbezogen. Obwohl ich es gar nicht gern zugebe, trifft Beldins Beschreibung meines Turmes ziemlich genau zu. Er sah tatsächlich wie ein versteinerter Baumstumpf aus, als ich zurücktrat, um ihn mir anzusehen. Doch er hält den Regen ab und ist hoch genug, so daß ich den Horizont und die Sterne betrachten kann. Wozu ist ein Turm sonst gut?
    An diesem Punkt angelangt, erkannten wir, daß Belsambar die Seele eines Künstlers besaß. Der letzte Ort der Welt, an dem man nach Schönheit suchte, war der Geist eines Angarakaners. Überraschend hitzig, wenn man sein verschlossenes Naturell berücksichtigt, argumentierte er lange und laut mit Belmakor und bestand auf seinen Variationen, die im Widerspruch zu den etwas bodenständigen Ansichten des Melceners standen. Melcener sind Baumeister. Ihre Gedanken drehen sich um das Baumaterial und was man damit vollbringen kann. Angarakaner hingegen denken an das Unmögliche, und dann versuchen sie Möglichkeiten zu finden, es tatsächlich umzusetzen.
    »Warum tust du das?« fragte Beldin einmal seinen sonst so zurückhaltenden Bruder. »Das ist doch nur ein Strebepfeiler, aber seit Wochen streitest du dich deswegen.«
    »Es geht um die Krümmung, Beldin«, entgegnete Belsambar hingebungsvoller, als ich ihn je zuvor hatte reden hören. »Sie ist so.« Und er schuf die Illusion zweier gegensätzlicher Türme in der Luft, um uns den Unterschied deutlich zu machen. Ich habe nie jemanden kennengelernt, der so perfekt Illusionen schaffen konnte wie Belsambar. Ich glaube, es ist ein Charakterzug der Angarakaner; Illusionen bilden die Basis ihrer gesamten Welt. Belmakor warf einen Blick darauf und riß die Arme hoch in die Luft. »Ich verbeuge mich vor deinem überragenden Talent«, gab er sich geschlagen. »Es ist wunderschön, Belsambar. Was können wir tun, damit es funktioniert? Es fehlen Stützen.«
    »Ich werde es stützen, wenn es nötig ist.«

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