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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ich es mir vorstellte, würde ich meine Kreativität gar nicht überstrapazieren müssen, um Aufgaben für meinen häßlichen kleinen Diener zu finden.
    Ich brachte ihn nach draußen und zeigte ihm meinen halbfertigen Turm. »Verstehst du, um was es hier geht?« fragte ich ihn.
    »Man erwartet von mir, daß ich tue, was du von mir verlangst.«
    »Genau.« Alles lief wunderbar. »Nun wollen wir wieder zum Waldrand zurückgehen. Dort habe ich eine kleine Aufgabe für dich.«
    Der Rückweg in den Wald dauerte ein wenig. Als wir dort anlangten, zeigte ich ihm das Bachbett mit den schönen abgerundeten Steinen. »Siehst du diese Steine?« fragte ich ihn.
    »Freilich kann ich sie sehen, du Einfaltspinsel. Ich bin doch nicht blind!«
    »Das freut mich für dich. Ich möchte, daß du sie neben meinem Turm aufstapelst – ordentlich, versteht sich.« Ich setzte mich unter einen schattigen Baum. »Sei ein braver Junge und fang sofort damit an.« Ich genoß es so richtig.
    Er warf mir einen finsteren Blick zu und starrte dann auf das steinige Bachbett.
    Plötzlich verschwanden die Steine einer nach dem anderen! Ich konnte sogar fühlen, wie er es tat. Könnt ihr mir das glauben? Er kannte das Geheimnis bereits. Dies war der erste Fall spontaner Zauberei, dem ich je begegnet war. »Und was jetzt?« wollte er wissen.
    »Wo hast du das denn gelernt?« fragte ich ungläubig.
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich hab’s mal irgendwo aufgeschnappt«, erwiderte er. »Willst du etwa sagen, daß du es nicht kannst?«
    »Natürlich kann ich es, aber…« Hier fand ich meine Fassung wieder. »Bist du sicher, daß du sie an den richtigen Ort transportiert hast?«
    »Du wolltest sie neben deinem Turm aufgestapelt haben, oder? Schau nach, wenn du willst. Ich weiß, wo sie sind. Gibt es hier noch etwas für mich zu tun?«
    »Laß uns zurückgehen«, sagte ich kurz angebunden.
    Es dauerte eine Weile, bis ich mein inneres Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Nach etwa der Hälfte des Weges war ich wieder gefaßt genug, daß ich Fragen stellen konnte. »Woher kommst du?« Das klang recht banal, aber irgendwo mußte ich ja anfangen.
    »Ursprünglich, meinst du? Das ist schwer zu sagen. Ich bin viel herumgekommen und selten irgendwo gern gesehen. Aber daran bin ich gewöhnt. Das geht schon seit meiner Geburt so.«
    »Ach?«
    »Vermutlich verfuhr man beim Volk meiner Mutter auf ziemlich einfache Art und Weise mit Mißgeburten. Gleich als sie mich gesehen hatten, brachten sie mich in den Wald, damit ich dort verhungerte – oder einem Wolf als kleiner Happen diente. Aber meine Mutter war sentimental. Sooft sie konnte, schlich sie aus dem Dorf und ernährte mich.«
    Und ich dachte, meine Kindheit sei hart gewesen.
    »Nach einem Jahr etwa kam sie nicht mehr. Zu der Zeit hatte ich aber schon das Laufen gelernt«, fügte er in absichtlich schroffem Tonfall hinzu. »Wahrscheinlich starb sie – oder sie wurde erwischt, als sie sich aus dem Dorf schlich, und umgebracht. Danach war ich auf mich allein gestellt.«
    »Wie hast du überlebt?«
    »Spielt das wirklich eine Rolle?« Doch ich sah in seinen Augen einen Anflug von Schmerz. »Im Wald gibt es allerlei zu essen – wenn man nicht zu wählerisch ist Geier und Raben kommen ganz gut zurecht. Ich habe gelernt, auf die zu achten. Bald fand ich heraus, daß dort, wo ein Geier sich aufhält, etwas Eßbares nicht fern ist. An den Geruch gewöhnt man sich nach einer Weile.«
    »Du bist ein Tier!« rief ich aus.
    »Wir alle sind Tiere, Belgarath.« Er sprach mich zum erstenmal mit meinem Namen an. »Ich bin besser als die meisten, weil ich viel Übung hatte. Aber findest du nicht auch, daß wir uns über etwas anderes unterhalten sollten?«

4. K APITEL
    ir waren jetzt zu siebt, und ich glaube, wir alle wußten, daß es vorerst so bleiben würde. Die anderen kamen später. Wir waren eine bunt zusammengewürfelte Gruppe, das kann ich euch sagen; aber da wir in eigenen Türmen lebten, gab es nicht allzu viele Reibereien.
    Die Aufnahme von Beldin in unsere Bruderschaft brachte weniger Aufregung, als ich erwartet hatte. Damit will ich nicht sagen, daß unser explosiver, häßlicher kleiner Bruder sanfter wurde, vielmehr gewöhnten wir uns im Laufe der Jahre an sein jähzorniges Verhalten. Ich lud ihn ein, während der Zeitspanne, die man vielleicht am besten als Noviziat bezeichnen könnte, bei mir im Turm zu wohnen
    – ehe er Aldurs Schüler wurde und den vollen Status erlangt hatte. Während dieser Jahre entdeckte

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