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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ich den wachen Verstand hinter diesen häßlichen Zügen, einen sehr wachen Verstand! Mit Ausnahme von Belmakor vielleicht, war Beldin eindeutig der intelligenteste von uns allen. Belmakor und Beldin diskutierten jahrelang über Fragen der Logik und der Philosophie, die uns anderen so rätselhaft erschienen, daß wir keine Ahnung hatten, wovon die beiden überhaupt sprachen; sie jedoch schienen ihre Streitgespräche äußerst anregend zu finden.
    Es dauerte eine Weile, bis ich Beldin überreden konnte, daß ihm hin und wieder ein Bad nicht schaden würde; vor allem würde sich ihm dann Belmakor mit seiner empfindlichen Nase so weit nähern, daß sie sich bei ihren Diskussionen die Argumente und Gegenargumente nie mehr zuzuschreien brauchten. Meine Tochter weist gern darauf hin, daß auch ich nicht gerade einer der eifrigsten bin, wenn es ums Baden geht, doch Beldin geht in seiner Unbekümmertheit diesbezüglich entschieden zu weit.
    Im Laufe der Jahre, die wir zusammen wohnten und studierten, lernte ich Beldin kennen und begann schließlich, ihn wenigstens ein bißchen zu verstehen. Damals steckte die Menschheit noch in den Kinderschuhen, und die Tugend des Mitgefühls war weitgehend unbekannt. Humor, wenn ihr es so nennen wollt, war noch ziemlich primitiv und brutal. Die Leute empfanden jede Form der Abnormität komisch, und Beldin ist so abnorm, wie man es sich nur vorstellen kann. Stets johlte und kreischte die Landbevölkerung, wenn er in ihr Dorf kam, und wenn sie sich dann genug vor Lachen geschüttelt hatten, trieben sie ihn mit Steinen wieder aus ihrem Dorf hinaus. Das macht seine schlechte Laune verständlicher, nicht wahr? Seine eigenen Leute wollten ihn gleich nach der Geburt umbringen, und sein ganzes Leben lang war er aus jeder Gemeinschaft verjagt worden, der er sich nähern wollte. Es wundert mich sehr, daß er nicht zum Berserker geworden ist. Ich hätte vermutlich so reagiert.
    Er hatte ein paar hundert Jahre bei mir gelebt, als er eines regnerischen Tages ein Thema ansprach, das ich hätte kommen sehen müssen. Er starrte schwermütig hinaus in den strömenden Regen und knurrte schließlich: »Ich werde meinen eigenen Turm bauen.«
    »Ach?« erwiderte ich und legte mein Buch beiseite. »Stimmt mit dem hier etwas nicht?«
    »Ich brauche mehr Platz, und so langsam gehen wir uns gegenseitig auf die Nerven.«
    »Das ist mir gar nicht aufgefallen.«
    »Belgarath, dir fällt doch nicht einmal auf, wenn die Jahreszeiten wechseln. Wenn du deine Nase in ein Buch gesteckt hast, könnte ich dir die Zehen anzünden, und du würdest es nicht merken. Außerdem schnarchst du.«
    »I CH schnarche? Du hörst dich jede Nacht wie ein ausgewachsenes Gewitter an – die ganze Nacht hindurch!«
    »Das verhindert, daß man einsam wird.« Wieder blickte er gedankenverloren aus dem Fenster. »Außerdem gibt es noch einen Grund.«
    »Ach?«
    Er schaute mich direkt an und machte dabei einen sehr nachdenklichen Eindruck. »Mein Leben lang hatte ich noch nie ein eigenes Heim. Ich schlief in den Wäldern, in Gräben und Heuschobern, und das warme und freundliche Wesen meiner Mitmenschen sorgte dafür, daß ich beständig unterwegs war. Ich glaube, ich möchte wenigstens einmal einen Platz besitzen, von dem niemand mich vertreiben kann.«
    Was konnte ich darauf erwidern? »Möchtest du, daß ich dir helfe?« bot ich an.
    »Nicht wenn mein Turm dann so ähnlich aussieht wie der deine«, knurrte er.
    »Was stimmt denn nicht mit diesem Turm?«
    »Sei ehrlich, Belgarath. Dein Turm sieht wie ein versteinerter Baumstumpf aus. Du hast absolut keinen Sinn für Schönheit.«
    Das kam von Beldin? »Ich werde mit Belmakor sprechen. Er ist Melcener, und die sind begabte Baumeister. Hast du schon mal ihre Städte gesehen?«
    »Ich hatte noch keine Gelegenheit in den Osten zu reisen.«
    »Natürlich nicht Du bekommst deine Nase ja nicht lange genug aus den Büchern, um irgendwohin zu gehen. Was ist nun? Kommst du mit?«
    Wie konnte ich eine so gnädige Einladung ablehnen? Ich zog mir den Mantel über, und wir gingen hinaus in den Regen. Beldin verschwendete keinen Gedanken an Kleidung. Ihm konnte kein Wetter etwas anhaben.
    Als wir zu Belmakors kunstvoll verziertem Turm gelangten, brüllte mein stämmiger kleiner Freund: »Belmakor! Ich muß mit dir reden!«
    Unser zivilisierter Bruder blickte aus dem Fenster. »Was gibt es, alter Junge?« rief er uns zu.
    »Ich habe mich entschlossen, meinen eigenen Turm zu bauen. Und ich möchte, daß du ihn

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