Belgarath der Zauberer
kompliziert, als daß man es erklären könnte.
Rablek und ich trennten uns außerhalb von Yar Gurak. Ich hatte keinen Grund, noch einmal an diesen häßlichen Ort zurückzukehren. Außerdem war mein Packsattel vollgestopft mit Gold, und ich wollte vermeiden, daß Neugierige ihn durchsuchten, während ich schlief.
»Wir hatten eine Menge Spaß, nicht wahr, Belgarath?« meinte Rablek ein wenig wehmütig, als wir unsere Pferde sattelten.
»Das stimmt, mein Freund.«
»Wenn du dich jemals langweilen solltest, schau bei mir rein. Die Berge werden stets hier sein, und ich bin jederzeit bereit, wieder aufzubrechen. Du brauchst nur zu sagen, wann.«
»Leb wohl, Rablek«, sagte ich und drückte ihm die Hand.
Die nadrakische Grenze war noch immer unbewacht, und ich ritt mit einem gewissen Gefühl der Erleichterung nach Drasnien. Ich war überrascht, als ich feststellen mußte, daß mein plötzlicher Reichtum mich nervös und ängstlich machte. Wie eigenartig! Als armer Vagabund war mir dieses Gefühl unbekannt gewesen. Nun, da ich reich war, hatte sich meine ganze Einstellung geändert.
In den letzten Sommertagen des Jahres 4881 ritt ich durch Algarien und erreichte das Tal, als sich die Blätter golden färbten. Die Farbe entsprach meiner Stimmung und reflektierte den Inhalt meines Packsattels. Rablek und ich hatten die Früchte unserer Arbeit in feste Segeltuchtaschen verstaut und ich trug vierzig dieser Säcke mit mir. Es dauerte eine Weile, ehe ich sie alle in den Turm gebracht hatte.
Am nächsten Tag baute ich eine behelfsmäßige Esse und goß mein Gold in Barren. Vierzig Säcke – das hört sich nach sehr viel an; aber Gold ist so schwer, daß die Barren gar nicht so groß wurden. Als ich sie in einer Ecke häufte, kam der Stapel mir enttäuschend klein vor. Ich blickte nachdenklich auf mein Vermögen und überlegte, ob ich Rablek noch antreffen würde, ehe er Yar Gurak verließ. In dem Bach nahe der Grenze nach Morindland gab es schließlich noch eine Menge Gold.
Ja, natürlich war ich gierig. Das war ich schon, ehe ich in die Dienste meines Meisters trat, und manche Dinge ändern sich nie. Im Laufe der vielen Jahre dachte ich lange darüber nach. Oft überkommt mich das mächtige Verlangen, zu diesem kleinen, namenlosen Bach zurückzukehren. Dann aber – zumeist im kalten Morgenlicht – erhebt die Vernunft ihren häßlichen Kopf. Wozu braucht ein Mann in meiner Situation Geld? Wenn ich wirklich etwas brauche, kann ich es mir meist irgendwie besorgen – oder es selbst machen. Auf lange Sicht gesehen, war das einfacher, als nach Gold zu graben. Aber es ist so schön anzuschauen und so aufregend, wenn man es findet.
Im Laufe der Zeit gab ich einige Barren aus meinem Stapel aus, aber nicht viele. Das meiste ist noch hier - irgendwo.
Entschuldigt mich ein Weilchen. Ich sehe mal nach, ob ich es finden kann.
Etwa ein Jahr, nachdem ich aus Gar og Nadrak zurückgekehrt war, sandte Pol die Nachricht, daß Gelanes Frau, Enalla, endlich einen Sohn zur Welt gebracht hatte. Sie waren seit zwanzig Jahren verheiratet gewesen, und Gelanes vierzigster Geburtstag stand ins Haus. Enallas Kinderlosigkeit hatte uns einige Sorgen bereitet. Ich bin sicher, daß ihr das im Hinblick auf diese besondere Familie verstehen könnt. Wenn man bedenkt, welche Mächte hier ihre Hände im Spiel haben, war die Sorge vielleicht überflüssig; aber wir sorgten uns trotzdem. Ich reiste nach Cherek, um meinen neuen Enkel zu sehen, und fand, daß er große Ähnlichkeit mit seinem Vater aufwies, als der noch ein Baby war - das ist ein weiterer Hinweis auf die Mächte, die ich eben erwähnte.
Gewiß ist euch nicht entgangen, daß ich längst auf die lästigen »Urs« verzichte und nicht mehr über Urenkel oder Ur-Ur-Urenkel schreibe. Für mich waren die vielen kleinen Jungen mit dem sandfarbenen Haar einfach meine Enkelsöhne. Ich liebte sie alle auf dieselbe Weise.
Polgara jedoch liebte jeden von ihnen anders, einige mehr, andere weniger. Aus verschiedenen Gründen stand Gelane ihr besonders nahe, und sie war zutiefst erschüttert, als er im Jahre 4902 starb, genau neunhundert Jahre nach dem Mord an König Gorek. Die Zwillinge hielten den Zeitpunkt für außerordentlich bedeutungsvoll und durchforsteten die Mrin-Texte nach Hinweisen darauf, was er wohl bedeuten mochte. Garions stiller Freund jedoch blieb still.
Ich glaube, keiner von uns hat je gänzlich verstanden, wie sehr Polgara während dieser scheinbar endlosen Jahrhunderte und
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