Belgarath der Zauberer
seit Jahrhunderten betreute. Lelldorins Familie war in Wildantor, und sie waren sehr damit beschäftigt, verrückte Pläne gegen die Mimbrater zu schmieden. Der Baron von Mandor, Mandorallens Großvater, suchte stets Streit mit seinen Nachbarn, meist aus unerfindlichen Gründen. Hettars Klan züchtete Pferde und bereitete sich auf das Kommen des Fürsten der Pferde vor, ohne davon zu wissen. Durniks Großvater war Schmied und Relgs ein religiöser Fanatiker, der die meiste Zeit damit verbrachte, seine eigene Reinheit zu bewundern. Ich hatte keine Ahnung, wo sich Taibas Familie aufhielt und das bereitete mir schlaflose Nächte. Ich wußte, daß ihre Familie irgendwo sein mußte, doch ich hatte sie nach der tolnedrischen Invasion in Maragor völlig aus den Augen verloren.
Auf dem Weg nach Drasnien und Cherek machte ich in Tol Honeth halt Ich werfe immer gern ein Auge auf die Boruner. Auf dem Thron saß zu der Zeit Ran Borune XXI. der sich als Ce’Nedras Großvater erwies. Ich erwähnte bereits, daß Tolnedrer gern Kusinen oder Vettern heirateten, und Ran Borune XXI. machte hier keine Ausnahme. Der dryadische Zweig vererbt sich stets in den weiblichen Nachkommen, und die Männer der Familie sind fasziniert von den Dryaden. Es liegt ihnen wohl im Blut.
Wie dem auch sei, zum Zeitpunkt meines Besuches war Ce’Nedras Großvater etwa vierzig. Seine Frau, Ce’Lanne, war einige Jahre jünger, hatte flammend rotes Haar und das ungestüme Temperament, das dazu paßte. Soviel ich hörte, führte der Kaiser ein ziemlich aufregendes Leben.
Die Tolnedrer glaubten nach wie vor, daß mein Name ein obskurer alornischer Titel wäre, und die Geschichtswissenschaftler an der Universität hatten sich eine wilde Theorie über eine ›Bruderschaft der Magier‹ zurechtgelegt. Eine beiläufige Bemerkung Beldins oder eines Zwillings hatte vermutlich dazu geführt, und die kreativen Historiker erfanden eine Menge möglicher und unmöglicher Geschichten darüber. Man hielt uns offenbar für eine Art religiösen Orden. Ein einfallsreicher Pedant ging sogar so weit, anzunehmen, daß meine Brüder und ich nur deswegen mit Toraks Jüngern verfeindet waren, weil irgendwann in der Vergangenheit innerhalb des Ordens eine Spaltung stattgefunden hatte.
Ich hatte es nie für nötig erachtet, diese an den Haaren herbeigezogenen Theorien zu korrigieren, denn sie ermöglichten es mir, Zugang zu den jeweiligen Herrschern zu bekommen, und das ersparte mir viel Zeit.
Es war Winter, als ich Tol Honeth erreichte und mich zum Palast begab. Die Winter sind in Tol Honeth nicht sonderlich streng; so mußte ich mich auf dem Weg zum Kaiser wenigstens nicht durch Schneewehen kämpfen.
»Ihr seid also der altehrwürdige Belgarath«, sagte Ran Borune, als ich zu ihm geführt wurde.
»So sagt man, Majestät«, erwiderte ich.
»Ich habe mir oft Gedanken über diesen Titel gemacht«, verkündete er mir. Wie alle Boruner war er ein kleiner Mann und wirkte auf dem gewaltigen Thron ein wenig lächerlich. »Sagt mir, Altehrwürdiger, ist der Titel ›Belgarath‹ erblich, oder wurdet Ihr und Eure Vorgänger von den Auguren gewählt?«
»Erblich, Majestät«, erwiderte ich. Nun, es entsprach fast der Wahrheit – es kommt darauf an, wie man die Bedeutung von ›erblich‹ auslegt.
»Wie enttäuschend«, murmelte er. »Es wäre weitaus interessanter, wenn all diese Belgaraths durch ein Zeichen von oben erwählt würden. Ich vermute, daß. Ihr interessante Neuigkeiten bringt?«
»Nein, Majestät, eigentlich nicht. Ich hatte in der Nähe zu tun und dachte, ich könnte mich Euch vorstellen.«
»Wie außerordentlich höflich von Euch. Man sagte mir, daß einer meiner Vorfahren einen Belgarath kannte – während des Krieges mit den Angarakanern.«
»Ja, davon weiß ich auch.«
Er lehnte sich in dem rot ausgekleideten Thron zurück. »Das müssen interessante Tage gewesen sein«, sinnierte er. »Frieden ist eine feine Sache, aber Kriege sind doch viel aufregender.«
»Das wird sehr überschätzt«, sagte ich. »Im Krieg verbringt man die meiste Zeit damit, herumzugehen, herumzusitzen oder auf etwas zu warten. Glaubt mir, Ran Borune, es gibt besseren Zeitvertreib.«
Dann platzte seine Frau in den Thronsaal. »Was soll dieser ausgemachte Blödsinn?« verlangte sie mit einer Stimme zu wissen, die man vermutlich noch in Tol Vordue hatte hören können.
»Auf welchen Blödsinn spielst du an, Liebes?« fragte er ziemlich gelassen.
»Du wirst doch gewiß nicht unsere
Weitere Kostenlose Bücher