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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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opfern müssen. Es ist unsere Pflicht, uns etwas Besseres auszudenken, diese Mauern zu Fall zu bringen, ohne die Hälfte der Menschheit dagegen anrennen zu lassen.«
    »Wir könnten es selbst tun«, schlug Belkira vor. »Ich erinnere mich, daß du einen halben Morgen Steine von einem Ort zum anderen geschafft hast, als du Belgarath beim Bau seines Turmes behilflich warst.«
    »Das waren lose Steine, Bruder«, erklärte Beldin ihm mürrisch. »Und mehr hätte ich an diesem Tag auch nicht tun können. Belsambar meint, daß die Angarakaner ihre Mauersteine mit Mörtel verbinden. Wir müßten sie Stein für Stein auseinandernehmen.«
    »Und sie würden die Mauer so rasch wiederaufbauen, wie wir brauchten, sie zu schleifen«, fügte Belmakor hinzu. Er blickte nachdenklich zur Decke von Belsambars Turm hinauf, in dem wir uns versammelt hatten. Dann betrachtete er die Angelegenheit nach logischen Gesichtspunkten und fuhr fort: »Beldin hat recht. Zum einen können wir ihre Städte nicht einfach überrennen. Die Opfer wären moralisch nicht vertretbar.« Er blickte in die Runde. »Stimmt ihr darin überein?«
    Wir nickten alle.
    »Ausgezeichnet«, bemerkte er trocken. »Zum anderen würden wir unsere Kräfte sinnlos vergeuden, wenn wir die Mauern mit dem Willen und dem Wort auseinandernähmen, und erreicht hätten wir damit auch nicht viel.«
    »Was bleibt uns denn?« fragte Belzedar gereizt. Ich hatte von den anderen gehört, daß Belzedar und Belmakor heftige Streitgespräche geführt hatten, als sie im Land der Tolnedrer angelangt waren. Belzedar, als zweiter Jünger, war der Meinung gewesen, daß er mit der Führung der Expedition beauftragt sei. Belmakor, dem ich meine Autorität übertragen hatte, widersprach ihm und hatte dabei Beldins Unterstützung. Darüber war Belzedar zutiefst gekränkt, und es schien, als suche er einen Weg, Belmakor diese Demütigung heimzuzahlen. »Wir können Torak nicht direkt angreifen, das weißt du hoffentlich«, fuhr er fort. »Die einzige Möglichkeit, ihn zu zwingen, den Orb zurückzugeben, führt über sein Volk, und an das kommen wir nicht heran, solange es sich hinter diesen Mauern verschanzt.«
    »Demnach brauchen wir etwas Mechanisches, meinst du nicht auch, alter Junge?« erwiderte Belmakor locker und auf seine weltmännische Weise.
    »Etwas Mechanisches?« Belzedar blickte verblüfft drein.
    »Etwas, das nicht blutet, mein Guter. Etwas, das außerhalb der Reichweite der angarakanischen Speere operieren kann und in der Lage ist, die Mauern einzureißen.«
    »So etwas gibt es nicht«, höhnte Belzedar.
    »Noch nicht, alter Junge, noch nicht. Aber ich glaube, Beldin und ich können euch etwas zeigen, das den Anforderungen genügt.«
    An dieser Stelle möchte ich eines festhalten. Die unterschiedlichsten Völker haben versucht, die Erfindung der Belagerungsmaschinen für sich in Anspruch zu nehmen. Die Alorner pochen auf dieses Vorrecht die Arender ebenfalls und ganz gewiß auch die Malloreaner – aber Ehre, wem Ehre gebührt. Es waren meine Brüder Belmakor und Beldin, welche die ersten dieser Geräte bauten.
    Nicht alle ihre Maschinen funktionierten so, wie sie sollten. Ihr erstes Katapult brach zusammen, als sie es zum erstenmal abfeuerten, und als Probleme mit der Steuerung auftraten, erwies die bewegliche Ramme sich als Fiasko. Sie bahnte sich ihren eigenen Weg, weitab vom vorgesehenen Ziel, und rammte unschuldige Bäume – aber ich schweife ab.
    An dieser Stelle der Diskussion schlug unser mystisch veranlagter Bruder Belsambar etwas vor, das so schrecklich war, daß. uns alle das Entsetzen packte. »Belmakor«, fragte er in dem ihm eigenen, zurückhaltenden Tonfall, »meinst du, es wäre möglich, eine Vorrichtung zu bauen, die Gegenstände über lange Strecken hinweg schleudern kann?«
    »Aber gewiß, alter Junge«, erwiderte Belmakor zuversichtlich.
    »Warum sollen wir irgendwelche Gegenstände an die Mauern schleudern? Wir haben keinen Streit mit den Mauern. Wir streiten mit Torak. Ich bin Angarakaner, und ich kenne die Gedanken Toraks besser als ihr alle. Er ermutigt seine Grolims, ihre Mitmenschen zu opfern, als Zeichen, daß sie nur mehr ihn lieben und sonst keinen. Je mehr das Opfer auf dem Altar leidet, desto größer achtet er dieses Zeugnis ihrer Liebe zu ihm. Dieser ganz besondere, persönliche Schmerz des Opfers befriedigt ihn. Wir verletzen ihn am besten, indem wir den Schmerz zu einer weitgefächerten Angelegenheit machen.«
    »Was genau hast du vor, Bruder?«

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