Belgarath der Zauberer
fragte Belmakor.
»Feuer«, erwiderte Belsambar mit schrecklicher Schlichtheit. »Pech brennt und Erdöl ebenso. Warum sollen wir an diesen Mauern unsere Zeit und das Leben der Kämpfer opfern? Wir werden Maschinen bauen, die flüssiges Feuer über die Mauern in die Städte schleudern. In ihren eigenen Wänden eingeschlossen, werden die Angarakaner bei lebendigem Leibe verbrannt, und wir müssen die Städte nicht einmal betreten.«
»Belsambar!« Beltira schluckte. »Das ist schrecklich!«
»Ja«, gab Belsambar zu, »aber wie ich schon sagte – ich weiß, wie Torak denkt. Er fürchtet das Feuer. Die Götter können die Zukunft sehen, und Torak sieht das Feuer in der seinen. Nichts würde ihm mehr Schmerz bereiten. Und ist das nicht der Zweck, den wir verfolgen?«
Im Hinblick auf die späteren Geschehnisse hatte Belsambar völlig recht aber wie er dies wissen konnte, ist unerklärlich. Torak fürchtete das Feuer wirklich – und er hatte guten Grund dazu.
Obwohl Belsambars Vorschlag äußerst praktisch war, versuchten wir alle, ihm aus dem Weg zu gehen. Belmakor und Beldin überschlugen sich geradezu vor Schaffensfreude, und die Zwillinge standen ihnen in nichts nach. Sie experimentierten mit dem Wetter. Sie riefen Wirbelwinde und Windhosen aus dem blauen Himmel und hofften, solcherart die angarakanischen Städte vernichten zu können. Ich konzentrierte meine Bemühungen auf verschiedene Formen der Illusion. Ich würde die Städte der Angarakaner mit unvorstellbar gräßlichen Schreckensgestalten bevölkern. Ich wollte die Einwohner aus ihren Mauern treiben, ehe mein mystisch veranlagter Bruder sie bei lebendigem Leibe rösten konnte.
Belzedar arbeitete mindestens ebenso hart wie wir anderen. Er schien vom Orb wie besessen, und seine Bemühungen, Möglichkeiten zu finden, das Kleinod wieder zurückzubekommen, grenzten an Wahnsinn. Während wir uns abmühten, wartete Belsambar geduldig. Er wußte, daß wir auf seine grausige Lösung zurückgreifen würden, sobald der Kampf begann.
Zusätzlich zu unseren Bemühungen reisten wir oft in die Länder unserer Verbündeten, um ihre Fortschritte zu begutachten. Die unterschiedlichen Kulturen bildeten bisher stets eher lose Gemeinschaften, die nicht von einer einzelnen Persönlichkeit regiert wurden. Der Krieg mit Torak änderte dies alles. Militärische Organisation ist notwendigerweise hierarchisch, und später, als der Krieg vorüber war, hielten die Völker daran fest, von einem einzelnen regiert zu werden. Somit war es wohl Toraks Verdienst – oder Verschulden –, daß es Könige und Tyrannen gab.
Ich schätze, daß letztlich ich die Verantwortung für das alornische Königshaus trage. Es wurde allgemein befürwortet daß meine Brüder und ich weiterhin als Mittelsmänner der verschiedenen Völker dienen sollten, und mehr oder weniger automatisch übernahmen wir die Verantwortung für die Völker des Gottes, den wir persönlich zur Konferenz im Tal eingeladen hatten, nachdem Torak den Orb gestohlen hatte. Ich glaube, mein ganzes Leben wurde dadurch geformt, daß ich das Pech hatte, mir auf diese Art und Weise die Alorner aufzuhalsen.
Unsere Vorbereitungen dauerten einige Jahre. All die Geschichten über diese Zeit verschönen diese Tatsache. Natürlich gab es einige Grenzscharmützel mit den Angarakanern, aber keine bedeutsamen Schlachten. Schließlich beschlossen die Götter, daß ihre Leute für den Krieg bereit waren – sofern man überhaupt behaupten konnte, daß jemand in diesen Tagen wirklich bereit dafür war. Kein Ereignis in der Geschichte der Menschheit war mit dem Krieg gegen die Angarakaner vergleichbar, denn unser Aufmarschplan hatte ganze Völkerwanderungen zur Folge. In diesen Tagen waren die Götter ihren Völkern so innig verbunden, daß es ihnen nicht in den Sinn gekommen wäre, die Frauen, Kinder und alten Leute zurückzulassen, während die Männer in die Schlachten zogen.
Mara und Issa nahmen ihre Marager und Nyissaner und machten sich in südöstliche Richtung auf den Weg ins Land der Dalaser; gleichzeitig zogen die Tolnedrer und Arender westwärts. Die Alorner allerdings bewegten sich nicht. Das war vermutlich das einzige Mal, daß ich meinen Meister verärgert erlebt habe. Mit für ihn gänzlich untypischer Schroffheit wies er mich an, nach Norden zu gehen und herauszufinden, was die Alorner aufhielt.
Also zog ich wieder gen Norden. Wie stets seit einiger Zeit, ging ich nicht allein. Ich glaube nicht, daß wir je wirklich darüber
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