Belgarath der Zauberer
wollten, indem sie das Thema so einfach abklärten.
Die Wölfin rollte sich zusammen und schlief, während wir anderen auf den Beschluß warteten, den unser Meister und seine Brüder wegen des unberechenbaren Torak fassen würden. Als die Götter den Turm verließen, machten sie düstere Gesichter, und sie gingen fort, ohne mit uns zu sprechen.
Dann rief Aldur uns nach oben. »Es wird Krieg geben«, eröffnete unser Meister uns schwermütig. »Wir können nicht zulassen, daß Torak uneingeschränkte Macht über den Orb erlangt Er und der Stein verfolgen zwei völlig unterschiedliche Absichten. Sie dürfen nicht zusammengebracht werden, sonst könnte es sein, daß die Schöpfung selbst entzweibricht. Meine Brüder sind gegangen, um ihre Leute zu sammeln. Mara und Issa werden den östlichen Weg nehmen, durch das Land der Dalaser; so können sie sich Torak südlich von Korim nähern. Nedra und Chaldan werden ihn vom Westen her einkreisen, und Belar kommt aus dem Norden. Wir werden seinen Angarakanern so lange zusetzen, bis er den Orb zurückgibt. Es zerreißt mir das Herz, aber es muß geschehen. Ich werde euch mit Aufgaben betrauen, die ihr während meiner Abwesenheit erfüllen werdet.«
»Abwesenheit, Meister?« fragte Belzedar.
»Ich muß nach Prolgu gehen und mit UL sprechen. Er kennt das Schicksal, das jedem von uns bestimmt ist, wenn auch nicht in allen Einzelheiten. Er wird uns Führung gewähren, auf daß wir im Krieg gegen unseren Bruder gewisse Grenzen nicht überschreiten.«
Die Wölfin war unauffällig zu Aldur gelaufen und hatte ihren Kopf in seinen Schoß gelegt. Als er zu uns sprach, streichelte er sie abwesend – zumindest dachte ich das damals –, aber mit großer Zuneigung. Ich wußte, daß es unwahrscheinlich war, aber ich hatte das Gefühl, daß die beiden einander bereits kannten.
6. K APITEL
nser Meister hielt sich lange in Prolgu auf, doch wir hatten alle Hände voll zu tun, und ich bin sicher, daß die Leute der anderen Götter ebensosehr beschäftigt waren wie wir. Möglicherweise galt das nicht für die Alorner und die Arender; für alle anderen Völker aber war der Krieg eine eher unbekannte Größe, und selbst diesen beiden streitsüchtigen Stämmen fehlte es an Erfahrung, wenn es darum ging, eine Armee aufzustellen. Bisher hatte auf der Welt mehr oder weniger Frieden geherrscht und die Zahl der Streiter war gering, die in den wenigen Kämpfen, die gelegentlich ausbrachen, mit primitiven Waffen fochten. Natürlich kam es vor, daß der eine oder andere Kämpfer sein Leben ließ, aber ich glaube, daß die Opfer meist eher versehentlich zu Tode kamen.
Dieses Mal jedoch lief alles anders als geplant. Ganze Völker sollten gegeneinander geführt werden, und darauf waren wir nicht vorbereitet Der Beginn unserer Planung stützte sich stark auf Belsambars Wissen über die Angarakaner. Diese übersteigerte Meinung von sich selbst die Torak sie gelehrt hatte, machte die Angarakaner zurückhaltend und verschlossen; deshalb waren Fremde oder Angehörige anderer Rassen in ihren Städten nicht willkommen. Um diese Haltung auch nach außen hin deutlich zu machen, waren die angarakanischen Städte seit jeher mit hohen Mauern umgeben. Die Angarakaner errichteten diese Mauern nicht weil sie einen Krieg erwarteten – obwohl dies für Torak selbst wohl galt -; es war ihnen vielmehr wichtig, ein äußeres Zeichen zu setzen, daß sie unter den Menschen eine besondere Stellung einnahmen und ihnen in jeder Hinsicht überlegen waren.
Beldin saß auf dem Boden und blickte finster drein, nachdem Belsambar den steinernen Wall beschrieben hatte, welcher die Stadt umgab, in der er vor etwa tausend Jahren das Licht der Welt erblickt hatte. »Vielleicht bauen sie heutzutage keine Stadtmauern mehr«, knurrte er.
»Als wir sie vor fünfhundert Jahren besuchten, waren die Mauern eher noch höher – und dicker«, konterte Belzedar.
Beltira zuckte mit den Schultern. »Was Menschen errichten, können andere niederreißen.«
»Nicht, wenn es von den Wehrgängen Speere und kochendes Öl regnet«, widersprach Beldin. »Wir müssen damit rechnen, daß die Angarakaner sich hinter diese Mauern zurückziehen, wenn wir anrücken. Sie vermehren sich zwar wie die Kaninchen, aber sie werden trotzdem in der Minderzahl sein und uns deshalb nicht auf offenem Feld gegenübertreten wollen. Sie werden sich in ihre Städte begeben, die Tore schließen und warten, bis wir kommen. Um diese Mauern zu stürmen, werden wir viele Leben
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