Belgarath der Zauberer
gesprochen hatten, doch die junge Wölfin hatte mich gänzlich eingenommen. Da sie mich begleitete, wurde ich wieder zum Wolf. Ich nehme an, sie schätzte das. Sie war nie gänzlich zufrieden mit meiner wirklichen Gestalt, und sie schien viel glücklicher mit mir, wenn ich vier Pfoten und einen Schwanz besaß.
Wir fanden heraus, was die Alorner aufgehalten hatte, kaum daß wir das Land des Bärengottes erreichten. Ob ihr es glaubt oder nicht, sie kämpften bereits – gegeneinander.
Das Volk der Alorner war in Klans eingeteilt, und der Streit ging darum, welches Klanoberhaupt die ganze Armee führen sollte. Die anderen Götter waren auf ähnliche Probleme gestoßen; sie hatten den Ehrgeiz der einzelnen Parteien nach der Vormachtstellung einfach überstimmt und einen Führer gewählt. Belar jedoch konnte das nicht. »Ich bin sicher, du verstehst meine Lage, Belgarath«, sagte er mir schließlich, als ich ihn fand. Es klang beinahe, als wollte er sich vor mir rechtfertigen.
Ich atmete tief durch und unterdrückte das Verlangen, ihn anzuschreien. »Nein, Herr«, sagte ich so sanft, wie ich es fertigbrachte. »Ich verstehe es nicht.«
»Wenn ich einen Klanhäuptling wähle, könnte das als Günstlingswirtschaft ausgelegt werden, nicht wahr? Sie müssen das ganz einfach unter sich austragen.«
»Die anderen Völker sind bereits losmarschiert, Herr«, erinnerte ich ihn so geduldig, wie es mir nur möglich war.
»Wir werden ebenfalls kommen, Belgarath«, versicherte er mir. »Wir werden es schließlich auch schaffen.«
Ich kannte die Alorner gut genug, um mir vorstellen zu können, daß Belars »schließlich« sich vermutlich über einige Jahrhunderte hinziehen konnte.
Die Wölfin an meiner Seite setzte sich, und die Zunge hing ihr aus dem Maul. Ich muß zugeben, daß ihr Lachen meine Laune nicht verbesserte.
»Gestattet Ihr mir einen Vorschlag, Herr?« fragte ich den Bärengott in höflichem Tonfall.
»Aber ja, Belgarath«, erwiderte er. »Um ehrlich zu sein, habe ich mir den Kopf zerbrochen, um eine Lösung für dieses Problem zu finden. Es wäre mir äußerst unangenehm, meine Brüder zu enttäuschen, und ich möchte auch den Krieg nicht gänzlich verpassen.«
»Auf Euch verzichten zu müssen wäre unvorstellbar, Herr!« versicherte ich ihm. »Nun zu Eurem Problem. Warum ruft Ihr nicht alle Eure Klanhäuptlinge zusammen und laßt das Los entscheiden, wer der Führer der Alorner werden soll?«
»Du meinst wir sollten es dem Zufall überlassen?«
»Es ist eine Lösung, Herr, und wenn Ihr und ich versprechen, uns nicht einzumischen, werden Eure Häuptlinge keinen Grund zur Klage haben, nicht wahr? Sie werden alle die gleiche Chance erhalten, und wenn Ihr befehlt, sich dem Entscheid zu beugen, sollte es ein Ende bedeuten für all dies…« Ich biß mir fast die Zunge ab, um nicht ›diesen Unsinn‹ sagen zu müssen.
»Meine Leute spielen gern«, räumte er ein. »Wußtest du, daß wir den Würfel erfunden haben?«
»Nein«, sagte ich höflich. »Das wußte ich nicht.« Soweit mir bekannt war, behaupteten die anderen Völker dasselbe von sich. »Warum rufen wir Eure Klanoberhäupter nicht zusammen, Herr? Ihr könntet den Wettbewerb erklären -und die Regeln, und dann hätten wir dieses Problem gelöst.
Wir wollen doch Torak nicht warten lassen. Er würde Euch sicherlich sehr vermissen, wenn die Kämpfe beginnen.«
Er lächelte mir zu. Wie ich schon erwähnte, mochte Belar seine Fehler haben, aber er war ein sympathischer junger Gott. »Ach, übrigens, Herr«, fügte ich hinzu und versuchte, meiner Stimme einen Klang zu geben, als käme mir die Idee erst in diesem Augenblick. »Wenn es Euch recht ist, würde ich gern mit Euch gemeinsam südwärts ziehen.« Irgend jemand mußte die Alorner im Auge behalten.
»Gewiß, Belgarath«, erwiderte er. »Ich freue mich, dich bei uns zu haben.«
So zogen die Klanhäuptlinge der Alorner das Los, und gleichgültig, was Polgara auch denken mag, ich habe mich nicht eingemischt. Meiner Meinung nach war ein Klanhäuptling so gut wie der andere, und es war mir gleichgültig, wer die Führung übernahm – solange nur irgendeiner es tat. Glücklicherweise war Chaggat der siegreiche Häuptling, der Urgroßvater von Cherek Bärenschulter, dem größten König, den die Alorner je besaßen. Ist es nicht seltsam, wie die Dinge sich manchmal ergeben? Inzwischen habe ich herausgefunden, daß – obwohl ich mich nicht eingemischt hatte und auch Belar nicht
– jemand anders seine
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